„Ingo Lenßen kämpft für Ihr Recht“ bleibt auch in der zweiten Staffel unser Markenkern. Relevanz, Realitätsanspruch und Helptainment bilden weiterhin die Basis jedes starken «Lenßen hilft»-Falls. Natürlich sind bei 120 frischen Folgen für SAT.1 und Joyn wieder jede Menge relevante Themen dabei - rund um die sozialen Probleme, die uns allen aktuell unter den Nägeln brennen.
Die Folge „Papa ist der Letzte“ befasst sich mit dem Personalmangel und der aktuell angespannten Betreuungssituation in Kindertagesstätten. Mandantin ist eine 32-jährige Erzieherin einer privaten KiTa, der ein Elternpaar Verletzung der Aufsichtspflicht vorwirft. Obwohl sie mit eigenen Augen gesehen hat, wie die dreijährige Jule bei der verspäteten Abholung zu ihrem Papa ins Auto gestiegen ist, behauptet der, die Erzieherin würde lügen und ihr pünktlicher Feierabend sei ihr wichtiger als seine Tochter. Die Kita droht mit fristloser Kündigung.
Eine andere starke Folge dreht sich um Überforderung, die häusliche Pflege zur Folge haben kann. In der Folge „Schlagartig anders“ hilft Ingo einer 39-jährigen Frau, die von ihrer Schwägerin wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung angezeigt wurde. Angeblich soll sie ihren eigenen Mann malträtieren, den sie nach einem Schlaganfall zu Hause pflegt. Die Belastungen durch Ärger mit der Krankenkasse, Beantragung des Pflegegrades und viele weitere Probleme führen zu einer Zerreißprobe für die ganze Familie.
Da seit der Pandemie die Fälle von Online-Dating-Betrug kontinuierlich zunehmen, haben wir auch das Thema Love-Scamming mit dabei. In der Folge „Lost in love“ sucht eine 37-jährige Frau Ingo Lenßens Hilfe. Sie hat für ihren Freund, einen Finanzexperten, ihre private Rentenversicherung aufgelöst und ihm ihr Geld gegeben, damit er es gewinnbringend für sie anlegt. Jetzt leugnet er das. Dabei dachte sie, dass sie sich lieben…
Die Serie basiert auf wahren Begebenheiten. Wie genau erfolgt die Recherche – und wie stark werden die Geschichten für das Fernsehen dramaturgisch verändert?
Nicht jede Folge basiert auf einer einzelnen Begebenheit, aber für jede Geschichte gibt es eine echte Quelle. Unsere Recherchen orientieren sich stark an realen gesellschaftlichen Themen, die aktuell viele Menschen bewegen. Wir greifen auf eine Vielzahl von Quellen zurück – darunter Statistiken, Meinungsumfragen, Erfahrungsberichte aus Internetforen, journalistische Artikel, Berichte von Opferschutzverbänden oder dem Kinderschutzbund, Geschichten von Betroffenen.
Ziel ist es, echte soziale Probleme und Lebensrealitäten emotional und spannend aufzubereiten, trotzdem immer nachvollziehbar zu halten und mit einem hohen Maß an Infotainment auf den Punkt zu bringen.
Das Format soll nicht nur unterhalten, sondern auch juristisch aufklären. Wie gelingt es Ihnen, diesen Spagat zwischen Information und Unterhaltung zu meistern?
