Serientäter

«Lois & Clark»: Ein Drama in 22 Akten

von

Deborah Joy LeVine interpretierte die Superman-Geschichte im Jahr 1993 neu. Nach einer fulminanten ersten Staffel folgte der Absturz.

Die Autorin Deboray Joy LeVine durfte im Jahr 1993 zusammen mit Warner Bros. Television eine neue Superman-Version kreieren. Am 12. September 1993 war der zweistündige Pilotfilm bei ABC zu sehen. Zur damaligen Zeit waren Serien über den Helden aus Stahl ein großer Teil des amerikanischen Fernsehens. Mit wenig Ausnahmen war Superman zunächst in den animierten Serien «Adventures of Superman» (1952 – 1958), «The New Adventures of Superman» (1966 – 1970) und «Super Friends» (1974 – 1986) zu sehen und im Jahr 1988 kam schließlich eine weitere «Superman»-Serie, ehe von 1988 bis 1992 noch «Superboy» lief. Schließlich folgte «Lois & Clark – The New Adventures of Superman», das beim Disney-Konzern zugehörigen Fernsehsender ABC ausgestrahlt wurde.

LeVine wollte eine familienfreundliche Serie auf die Beine stellen. Um Clark Kents Mutter (K. Callan) einen Gegenpart zu geben, blieb Jonathan (Eddie Jones) am Leben. Während also die Mutter am Ende des Pilotfilmes das Kostüm nähte, blieb der männliche Farm-Besitzer immer der skeptische Teil der Beziehung. Lois Lane wurde von Teri Hatcher verkörpert, die zunächst in einigen «Seinfeld»-Folgen auftrat und schließlich Jahre später eine der «Desperate Housewives» war. Sie verkörperte eine 28-jährige Journalisten, die vor keiner Gefahr zurückschreckte. Allerdings hat sie schon Enttäuschungen erleben müssen, denn ein ehemaliger Kollege nahm ihr eine Story weg.

«Lois & Clark» startet 27 Jahre nach der Ankunft von Clark respektive Kal-El in Smallville, Kansas. Der junge Clark zieht nach Metropolis und möchte von der „Smallville Press“ zum „Daily Planet“ wechseln. Perry White (Lane Smith), ein hitziger Chefredakteur, ist von den Arbeitsproben nicht wenig begeistert. Nebenbei fällt der Satz, dass doch der beste Spürhund der Redaktion ein Abriss eines alten Theaters vermelden soll. Weil Lois aber „nicht in Stimmung war“, schaut sich Clark vor Ort um. Über diesen Umweg kann er schließlich im Pilotfilm anheuern.

Relativ schnell kommt er mit dem Fotografen Jimmy Olsen (Justim Whalin) in Kontakt, der allerdings nur als Laufbursche dient. Die Klatschkolumnisten Cat Grant (Tracy Scoggins) wird als Antagonistin zu Lois aufgebaut. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass die Produzentin LeVine am Ende der Staffel die Figur gar nicht mehr vorkommen lässt, da sie durch Lex Luther (John Shea) auch überflüssig wird. Während Clark sich also schon im Pilotfilm in Lois verschaut, verliebt sich Lois am Ende der ersten Runde in Lex. Optisch hat dieser sich verändert: Statt mit einer Glatze überzeugt Shea als gewiefter Pate von Metropolis, dessen Markenzeichen eine Zigarre und sein lockiges Haar ist.

In der 17. Episode der Staffel führt man schließlich den Kriminellen Jack (Chris Dementral) ein. Im Gegensatz zu vielen anderen Serien führt diese späte Einführung dazu, dass seine Verpflichtung nicht so gequält wirkt. Schließlich wird seine Figur in der finalen Doppelfolge der Staffel noch eine entscheidende Rolle einnehmen. Allerdings muss man LeVine durchaus attestieren, dass sie die Staffel mit einem entschiedenen Weitblick geplant hat.

