Interview

Gabriele Walther: Die Serie ‚richtet sich an ein junges Publikum‘

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Mit «Mandy und die Mächte des Bösen» hat Amazon im November eine neue Serie gelauncht. Gerade an Weihnachten hat man Zeit, die Serie noch einmal anzuschauen.

Hallo Frau Walther. Sie haben «Mandy und die Mächte des Bösen» produziert. Wie sind Sie an diesen Stoff gelangt?
Bei einem Gespräch mit der Agentin Astride Bergauer (Agentur Scenario) hat sie uns von dem Konzept ihrer Klientin Elisabeth Schmied erzählt. Marcus Hamann, der bei Caligari Film für die Stoffentwicklung zuständig ist, und ich waren sofort von diesem Ansatz begeistert. Im nächsten Schritt haben wir Elisabeth Schmied gebeten, ein erstes Buch zu schreiben. Dieses Buch hat uns nicht nur von der Geschichte her sehr überzeugt, sondern vor allem auch von den starken Charakteren und den Dialogen, mit denen sie ihre Figuren zum Leben erweckt.

Wo pitcht man schließlich die neue Serie am besten? Beim Privatfernsehen, bei Amazon oder doch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern?
«Mandy und die Mächte des Bösen» richtet sich an ein junges Publikum und ist eine Horror-Comedy, also ein sehr spezielles Angebot für die Kunden. Programme für diese Zielgruppe werden von allen gesucht, aber die Kunden unterscheiden sich stark in der Dauer der Entscheidungsprozesse, im Budget, aber auch in ihren inhaltlichen Vorstellungen für dieses Genre. Es ist aber extrem wichtig, dass die Dämonen glaubwürdig dargestellt werden und auch entsprechend hoher VFX-Kosten waren neben zahlreichen Actionszenen die besonderen Anforderungen an diese Produktion. Kurzum es brauchte ein gewisses Budget, um hier die Bücher adäquat umzusetzen, und damit steigt natürlich für einige Kunden auch das Risiko, sich an ein neues Genre zu wagen.

Amazon Prime Video hat uns auf Basis des Konzepts und des ersten Buches direkt einen Produktionsauftrag erteilt. Dieses Vertrauen in alle Beteiligten hat uns nicht nur sehr beflügelt, sondern auch unglaubliche Kräfte freigesetzt, die sonst oft in langen Entwicklungsprozessen vor einem Greenlight verschlissen werden. Wir haben die Serie innerhalb von 12 Monaten produziert.

Elisabeth Schmied hat die Drehbücher verfasst. Hatten Sie eigentlich redaktionellen Einfluss auf einzelne Szenen?
Es ist die erste Serie von Elisabeth, es ist ihre Idee und in ihrem Kopf leben auch alle Figuren und Dämonen, also war es für uns klar, dass sie auch die Bücher schreibt. Aber bei der Entwicklung haben wir im Team gearbeitet. Marcus Hamann hat die Entwicklung in Zusammenarbeit mit Amazon Prime Video für Caligari Film geleitet. Bei der Suche nach einem geeigneten Regisseur für diese Serie habe ich mich für Andreas Schmied, den Ehemann von Elisabeth Schmied, entschieden. Er ist unter anderem auch Regisseur so großer österreichischer Kinofilme wie «Love Machine» (2019), «Klammer» (2021) und «Pulled Pork» (2023), der derzeit erfolgreich in den Kinos läuft. Da Elisabeth Schmied schon mehrmals mit ihrem Mann als Co-Autorin bei Kinofilmen zusammengearbeitet hat, war Andreas diesmal als Co-Autor bei «Mandy und die Mächte des Bösen» dabei. Von Anfang bis zum letzten Schnitt war es immer eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit, bei der uns Elisabeths Anmerkungen bis zum Schluss immer sehr wichtig waren.

