Hintergrund

DFB-Pokal: Mit eigenen Gesetzen zu mehr Attraktivität

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Der DFB-Pokal hat mit dem ZDF einen neuen Übertragungspartner gefunden. Macht das öffentlich-rechtliche Fernsehen damit alles richtig? Schließlich brachte der Wettbewerb in den vergangenen fünf Jahren vier verschiedene Sieger hervor. Spannung scheint garantiert.

Der deutsche Fußball klagt über gähnende Langeweile. Seit zehn Jahren gab es hierzulande in der höchsten männlichen Spielklasse stets einen Sieger: der FC Bayern München. Für manch einen Fußball-Fan wurde so aus dem „Stern des Südens“ gar der „Todesstern des Südens“, schließlich stirbt mit dem Primus aus Bayern jedwede Spannung in der Bundesliga. Blickt man auf die Tabelle der letzten zehn Jahre verfestigt sich diese Annahme, denn in dieser Zeitspanne hat Bayern München weit über 100 Punkte mehr eingesammelt als der gemeinhin als engster Verfolger bezeichnete BVB aus Dortmund. Nach den Transferaktivitäten der Münchner in den vergangenen Wochen – zwar hat man Weltfußballer Robert Lewandowski verkauft, dafür aber auch zahlreiche junge, hungrige Spieler geholt – entsteht nicht zwangsläufig der Eindruck, dass sich in dieser Saison etwas an der Dominanz der Bayern ändern sollte.

Das mag über 34 Spieltage durchaus der Fall sein, doch die vergangenen Jahre offenbarte auch, dass die Elf von Trainer Julian Nagelsmann in einzelnen Spielen verwundbar ist. Daher verwundert es nicht, dass sich das ZDF dazu entschieden hat, ab dieser Saison in die Übertragung des DFB-Pokals einzusteigen, schließlich brachte der Pokal in den vergangenen fünf Jahren vier verschiedene Sieger hervor. Bayern gewann den Pokal letztmals in der Triple-Saison unter dem heutigen Bundestrainer Hansi Flick. Im vergangenen Herbst setzte es sogar eine Blamage in Gladbach, bei der man mit 5:0 sang- und klanglos aus dem Wettbewerb ausschied. Die Attraktivität und die Unberechenbarkeit des Pokals, der bekanntlich seinen eigenen Gesetzen folgt, ist also vorhanden. Statt 13 Free-TV-Spiele, die im Vorjahr Das Erste und Sport1 untereinander aufteilten, übertragen Das Erste und das ZDF nun 15 Spiele pro Saison. Bei Sky ist der komplette Wettbewerb mit allen 63 Spielen beheimatet.

Schön für die Fans ist zudem der Umstand, dass der Super-Cup, bei dem RB Leipzig auf den Rekordmeister trifft, und die erste Pokalrunde am gleichen Wochenende stattfinden, denn dadurch werden alle vier Sieger der vergangenen fünf Jahre im Free-TV zu sehen sein. Während München und Leipzig erst Ende August in den Pokal einsteigen – das ZDF zeigt am 30. August das Spiel der Leipziger gegen Teutonia Ottensen, während Das Erste Bayerns Gastspiel bei Viktoria Köln zeigt – müssen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt schon an diesem Wochenende das erste Pflichtspiel der Saison bestreiten. Die Europa-League-Sieger aus Frankfurt müssen am 1. August beim Zweitliga-Aufsteiger Magdeburg antreten. Das Erste überträgt diese Partie. Im ZDF ist das Spiel TSV 1860 München gegen Dortmund zu sehen, das am Freitag, 29. Juli, ebenfalls um 20:45 Uhr angepfiffen wird.

Neben dem ZDF hat sich auch DAZN Übertragungsrechte am Pokal gesichert, allerdings handelt es sich hierbei nicht um komplette Live-Spiele, sondern lediglich um die Highlight-Rechte nach den Spielen. Die Kurzvideos werden jeweils ab Mitternacht nach den Partien zur Verfügung gestellt. Neu ist zudem, dass der Deutsche Fußball Bund etwas am Modus geschraubt hat. Das Achtelfinale findet nicht mehr im Frühjahr des kommenden Jahres statt, sondern wird bereits im Dezember ausgespielt – kalte Pokalabende bei Flutlicht sind damit garantiert. Dafür wird das Viertelfinale auf zwei Wochen gestreckt. Zuletzt wurden die vier Spiele an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ausgetragen, nun finden alle Spiele an verschiedenen Tagen statt, um dem Wettbewerb eine größtmögliche Bühne zu bieten.

Der DFB-Pokal hat in den vergangenen Jahren die Spannung betreffend an Attraktivität gewonnen. Es ist nicht mehr sicher, dass der FC Bayern München wie in der Bundesliga von Titel zu Titel eilt. Darunter leiden zwar bisweilen die Einschaltquoten der Sender. Im vergangenen Jahr war die angesprochene Zweitrunden-Niederlage der Bayern das zweitgefragteste Spiel des Wettbewerbs, nur das Finale war mit über acht Millionen Zuschauern erfolgreicher, was nur logisch erscheint, schließlich lockt der größte Sportverein der Welt mehr Zuschauer an als ein Halbfinale zwischen dem Hamburger SV und dem SC Freiburg.

Der DFB macht derweil auch nicht den Fehler den Wettbewerb vollends auszuschlachten. So hat man beispielsweise aufgrund des Ukraine-Kriegs darauf verzichtet einen neuen Medienrechtevertrag in Russland abzuschließen und hat das Geld aus dem bisherigen Vertrag gespendet. Auch von einer Halbzeit-Show im Stile des Super Bowls hat man nach großer Kritik die Finger gelassen. Helene Fischer pfeift wohl auch noch nach fünf Jahren manchen Tages das Ohr. Man darf also gespannt sein, welche Überraschung in diesem Jahr auf die Teams warten. Eine schöne Bühne für die großen und kleineren Klubs dieses Landes ist der DFB-Pokal allemal.

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