Es ist weniger ein Spagat als die richtige Mischung. In erster Linie wollen wir mit emotionalen Geschichten gut unterhalten. Bereits bei der Themenauswahl ist aber entscheidend, dass das menschliche Schicksal und die damit verbundene Emotion der Mandant:innen mit einem sehr klaren juristischen Auftrag verknüpft sein muss. Unser Team Lenßen begleitet die Mandant:innen dann über die gesamte Folge hinweg hin zur Lösung ihres Problems – von der Frage, welche Rechtsmittel Sinn ergeben, über Aufklärung hin zu Verständigung. Dabei passiert es mittlerweile sehr organisch, dass Ingo Lenßen nicht nur seinen Mandant:innen, sondern indirekt auch den Zuschauer:innen Infos mit an die Hand gibt, die ihnen im Alltag helfen. Infos, die vielen im ersten Augenblick der Überforderung fehlen. Mich freut es sehr, wenn Zuschauer:innen uns rückmelden, dass sie nicht nur mit den Mandant:innen mitfühlen, sondern parallel auch noch relevante Infos fürs eigene Leben mitnehmen, z.B. welche Gründe für eine fristlose Kündigung vorliegen müssen oder unter welchen Voraussetzungen sie als Eltern einen Rechtsanspruch auf Hilfe bei der Erziehung ihrer Kinder haben.
Wie stellen Sie sicher, dass die gezeigten rechtlichen Ratschläge auch im Alltag
Bestand haben und nicht zu Vereinfachungen führen?
Die Einblendungen rechtlicher Informationen haben aufgrund ihrer Allgemeingültigkeit Bestand oder sie verweisen an geeignete Ansprechpartner:innen: Wenn man zum Beispiel am Telefon abgezockt wurde, kann man sich an die Bundesnetzagentur wenden oder im Fall eines Gewaltverbrechens Hilfe beim Weißen Ring suchen. Tatsächlich hat Ingo Lenßen die große Gabe, seinen Mandant:innen komplexe juristische Zusammenhänge sehr verständlich zu vermitteln. Trotzdem ist sein rechtliches Vorgehen natürlich auf den jeweiligen Fall zugeschnitten und erhebt nicht den Anspruch, dem Zuschauer in dessen individuellen Fall die Beratung beim Fachanwalt zu ersparen. Was mich grundsätzlich sehr freut: «Lenßen hilft» trägt offenbar tatsächlich dazu bei, das Thema Recht zugänglicher zu machen, Berührungsängste abzubauen, Mut zu vermitteln. Die Message kommt an: Du hast Rechte, für die es sich lohnt einzustehen. Eine Medienforschung zum Format hat uns zuletzt gespiegelt, wie sehr die Einblendungen rechtlicher Hintergrundinformationen unseren Zuschauer:innen helfen, sich im Hinblick auf Gefahren des Alltags sicherer zu fühlen.
Wie viel Freiheit haben Ihre Autoren und wie sehr ist Ingo Lenßen in die Entwicklung der Fälle eingebunden?
Unsere Autor:innen haben in der Themenauswahl große Freiheiten – solange die Geschichten im Themenspektrum unserer Zielgruppe bleiben und die Lebenswelt unserer Zuschauer:innen widerspiegeln.
Besonders prägend für die Themenauswahl ist dabei unser vielfältiges Storyteam, das sich aus Autoren und Autorinnen unterschiedlichster Altersgruppen und Backgrounds zusammensetzt. Jeder bringt – on top zur klassischen Recherche – persönliche Einblicke und Themen aus dem eigenen Umfeld mit, was die Geschichten besonders facettenreich, bunt und nahbar macht.
Auch wenn Ingo nicht in die Entwicklung aller Fälle eingebunden ist, gibt es vor jeder Staffel einen gemeinsamen Workshop und auch sonst findet ein regelmäßiger Austausch zwischen ihm und dem Storydepartment statt. Ingo, Lisa und Lennart geben stetig Input zu realen Fällen, die sie selbst bewegen und die sie für wichtig erachten.
Viele der Autor:innen arbeiten schon seit Jahren für Ingo Lenßen – teils auch bereits in früheren Formaten. Über die Staffeln und Jahre ist dabei ein starkes Vertrauensverhältnis gewachsen: Alle im Team wissen sehr genau, welche Haltung er zu gesellschaftlichen Themen hat und wie er sich in den Geschichten positioniert. Dieses Verständnis ermöglicht dem Storyteam, passgenau für ihn zu schreiben und somit die Themen und die Geschichten authentisch und überzeugend auszugestalten.
