Vermischtes

Fernsehen im Bett: Ist das eine gute Idee?

Manchmal lockt die Versuchung bereits mit dem ersten Gähnen.

Das Kissen liegt weich, die Decke schmiegt sich gemütlich um Beine und Arme und irgendwo drüben blinkt im Dunkeln dieser kleine schwarze Kasten, der flimmernd verspricht, noch für ein paar Minuten die Welt draußen vergessen zu lassen. Doch kaum jemand ahnt, welch komplexe Debatte in diesem Moment zwischen Matratze und Mattscheibe entfacht wird. Denn die Frage, ob Fernsehen im Bett eine gute Idee ist, hat weit mehr Facetten als nur die eines nächtlichen Filmgenusses.

Folgen von Fernsehen im Bett auf Körper und Geist


Fernseher sind kleine Sonnen, die nachts strahlen, obwohl das Gehirn längst glaubt, es sei Zeit, alles herunterzufahren. Dieses bläuliche Licht, das aus Serien, Nachrichten und Talkshows schimmert, trickst den Körper aus, als liege noch ein ganzer Sommertag vor ihm. Melatonin, jenes Hormon, das die innere Uhr zuverlässig in den Schlafmodus schaltet, bleibt ausgebremst, wenn der Bildschirm hell leuchtet. So steht der Körper in der Startaufstellung für den nächsten Marathon, obwohl die Matratze schon rufend lockt.

Spannend wird es dann, wenn Actionfilme, Krimis oder wilde Shows die Szenerie dominieren. Denn statt innerer Ruhe regiert ein Feuerwerk aus Geräuschen, Farben und Geschichten, das das Nervensystem in Habachtstellung hält. Die Gedanken drehen ihre Runden, analysieren, rätseln und verhindern, dass die Augenlider endgültig schwer werden. Selbst sanfte Naturdokus schaffen es oft nicht, Körper und Geist vollkommen in die Entspannung zu entführen.

Noch kniffliger wird es, wenn der Schlaf mit einem laufenden Fernseher verbunden wird. Der Mensch gewöhnt sich schnell an Hintergrundgeräusche, so dass bald kein Einschlafen mehr ohne das vertraute Stimmengewirr möglich ist. Das Boxspringbett, das ein Synonym für Stille und Erholung ist, wird zum zweiten Wohnzimmer und verliert seinen Zauber als Oase der Ruhe.

Zudem kommt es vor, dass ein plötzlich lauter Werbespot, ein dramatischer Musikeinsatz oder ein greller Szenenwechsel selbst aus tiefem Schlaf reißt. So bleibt der Körper ständig in Lauerstellung, stets bereit, den nächsten Reiz zu verarbeiten. Kein Wunder, dass viele nach einer Fernsehnacht das Gefühl haben, geschlafen zu haben, als hätten sie die halbe Nacht Wäsche sortiert.

Ein Fernseher im Schlafzimmer kann die Beziehung beeinflussen


Während die einen in sanfter Zweisamkeit unter der Decke verschwinden, schaltet der andere lieber das Gerät ein, auf dem bunte Welten über den Bildschirm tanzen. Hier entstehen Konflikte, die nicht selten weit über die Frage hinausgehen, wer die Fernbedienung in der Hand hält. Denn ein Fernseher im Schlafzimmer kann stille Kluften ziehen, die manchmal tiefer reichen, als es auf den ersten Blick scheint.

Wenn Gespräche verstummen, weil Serienfolgen in endlosen Schleifen laufen, schrumpft die gemeinsame Zeit. Augen, die sonst einander suchen, bleiben starr auf die blinkende Fläche gerichtet. Wer unterschiedliche Vorlieben hegt, landet schnell in Diskussionen, bei denen es weniger um die Handlung einer Serie als um das Gefühl geht, dass einer zu kurz kommt.

Natürlich gibt es Paare, die das gemeinsame Schauen als kleines Ritual pflegen. Gemeinsam über Dialoge lachen, zusammen über Handlungsstränge rätseln oder einfach nebeneinander in Stille entspannen – das kann verbinden. Doch selbst dieses Ritual birgt die Gefahr, dass echte Nähe, leise Gespräche oder spontane Zärtlichkeiten vom Bildschirm verschluckt werden. Denn selbst wenn zwei Körper nebeneinanderliegen, bleibt der Fokus oft auf der Geschichte, die in Pixeln erzählt wird.

Der Fernseher als Weg zur Entspannung oder Schlafräuber?


