Debatte

«Zervakis & Opdenhövel»: Zunächst große Töne, dann kleine Quoten

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Das ProSieben-Journal hatte zum Start bereits Schwierigkeiten. Ein Blick auf die Themen zeigt: Inhaltlich hat man inzwischen aufgegeben. Ein Kommentar von Fabian Riedner.

Es ist schier unglaublich: Das ProSieben-Journal «Zervakis und Opdenhövel. Live.» hat inzwischen 22 Episoden auf dem Buckel, obwohl lediglich im Durchschnitt 0,53 Millionen Menschen ab drei Jahren diese Sendung verfolgten. Bei den 14- bis 49-Jährigen wollten im Durchschnitt nur 0,36 Millionen Menschen Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel sehen, der Marktanteil bewegte sich bei schlechten 5,7 Prozent. Die Sendung läuft selbst nach dem Sendeplatz-Wechsel schlecht, nicht mal das erfolgreiche «TV total» kann die Sendung anschieben.

Im September erklärte der ehemalige «Sportschau»-Moderator: „Ein Thema, das 80 Prozent der Menschen nicht interessieren, kann keine Relevanz haben“. Dennoch eröffnete man die Sendung vom 30. März 2022 mit dem Metaverse, eine neue Art von Social Media, in dem die Zukunft des Internets – sofern Facebook und andere Global-Player ihren Willen bekommen – stattfinden soll. Natürlich darf der obligatorische Test mit jungen Menschen nicht fehlen, der in einer Kölner Werbeagentur stattfand. Nach dem ersten Feldversuch in einer Second Life-ähnlichen Umgebung fällt das Fazit ernüchternd aus.

In der Schule gäbe es für diese Arbeit das Urteil: Themaverfehlung, null Punkte. Eine virtuelle Umgebung, um mit seinen Arbeitskollegen Besprechungen durchzuführen macht keinen Sinn. Zu dieser Erkenntnis kam auch der Tech-Investor Frank Thelen («Die Höhle der Löwen»), der mit schlechter Bildqualität ins Studio zugeschalten wurde. Es wurde beispielsweise über Tele-Medizin gesprochen, das allerdings nichts mit dem Metaverse zu tun hat. Denn: Für das Metaverse setzt man eine Brille auf und hat zwei Joysticks zur Hand. Um Beispielsweise seinem Hausarzt einen blauen Fleck zu zeigen, benötigt man ein Smartphone und eine Besprechung mit den herkömmlichen Mitteln ist völlig ausreichend.

Matthias Opdenhövel, der durch das Thema führt, scheint sichtlich vom Thema wenig zu verstehen. Die Antworten von Thelen werden unkommentiert angenommen, es entsteht ein Frage-Antwort-Spiel mit irrelevanten Aussagen. Ohnehin muss man sich fragen, warum ein Metaverse überhaupt Ende März ein Thema von Bedeutung sein soll. Übrigens: Eine Zukunft hat das Metaverse schon, wenn man beispielsweise von Zuhause aus im französischen Louvre schlendern möchte. Aber bis es davon eine gute digitale Version gibt, kann man sich auch ein paar Stunden im echten Universum anstellen.

Dass die Einschaltquoten von «Zervakis & Opdenhövel. Live.» so schlecht sind, ist ein hausgemachtes Problem. Die Inhalte der Sendung sind eine Mischung aus Themen, die man aus anderen Sendungen kennt, und Beiträge, die keinen Widererkennungswert haben. So wurde einmal mehr die Medizinerin Carola Holzner vorgestellt, die ein Erste-Hilfe-Experiment mit lebensrettenden Sofortmaßnahmen kommentierte.

In den vergangenen zwei Wochen beschäftigte man sich mit dem Ukraine-Krieg und hat zahlreiche Menschen zu Wort kommen lassen. Das Ergebnis waren bittere Einschaltquoten. Mit langen Beiträgen über schreckliche Schicksale lässt sich keine Quote machen. Konkurrent RTL nutzt diese Art und Weise beispielsweise als Einstieg in seinen Nachrichten, aber eben kurz und berichtet dann über die neuesten Ereignisse. «Zervakis & Opdenhövel. Live.» ist weiterhin so aufgebaut, dass die Themen universell einsetzbar sind. Heißt: Die Sendung vom Mittwoch soll auch am Sonntagnachmittag konsumierbar sein.

Die Branche fragt sich jeden Donnerstag aufs Neue, warum ProSieben-Chef Daniel Rosemann weiterhin an seinem Journal festhält. Die Einschaltquoten sind schlecht, die Themen wirken, als hätte die Redaktion vor dem Brainstorming andere Magazine geschaut und die Moderatoren sind blass. Es ist schon sehr erstaunlich, welch inhaltliches Durcheinander der drittgrößte Privatsender innerhalb seiner Hauptsendezeit ausstrahlt.

«Zervakis & Opdenhövel. Live.» hat seine Chance verspielt. Die Sendung wird kein Quotenhit mehr, der Sender muss das Format absetzen. Ein neues journalistisches Profil kann man sich nur mit einer neuen Marke auf einem 22.15 Uhr-Sendeplatz aufbauen.

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