Mit im Storydepartment sitzt auch ein Anwalt, der in jedem Pitch rechtlichen Input gibt, die Fälle auf juristischer Ebene prüft, ergänzt, abnimmt und für den Dreh freigibt. Er ist mittlerweile so etwas wie der juristische Zwilling von Ingo Lenßen hinter der Kamera und genießt – genau wie das gesamte Storyteam – Ingos hundertprozentiges Vertrauen.
Die tägliche Ausstrahlung in Doppelfolgen erfordert hohe Taktung in der Produktion. Wie wirkt sich dieser Produktionsdruck auf Inhalt und Qualität aus?
In der UFA Serial Drama sind wir es gewohnt ein hohes Pensum über einen langen Zeitraum zu stemmen, ohne dass die Qualität dabei leidet. Dafür stehen wir und das zeichnet uns aus.
Ingo Lenßen ist ein bekanntes TV-Gesicht – aber die Juristen Lisa Cramer und Lennart Hartmann sind relativ unbekannt. Welche Dynamik bringen sie in die zweite Staffel?
Lisa Cramer und Lennart Hartmann sind im Format als Ingo Lenßens Supporter angelegt. Ihre Funktion liegt darin, Ingo maximal zu unterstützen. Die beiden schätzen seine jahrzehntlange Berufserfahrung und tragen mit ihren unterschiedlichen rechtlichen Skills und persönlichen Lebenserfahrungen am Ende immer zur Lösung der Fälle bei. Lisas Expertise sitzt dabei weiterhin im Bereich Familienrecht – mit starkem Zugang zu Jugendämtern, Schulen und Familienhilfe-Einrichtungen. Lennart ist nach wie vor insbesondere im IT-Recht zu Hause, kennt alle technischen Neuerungen auf dem Markt und somit auch die Gefahren. Ingo weiß, wie er die unterschiedlichen Skills seiner beiden Kolleg:innen am besten einsetzt, um den Mandanten optimal zu helfen, bleibt selbst aber natürlich auch in der zweiten Staffel Mittelpunkt jeder Folge.
Sie zeigen Menschen in oftmals prekären Lebenslagen. Wie gehen Sie bei der Umsetzung mit deren Würde und Privatsphäre um – auch wenn die Fälle „nur“ inspiriert sind?
Der Schlüssel ist immer die Begegnung auf Augenhöhe. «Lenßen hilft» ist – auch wenn es den Anspruch erhebt real zu wirken – ein fiktionales Format, das mit spielstarken Darstellenden umgesetzt wird. Sie schenken uns ihr Talent und ihre Spielfreude – unser Drehteam schenkt ihnen im Gegenzug einen tollen Tag am Set, an dem man gemeinsam an einer starken Folge arbeitet. Unsere Darsteller:innen spüren, dass wir ihnen mit Empathie, Respekt und Offenheit begegnen und melden uns entsprechend rück, dass sie sich an ihrem Drehtag als Teil des Teams fühlen.
Gleiches gilt für die von ihnen verkörperten Figuren, die wir – unabhängig von Status, Geschlecht, Herkunft, Alter, sexueller Orientierung und unabhängig davon, in welche missliche Lage sie geraten sind – auf Augenhöhe erzählen. Unsere Mandant:innen arbeiten in ganz normalen Jobs, z.B. als Erzieherin, Krankenpfleger, Hotelfachfrau, Fahrlehrerin, Physiotherapeut. Es sind die sympathischen Menschen von nebenan, die an einer bestimmten Stelle ihres Lebens in Not geraten sind – was wohl jedem von uns passieren könnte.
Das Format will diesen Menschen ihr Recht auf ein Leben in Würde klarmachen und sie auf ihrem Weg zu körperlicher Unversehrtheit, freiheitlicher Selbstbestimmung oder sozialer Gerechtigkeit begleiten. Lenßen bezieht Stellung. Lenßen hilft!
