Interview

Kim Frank: ‚Die Idee zu den Filmen entstand im Februar 2022‘

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Seine Stimme hören Millionen Menschen jede Woche, jetzt hat mit «Echt – Unsere Jugend» über 240 Stunden Material ausgewertet und zu einer Doku zusammen geschnitten.

Hallo Herr Frank! Ihre Band „Echt“ darf auf keiner 90er-Jahre-Party fehlen. „Du trägst keine Liebe in dir“ wird noch heute in den Diskotheken des Landes gespielt. Hätten Sie gedacht, dass dieser Song über Generationen hinweg gehört wird?
Ich freue mich total darüber, wobei es schon auch manchmal unangenehm ist, wenn er gespielt wird, wenn ich auf einer Party bin. Vor allem aber freut mich wie viele Musiker:innen auf mich zukommen und mir erzählen, dass sie davon inspiriert wurden, auf deutsch zu singen

„Echt“ kam in einer Zeit, in der auch die „Band ohne Namen“ und die „Sportfreunde Stiller“ aktiv waren. Konnte man damals - im Gegensatz zu heute - mit Plattenverkäufen Geld verdienen?
Social-Media gab es nicht, kein YouTube, kein Instagram, TikTok. CDs waren die einzige Möglichkeit, um Popmusik zu hören. Dafür haben deutsche Künstler aber damals viel weniger und lange nicht so große Konzerte gespielt wie heute. Unser größtes eigenes Konzert war vor 9.000 Leuten und der einzige deutsche Künstler, der damals im Stadion gespielt hat, war Westernhagen. Weil man Musik einfach streamen kann, geben die Leute gerne das Geld für ein Konzerterlebnis aus, was ich total schön finde.

Der Fernsehsender VIVA war die Anlaufstelle für deutsche Bands. Wissen Sie noch, wie oft Sie mit Ihrer Band dort waren?
Gefühlt jede Woche. Das Tolle an VIVA war, dass sie uns haben sein lassen, wie wir sind, sie haben jeden Quatsch mitgemacht, haben uns eigene Sendungen gegeben, in denen wir machen konnten, was wir wollten und haben sogar schon aus dem eigenen Material kleine Codes, Beiträge, Filme geschnitten. Das wäre heute wohl so nicht mehr möglich.

Sie haben Ihre Kollegen und sich damals schon selbst gefilmt. Waren Sie revolutionär unterwegs? Wie lange haben Sie an der Reportage-Reihe gearbeitet?
Ich frage mich schon, warum wir uns damals so viel gefilmt haben, insgesamt habe ich 240 Stunden Material von unserer Kamera, es gab ja nicht mal YouTube oder so. Das fühlt sich heute fast so an, als hätten wir geahnt, dass wir 20 Jahre später daraus mal Filme machen wollen. Die Idee zu den Filmen entstand im Februar 2022 und seitdem habe ich mehr oder weniger durchgehend daran gesessen, weil es sehr zeitintensiv war, allein das Material zu sichten.

Das Ergebnis «Echt - Unsere Jugend» ist seit dem 23. November 2023 in der ARD Mediathek zu sehen. Was erwartet uns in der dreiteiligen Reportage?
Es ist keine Reportage und keine klassische Dokumentation. Mein Ziel war es, Coming-of-Age-Filme zu machen, die komplett aus meiner Erinnerung erzählt sind. Ich versuche die Leute mitzunehmen, dahin, wie ich mich damals wirklich gefühlt habe und versuche so wenig wie möglich aus heutiger Sicht einzuordnen und ich habe versucht, auch wenn das Ganze in dieser ganz speziellen Popstar-Welt Ende der 90er Jahre spielt, mich auf die universellen Themen zu konzentrieren, die uns auch damals beschäftigt haben … Träume, Ängste, die erste große Liebe, aber auch Depressionen und Panik-Attacken.

Sie sind seit über zehn Jahren als Filmemacher unterwegs. Sie haben zahlreiche Musikvideos gedreht. Mit welchem Künstler arbeiten Sie am liebsten zusammen? Vielleicht mit Mark Foster?
Mark und mich verbindet eine enge Freundschaft, ich habe fast alle seine Musikvideos gemacht und natürlich liebe ich es, mit ihm zusammen zu arbeiten, weil wir über diese lange Zeit hinweg, uns ohne große Worte verstehen. Aber ich liebe es eigentlich, mit allen Künstler:innen zu arbeiten, mit denen ich arbeite, weil ich total wichtig finde, jemanden zu mögen, um mit ihm arbeiten zu können.

Ihr ZDF-Spielfilm «Wach» wurde im ZDF ausgestrahlt. Waren Sie zufrieden, dass er nur im Nachtprogramm lief?
«WACH» war der erste deutsche Film, der parallel zur Fernseh-Ausstrahlung vor allem auf YouTube Premiere hatte, auf YouTube hat der Film über 3 Millionen Aufrufe, und unzählige intensive Kommentare, er war also ein sehr großer Erfolg, auf den ich sehr stolz bin.

Im Rahmen der Pandemie haben Sie das Hörspiel „Enthüllt“ geschrieben und auch eingesprochen. Wie lange dauert so ein Projekt?
Die ganze Entstehung war ein einziger Blur, weil wir den während der Anfangsphase der Pandemie produziert haben, alles mit Remote-Sessions, also alle Sprecher in anderen Räumen als ich, ohne Kontakt zueinander, das war schon sehr anders, als ich mir vorgestellt hatte, aber ich bin trotzdem total glücklich mit dem Ergebnis.

Vor knapp fünf Jahren haben Sie in einem Spiegel-Interview angekündigt, politische Filme machen zu wollen. Was ist daraus geworden?
Nach «WACH» habe ich genau das versucht, aber konnte bislang leider noch keinen Partner finden, der solche Filme machen wollte, so traurig das ist. Deshalb auch die Entscheidung, einen Stoff wie „Enthüllt“ als Podcast zu machen. Ich würde mir aber sehr wünschen, dass ich noch die Partner in Zukunft finde, die den Mut haben, solche Themen anzugehen.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

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