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TV-Revolution mit Problemen: Die neue Quoten-Messung startet

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Am 01. Juli werden die Einschaltquoten mittels eines neuen Verfahrens ermittelt. Künftig fließen auch zeitversetzte Nutzung und Gäste mit in die Auswertung ein. Bis zum Start hatte es allerdings immer wieder Probleme gegeben.

Lange hat es gedauert, doch nun ist es soweit: Noch in dieser Woche wird die Messung der Einschaltquoten verändert – erste Auswirkungen des neuen Systems waren bereits am Wochenende sichtbar: Die Lieferung der Daten verzögerte sich am Samstag und Sonntag teilweise um mehrere Stunden.

Auch die kommenden Tage – vor allem am Donnerstag - ist mit Verspätungen zu rechnen, denn zum 01. Juli erfolgt die Datenerhebung über das neue Verfahren. Endlich – denn ursprünglich war der Start ein halbes Jahr zuvor geplant. Unerwartete Schwierigkeiten der von der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) beauftragten Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) waren für die Verspätung verantwortlich.

Die neue Messung steht dabei unter dem Motto „Follow the content“. Es basier nicht auf einer geräte-, orts- oder zeitabhängigen Definition von Fernsehnutzung, sondern hat die möglichst vollständige Erfassung sämtlicher Nutzung zum Ziel. Anders ausgedrückt: Künftig sollen über das neue System namens TC Score in den über 5.000 repräsentativ ausgewählten Haushalten auch die Aufzeichnung und Wiedergabe von Programmen an DVD-Recordern und Festplattenrecordern sowie - dank einer verbesserten Personenanmeldung - die TV-Nutzung von Gästen erfassen. Bis zu 16 Gäste können nun registriert werden, was vor allem mit Blick auf die Quoten von großen Sportereignissen wie Fußball-Weltmeisterschaften von Vorteil sein könnte. Allerdings werden wohl erst Ende des Jahres alle Haushalte mit dem neuen System ausgestattet sein.



Überdies eröffnet sich die AGF mit der neuen Technik die Flexibilität, auch TV-Nutzung an sonstigen Endgeräten, etwa PCs, zukünftig in die Reichweitenmessung zu integrieren. Im Zuge der Anpassungen an die technischen Veränderungen des Fernsehmarktes hat die AGF die GfK Fernsehforschung mit der Entwicklung einer neuen Messtechnik beauftragt, die von Telecontrol, einem Schweizer Tochterunternehmen der GfK, umgesetzt wird. „Die AGF unternimmt alle Anstrengungen, um dem sich permanent verändernden Markt valide und reliable Reichweitendaten zu liefern und so die Leistungswerte des Mediums Fernsehen auf höchstem Niveau – sowohl national als auch international – zu garantieren“, so Martin Berthoud, der Vorsitzende des AGF-Vorstandes.

Große Veränderungen auf die täglichen Einschaltquoten wird das neue Verfahren allerdings nicht haben – profitieren könnten vor allem Serien, Soaps und Spielfilme, die von Fernsehzuschauern besonders gerne aufgenommen werden. Im Nachhinein könnten die Marktanteile einiger Sender dadurch entweder noch minimal höher oder eben niedriger ausfallen. Während diese Auswirkungen nicht direkt in den täglichen Quoten-Daten erkennbar sein werden, wird sich die zusätzliche, allerdings kompliziert zu ermittelnde Gäste-Nutzung sofort niederschlagen.

Generell können also leicht höhere Reichweiten auftreten als bislang, was vor allem die Sender freut. Beim ProSiebenSat.1-Werbezeitenvermarkter Seven One Media ging man etwa schon im vergangenen Jahr davon aus, dass die Diskrepanz zwischen den gemessenen Ergebnissen und der tatsächlichen Nutzung derzeit bei fünf bis sieben Prozent liegt. Das liege daran, dass „viele Formen des TV-Konsums gar nicht erfasst werden. Die Werbewirtschaft erhält diese Zuschauer gratis dazu“, sagte ein Sprecher dem „Tagesspiegel“. Doch ob die Privatsender wirklich einen Vorteil haben werden, bleibt unklar – schließlich dürften jene Zuschauer, die Filme über den heimischen DVD-Recorder aufgenommen haben, die Werbung einfach überspringen.

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