Fernsehen im Bett hat zweifellos seinen Reiz. Nach einem Tag voller Termine, Nachrichten und Stress wirkt der Bildschirm wie ein kleines Stück Freiheit. Für manche ist er Rettungsanker, wenn Sorgen kreisen, weil vertraute Stimmen oder sanfte Bilder die Gedanken in ruhigere Bahnen lenken. Gerade Alleinlebende finden darin ein Gefühl von Gesellschaft, das die Stille des Schlafzimmers weniger einsam erscheinen lässt.

Zudem kann ein kurzer Blick in eine vertraute Serie helfen, das Ende des Tages zu markieren. Ein festes Ritual schafft Struktur, beruhigt und macht müde, vor allem wenn die Inhalte leicht und unaufgeregt sind. So mancher gleitet tatsächlich schneller ins Traumland, wenn beruhigende Hintergrundgeräusche den Übergang begleiten.

Doch die Nachteile sprechen eine ebenso deutliche Sprache. Wer sich in endlosen Serienfolgen verliert, merkt oft erst nach Mitternacht, dass der nächste Tag erbarmungslos früh anklopft. Gerade die Verlockung des „nur noch eine Folge“ führt dazu, dass die Uhr immer weiter vorrückt.

Dazu kommen Beschwerden, die sich kaum vermeiden lassen, wenn man über Stunden in Kissen eingeklemmt liegt. Nacken oder Rücken melden sich irgendwann beleidigt, weil der Körper in verdrehten Haltungen verweilt, die weder Orthopäden noch Wirbelsäule erfreuen.

Auch das Risiko für einen flachen, unruhigen Schlaf steigt. Denn das Gehirn verarbeitet selbst im Halbschlaf noch Bilder und Töne, die eigentlich längst Pause haben sollten. Wer vor dem Einschlafen Nachrichten konsumiert oder spannende Filme schaut, nimmt nicht selten negative Emotionen mit in den Schlaf, was die Nacht schwerer und unruhiger macht.

Warum Experten oft vor einem Fernseher im Schlafzimmer warnen


In Fachkreisen gilt das Schlafzimmer als ein Ort, der nur zwei Dingen gewidmet sein sollte: dem Schlaf und der körperlichen Nähe. Alles andere, vom Laptop bis zur TV-Fernbedienung, stört diese Ruhezone, sagen Schlafexperten.

Blaulicht gilt dabei als einer der größten Bösewichte. Es blockiert die Produktion von Melatonin, dem körpereigenen Signalgeber für Müdigkeit. Statt langsam herunterzufahren, bleibt der Körper im Wachmodus, die innere Uhr gerät aus dem Takt und der Schlaf wird zum Glücksspiel.

Selbst bei geringer Lautstärke arbeitet das Gehirn weiter. Geräusche werden registriert, Gespräche im Hintergrund entschlüsselt, weil das Gehirn auch im Schlaf nicht vollständig abschaltet. Bett und Fernseher werden immer stärker miteinander verknüpft, sodass bald kein Einschlafen mehr ohne das vertraute Geflimmer gelingt.

Fazit: Fernsehen im Bett ist okay, aber bitte mit Regeln!


Ganz verbieten muss man den Fernseher im Schlafzimmer nicht. Wer sich an ein paar Regeln hält, kann das Gerät durchaus genießen, ohne dass der Schlaf darunter leidet. Moderne Fernseher bieten zum Beispiel Blaulichtfilter, die das Bild wärmer erscheinen lassen und weniger aggressiv auf die Augen wirken. Auch eine niedrige Bildschirmhelligkeit hilft, die Belastung für das Gehirn zu senken.

Zudem lohnt es sich, bei der Programmwahl wählerisch zu sein. Statt Thrillern oder düsteren Krimis helfen ruhige Reportagen, sanfte Naturfilme oder leichte Serien, die das Nervensystem nicht in Aufruhr versetzen.

Ein klarer Zeitrahmen schützt ebenfalls vor dem nächtlichen Serienmarathon. Maximal eine halbe Stunde, dann sollte Schluss sein. Wichtig bleibt außerdem, den Fernseher vor dem Einschlafen konsequent auszuschalten, damit er nicht die ganze Nacht unbemerkt weiterläuft. Auch ergonomische Überlegungen spielen eine Rolle.

Ein gewisser Abstand zwischen Kopfkissen und Bildschirm entlastet die Augen, eine bequeme Position verhindert Nackenschmerzen. Kopfhörer können zudem dafür sorgen, dass Partner ungestört schlafen können, selbst wenn der andere noch eine Episode sehen möchte.

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