In der vorletzten Folge kommt die Frage, ob Lois denn nun Lex heiraten möchte. Damit steuert «Lois & Clark» auf einen entscheidenden Punkt in der Heldenreise hin. Supermans respektive Clarks Erzfeind bekommt die Frau, die er gerne möchte. Lois hingegen fühlt sich zum Mann aus Stahl hingezogen, doch für eine Offenbarung, dass beide Personen die gleiche sind, ist es noch viel zu früh. Gleichzeitig wird der „Daily Planet“ in die Luft gesprengt, Drahtzieher ist natürlich Lex Luther. Er möchte kritische Berichterstattung gegen seine Unternehmen verhindern. Die Unterdrückung der Presse durch Konzerne war schon in den 90er Jahren ein Thema. Genauso wie der „Daily Planet“ schon damals klamm war. Es wird offensichtlich: Der unabhängige Aufbau der Zeitung lohnt sich nicht.

Schließlich kommt es, wie es in einer solchen Geschichte kommen muss: Superman wird von Lex Luther in einem Kryptonit-Gefängnis eingesperrt, die ehemaligen Angestellten der Zeitung um Perry White finden schließlich genügend Beweise um Luther das Handwerk zu legen. Die Hochzeit platzt, Luther ist in die Enge getrieben und springt von seinem Wolkenkratzer in den Tod. Ein Happy End steht in Sicht, schließlich wird die Zeitung wieder aufgebaut.

Obwohl die Geschichte von «Lois & Clark» perfekt inszeniert ist, erreichte das Finale lediglich 17 Millionen Fernsehzuschauer. Auch sonst performte die Serie auf dem Sonntag um 20.00 Uhr-Sendeplatz recht schwach. Die Reichweiten sind gut, aber nicht wirklich fantastisch. Nach nur dreieinhalb Monaten Pause musste es mit der zweiten Staffel weitergehen und hier kommt das Network-Fernsehen an seine Grenzen: Die Geschichten fallen ins Bodenlose. Die Drehbuchautorin verzettelten sich mit den Inhalten.

Bereits zum Auftakt der zweiten Runde rächt sich Luthers Ehefrau Arianna Carlin (Emma Samms) an Lois, zwölf Folgen kommt Luther zurück von den Toten und Clark bekommt einen neben Lois einen weiblichen Love-Interest, die allerdings schon bald wieder verschwindet. Stattdessen beginnt die ewige Odyssee, wie Lois und Clark ihr erstes Date haben können. Trotz der inhaltlichen Schwächen hat man die Serie gerne gesehen, ein paar Comedy-Elemente rundeten die Show von guten Spezialeffekte ab.

In Staffel drei bekommt Lois Superkräfte, doch bei der gemeinsamen Hochzeit wird Lois durch ein Klon ersetzt. Schließlich kommt kurz nach dem Drei-Teiler um die gescheiterte Ehe auch ein Vierteiler über Kryptonier, die auf die Erde kommen. Im weiteren Verlauf wird Lois Lane des Mordes angeklagt und John Sheas Sohn taucht ab. In der letzten Episode will das Reporter-Ehepaar ein Kind bekommen. Schließlich kehrt der Zeitreisende HG Wells (Hamilton Camp) zurück, der ein Baby im Gepäck hat. Trotzdem hat man die vier Staffeln gerne geschaut.



Diese Szene ist allerdings nicht mehr zu sehen, sondern offenbart die Pläne der Verantwortlichen für die fünfte Staffel. ABC hat das Format nach der dritten Runde für zwei Staffeln verlängert, doch das Format fand das Ende vor nur 4,9 Millionen Fernsehzuschauern. Wie konnte das trotz mauer Storyline passieren und enttäuschenden Quoten passieren? Die Geschichte hat mit dem Kauf von Disney zu tun. «Lois & Clark» war ursprünglich am Sonntagabend beheimatet, doch der Micky-Maus-Konzern wollte zwischen 19.00 und 22.00 Uhr seine Familienfilme promoten. Die letzte Hälfte der Staffel wurde am Samstagabend beendet. Ein Ende war angesichts der fallenden Quoten somit unausweichlich.

«Lois & Clark» gehörte zu den schönsten Serien zum Thema Superman. Doch leider haben sich die Autoren nach der ersten Staffel verzettelt. Es gab kein Ziel, worauf die Fernsehmacher hinarbeiten wollen. Die Ehe von Clark und Lois wurde so lange hinausgezögert, wie es nur möglich war. Fast 25 Jahre nach dem Ende der ABC-Serie hat Warner Bros. Television mit «Superman & Lois» zumindest einen halbwegs guten Nachfolger geschaffen, der zumindest die Reporter mit jugendlichen Teenagern zeigt. Das gelbe vom Ei war allerdings auch nicht die The CW-Serie.

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