Verraten Sie uns doch bitte die Handlung!
«Mandy und die Mächte des Bösen» spielt in einem ganz normalen Wohnkomplex.
Dort lebt Mandy (Eli Riccardi), Anfang 20, noch bei bei ihrer Mutter Tiffany (Rebecca Immanuel), setzt aber keinen Fuß mehr vor die Tür. Seit einem Unfall bei einer Halloween-Party leidet sie unter Agoraphobie und Panikattacken. Um ihrer Mutter nicht auf der Tasche zu liegen, bestreitet sie ihren Lebensunterhalt mit Séancen und bringt damit Trauernde um ihr Geld. Doch inmitten ihres fragwürdigen Geschäfts wird ihre Welt auf den Kopf gestellt, als ihr der Geist ihrer Nachbarin Selcan (Bayan Layla) erscheint – und zwar mit verheerenden Nachrichten: es gehen Dämonen in ihrer Nachbarschaft um! Schon bald stellt Mandy fest, dass dunkle Mächte die Menschen in ihrer Umgebung bedrohen. Sie begibt sich auf eine chaotische Mission, um sich ihren Dämonen zu stellen und die Menschen, die sie liebt, zu retten.

Sie haben ja auch «Hausmeister Krause» produziert. Hätten Sie Interesse dies mit einer Miniserie noch einmal fortzusetzen?
«Hausmeister Krause» hat 10 Jahre meines Schaffens geprägt und ist für mich einer der wenigen großen Klassiker - Zeit für eine neue Begegnung mit ihm.

Sie haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Filme und Serien für junge Kinder gemacht. War dies Absicht?
Wer sich mit Kindern und Jugendlichen beschäftigt, beschäftigt sich mit der Zukunft. Animation ist für uns ein sehr spannendes Geschäftsfeld, das wir mit Live-Action-Serien für Jugendliche, wie zum Beispiel der TV-Serie «Pan Tau», ausgebaut haben. Strategisch sehe ich den Schwerpunkt unserer Programme bei den Zuschauern zwischen 6 und 30 Jahren. Mit «Mandy» wollen wir nun auch bei der Zielgruppe der Young Adults erfolgreich sein.

Die Animationsproduktionen stehen für die internationale Kompetenz des Unternehmens, damit einher geht die Erfahrung in der internationalen Finanzierung, aber auch das Know-how in der Marken- und IP-Entwicklung, das überall dringend gesucht wird.

Zeitweise aber auch Dokumentationen wie «Die Kanzlerfrauen und Herr Sauer – Leben im Schatten der Macht» hergestellt. Waren Sie schon immer so breit ausgestellt?
Die zentrale Frage, die wir uns zu Beginn eines Projekts immer stellen, ist die nach der geeigneten Form der Umsetzung. Nicht jeder Stoff eignet sich für eine Animation und es gibt viele Stoffe, die in einer dokumentarischen Umsetzung stimmiger sind als in einer fiktionalen. Aus diesem Ansatz heraus haben sich die Geschäftsfelder entwickelt.

Die Caligari Film ist ein unabhängiges Unternehmen und das erfordert auch ein hohes Maß an Flexibilität und verschiedene Geschäftsfelder erhöhen die Optionen, seine Ziele zu erreichen.

Wie läuft Ihre Produktionsfirma Caligari Film? Spüren Sie den Druck der US-Konzerne, auf die Kosten einzudämmen?
Natürlich spüren auch wir eine starke Zurückhaltung bei der Beauftragung von Produktionen. Die Entwicklungs- und Produktionskosten bei den Produzenten steigen und die Deckungsbeiträge werden durch die hohen Zinsen stark reduziert. Insgesamt also keine fetten Jahre. Seit der Pandemie haben wir unseren Fokus verstärkt auf größere internationale Koproduktionen verlagert, um unseren Auftraggebern auch mit anderen Finanzierungsoptionen begegnen zu können.

Als Unternehmer ist man gefordert, immer wieder valide neue Lösungen anzubieten und in diesem Sinne auch die knappen Budgets seiner Kunden mitzudenken, um entsprechend angepasster Optionen zu unterbreiten. Die Kreativität eines Produzenten bezieht sich nicht nur auf die Stoffe, die er entwickelt, sondern erfordert auch immer wieder neue Wege, diese adäquat finanzieren zu können. Wir bleiben optimistisch.

Dann alles Gute für das neue Jahr!

«Mandy und die Mächte des Bösen» sind seit November bei Amazon Prime Video abrufbar.

Kurz-URL: qmde.de/147525
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