Interview

Franziska Weiz: ‚Ich kannte das Ende nicht‘

von   |  1 Kommentar

Als die Schauspielerin bei «Tage, die es nie gab» waren die Drehbücher zum Ende noch nicht geschrieben. Ein Gespräch über Miniserien.

Hallo Frau Weisz. Sie spielen Miriam in der neuen ARD-Miniserie «Tage, die es nie gab». Wovon handelt die achtteilige Serie, die ab 12. Februar sowohl in der ARD Mediathek als auch im Ersten läuft?
Sie handelt von vier besten Freundinnen, die zusammen mit ihren Familien in einem sehr wohlhabenden österreichischen Ort ein nach außen hin ein beneidenswertes Leben führen. Doch hinter der tollen Fassade brodelt es und der Siedepunkt naht, als plötzlich ein Ermittlerduo aus Wien (grandios trocken komisch gespielt von Sissy Höfferer und Tobias Resch) einen Cold Case im Umfeld der Damen ausgräbt.

Sie verkörpern eine wohlhabende Frau, die als Staatsanwältin arbeitet. Doch diese schwierige Arbeit bringt Ihre Ehe zum Scheitern. Wie ist denn Ihre Figur angelegt? Eine Frau mit vielen Geheimnissen?
Die schwierige Arbeit ist wirklich das geringste Problem in dieser Beziehung. Es läuft hervorragend für Miriam. Sie hat das, was man oberflächlicherweise als ‘Alles’ bezeichnen würde. Drei zauberhafte, gesunde Kinder, großartige Freundinnen, eine Karriere, ein tolles Haus, einen erfolgreichen Mann, der vor vielen Jahren bestimmt mal ihr Traummann war, aber das ist, wie gesagt, schon ein Weilchen her. Sie langweilt sich und aus dieser Hybris heraus setzt sie alles aufs Spiel. Und ihre Geheimnisse drohen sie plötzlich Kopf und Kragen zu kosten.

Die ARD teasert die Serie „Unfall, Selbstmord oder Mord – oder gar nichts?“. Wie hat Ihnen die Auflösung gefallen und war dies der Grund, warum Sie sich für das Projekt entschieden haben?
Ha! Nein! Die kannte ich nicht einmal! Wir alle haben aufgrund der Drehbücher zu den ersten vier Folgen zugesagt. Die restlichen waren da noch gar nicht fertig. Wir drehten also die ersten Teile ohne zu wissen, ob und wer von uns was auf dem Kerbholz hat. Das hat echt Spaß gemacht. Der Teaser vernachlässigt meiner Meinung nach allerdings die großen menschlichen Höhen und Tiefen, naja und Untiefen, dieser Serie, das Drama und den Humor.

Die Anstalten der ARD drehen derzeit zahlreiche Miniserien. Welche Vorteile sehen Sie in diesem Genre?
Ganz klar den, dass man intensiver in die Geschichte und die Figuren eintauchen kann. Man hat mehr Raum, sich den Hintergründen der Figuren zu widmen. Man kann es sich erlauben, auch mal langsam zu erzählen, muss nicht durch die Handlung rasen. Dadurch ist mehr Komplexität möglich, die bei einem 90-Minüter schon mal zu Überfrachtung führt.

Regie führten Anna-Katharina Maier und Mirjam Unger. Merken Sie, dass immer mehr Frauen in dieser Branche Fuß fassen?
Auf jeden Fall! Endlich! Tatsächlich war einst selbst Hollywood weiblich dominiert. Die meistbeschäftigen Regisseure waren Frauen, auch andere Gewerke mehr in weiblicher Hand. Das war zu Stummfilm-Zeiten, als Filmemachen als Kunstform gesehen wurde. Dann kam der Ton, die Werbung, der Kommerz in den Film und es wehte plötzlich ein anderer Wind. Höchste Zeit, dass das Filmemachen, das Fernsehen, aus der Ausgewogenheit hervorgeht, die es adressieren soll.

Im März startet das ZDF «Der Schwarm», bei der Miniserie sind Sie ebenfalls zu sehen. Durften Sie schon Ausschnitte oder gar die gesamte Serie sehen?
Ausschnitte! Da wir auf englisch gedreht haben, durfte ich mich selbst für die deutsche Fassung synchronisieren. Also habe ich einige Szenen im ‘Rohzustand’ gesehen. Ich kann es wirklich kaum erwarten, dieses Mammut Projekt endlich in voller Größe und Pracht anschauen zu dürfen.

Die Fernsehzuschauer kennen Sie aus dem NDR-«Tatort» mit Wotan Wilke Möhring. Sie haben zwischen acht und elf Millionen Fernsehzuschauer. Werden Sie da schon mal auf der Straße erkannt?
Ja, klar. Und in meinem Revier nach dem Weg gefragt. (lacht)

In Österreich sind Sie gefeiert und haben schon fünf Romys erhalten. Wo stehen die Auszeichnungen bei Ihnen?
Das würde ich gerne so stehen lassen, muss Sie aber leider korrigieren. Gewonnen habe ich nur den Romy-Nachwuchspreis, der Rest waren Nominierungen. Dafür durfte ich auch schöne andere Film- und Fernsehpreise mit nach Hause nehmen. Ich habe kein Regal zu Hause, wo die alle stolz vor sich hinstrahlen oder -stauben, aber sie bedeuten mir natürlich viel. Die Theaterschauspielerin bekommt gleich nach der Vorstellung ihren verdienten Applaus, bei uns gibt es den nicht so direkt. Wir bekommen indirekt mit, ob das Publikum unsere Performance mochte. Zum Beispiel durch die Quote oder die Kommentare auf Social Media. Da sind Auszeichnungen, gerade so ein Publikumspreis wie die Romy, eine sehr schöne Art der Anerkennung.

Detlef Buck inszenierte mit Ihnen «Bibi & Tina – Die Serie». Wissen Sie, warum das Format bei Amazon keine Fortsetzung bekam?
Das weiß ich nicht genau, hatte aber was mit Corona zu tun. Dafür konnten wir mit dem wunderbaren neuen Serien Cast und den unendlich vielen Ideen, die Detlev Buck und die Produzentin Kirstin Wille zu dem Stoff haben, einen weiteren großartigen Kinofilm drehen, «Bibi & Tina - Einfach anders». Mittlerweile auf DVD erhältlich!
«Tage, die es nicht gab» läuft Dienstag, den 14. Februar, um 20.15 Uhr. Dienstags folgen neue Episoden.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
silvio.martin
13.02.2023 18:21 Uhr 1
"Als die Schauspielerin bei «Tage, die es nie gab» waren die Drehbücher zum Ende noch nicht geschrieben. Ein Gespräch über Miniserien."



Wieder mal ein zutiefst sinnmachender Satz.

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