Die Kritiker

«Vierwändeplus»

von

Die neue ZDFneo-Serie macht vor, wie man Diversity modern erzählen kann.

Stab

Darsteller: Alexander Prince Osei, Birte Hanusrichter, Kotti Yun, Henrike Hahn, Eugen Bauder, Antonia Bill, Moritz Vierboom
Drehbuch: Tali Barde, Marian Grönwoldt, Helena Lucas, Laura Rabea Tanneberger
Schnitt: Anton Korndörfer
Kamera: Claire Jahn
Kostüme: Verena Birk
Musik: Natalie Hausmann
Producer: Catrin Kauffmann und Andi Wecker
Regie: Janosch Chávez-Kreft
„Framilie“ ist da, wo Familie und Freunde sind. So klingt das zumindest in der neuen ZDFneo-Serie «Vierwändeplus», in der sich Familie und Freunde entschieden haben, gemeinsam ein Haus zu bauen. Zusammengehalten wird die Truppe hauptsächlich von Martin und Caro (Alexander Prince Osei und Birte Hanusrichter), einem Paar mit zwei Kindern: Er ist Harmonie-Junkie und hat für alle ein offenes Ohr und ein paar einfühlende Worte, während sie den gesamten vierjährigen Bauwahnsinn super straff durchgeplant hat, dass einem gelungenen Einzug jetzt nichts mehr im Wege steht – und neben ihren beiden vorlauten Kindern ziehen eben auch noch jede Menge Freunde ins gemeinsame Haus: zum Beispiel die Ärztin Bo (Kotti Yun) mit ihrer Partnerin und deren sechzehnjährigem Sohn, der sich sehr für die Umwelt engagiert und beim geringsten Carbon Footprint Ausschlag kriegt, sowie ein weiteres befreundetes Öko-Paar mit einer sehr offenen Einstellung zur Sexualität, und einem weiteren Freund, der noch auf der Suche nach Mrs. Right ist.

Doch jetzt, wo das Haus nach einer nervenaufreibenden Bauzeit endlich steht, lässt Caro die Bombe platzen – zumindest Martin gegenüber. Sie will sich von ihrem Partner, mit dem sie zwei Kinder hat, trennen. Die Entscheidung ist völlig unlogisch, und weil Caro ansonsten so ein völlig logischer Mensch ist, muss sie jetzt irgendwie richtig sein. Aber Martin erhält eine Gnadenfrist, damit nicht sofort Panik im ganzen „Framilienkreis“ ausbricht und das schöne Projekt am Ende ist, bevor es überhaupt angefangen hat. Erst in zwei Monaten will sie allen von ihrer Entscheidung berichten. Zeit genug für Martin, sie umzustimmen?

Mit dieser Geschichte hat ZDFneo genau die richtige Dosis Emotion gefunden, damit aus dieser achtteiligen Comedy-Serie ein rundum gelungener Sommerhit wird. Denn nicht nur die Schauspieler sind super auf ihre Rollen besetzt worden und strahlen rundherum viel Energie und ein tiefes Verständnis für ihre Charaktere aus: Auch die Drehbücher sprühen vor Witz und einer feinen Beobachtungsgabe der Autoren. Denn die Story um eine Groß-„Framilie“, in der sich neben so ziemlich allen Ethnien auch viele verschiedene Lebensentwürfe wiederfinden, hätte leicht kippen können in einen Stoff, der sich zu sehr allein durch seine Diversity gefällt. «Vierwändeplus» hingegen ist divers, modern und offen und lebt diesen Anspruch, ohne ständig betonen zu müssen, wie divers und vielfältig man ist. Man ist es einfach – und gerade aus dieser Einstellung heraus haben sich schöne, herzerwärmende und dabei ehrlich witzige Geschichten ergeben.

Werden Martin und Caro am Schluss immer noch ein Paar sein? Hat sich die verschlossene Bo am Schluss endlich mit dem Sohn ihrer Frau angefreundet? Und ist endlich Mrs. Right aufgetaucht, um das Familiengespann perfekt zu machen? Fragen genug, um acht Folgen lang dranzubleiben, wenn man diese Bande in der ersten halben Stunde schon richtig liebgewonnen hat.

Die Serie «Vierwändeplus» ist seit Freitag, den 5. August, in der Mediathek abrufbar.

Mehr zum Thema... Vierwändeplus TV-Sender ZDFneo
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