Kritiker werfen Formaten wie «Lenßen hilft» vor, echte soziale Probleme in unterhaltsame Häppchen zu verpacken. Wie begegnen Sie solchen Vorwürfen?
Ja, «Lenßen hilft» macht genau das: Wir greifen relevante soziale Probleme auf, geben rechtliche Tipps und erzählen in 22 Minuten starke Geschichten, die die Zuschauer:innen bestenfalls emotional berühren. Und worin besteht jetzt der Vorwurf? Gesellschaftlich relevante Themen unterhaltsam aufzubereiten, ist aus meiner Sicht weder ein Widerspruch noch verwerflich. Im Gegenteil: Ich halte es für ein wirkungsvolles Mittel, einer breiten Zielgruppe wichtige soziale Themen nahezubringen.
Welche Rolle spielt die visuelle Gestaltung des Formats – etwa der mobile Beratungsbus – in Bezug auf Authentizität und Wiedererkennbarkeit?
Der Beratungsbus ist als wiederkehrendes Element ein wichtiger Brand von «Lenßen hilft». Er hat einen hohen Wiedererkennungswert und stützt den Hilfe-Charakter des Formats: Unsere Anwälte bieten den Mandant:innen im Bus einen Safespace und ab Minute eins jeder Folge das sofortige Gefühl, mit ihrem Problem nicht länger allein zu sein. Da das Team Lenßen den Bus bewusst im Lebensumfeld der Mandant:innen platziert, sind wir außerdem sofort in der Lebensrealität unseres Publikums.
Grundsätzlich gilt: Alle visuellen Elemente haben die Aufgabe, die Authentizität des Formates zu unterstreichen. Von den auf den jeweiligen Fall zugeschnittenen Locations über deren glaubhafte Ausstattung bis hin zum passenden Kostüm der Figuren gilt: Keep it real. Die Zuschauer:innen wollen glauben können, was sie sehen, um in die Geschichte eintauchen und sich identifizieren zu können.
Wie hat sich generell die Produktion in den vergangenen 20 Jahren verändert? Sie arbeiten ja schon sehr lange mit Herrn Lenßen zusammen…
Also Ingo Lenßen ist immer noch da (lacht). Unser Sprecher Thomas Albus auch. Und geblieben ist auch Eminem im Titelsong. Ansonsten haben wir in den 22 Jahren unserer Zusammenarbeit so ziemlich alles verändert.
«Lenßen hilft» ist mein drittes gemeinsames Format mit Ingo, davon das zweite für die UFA. Erstmals haben wir 2003 bei der Produktion der ersten Staffel «Lenßen & Partner» zusammengearbeitet. 2020 haben wir dann während der Corona-Pandemie «Lenßen übernimmt» gelauncht und jetzt stehen wir vor dem Sendestart der zweiten Staffel «Lenßen hilft». Ingo und mich verbindet der unbedingte Wille, Produktionen auf die Straße zu bringen und dass wir beide sehr genau wissen, für wen wir arbeiten. Er gibt alles für seine Mandant:innen und gemeinsam geben wir alles für unsere Zuschauer:innen.
Wir haben die Formatierungen der Lenßen-Formate über die Jahre stark verändert. Produktionen passen sich dem Zeitgeist an, manche prägen vielleicht sogar den Zeitgeist.
Vor 22 Jahren bei «Lenßen & Partner» haben wir in einer schicken Altbau- Kanzlei mit Fischgrätparkett im Münchener Lehel gedreht, Ingos Assistentin, die ein „von“ im Namen hatte, klopfte an die knarzende Flügel-Türe des Chefbüros und ließ die Mandant:innen rein, die ihr Problem schilderten, danach aber nicht mehr im Fokus der Geschichte standen. Ingo schickte dann seine politisch nicht immer korrekten Privatermittler:innen los, die falsche Fährten abarbeiteten, hinter Palmenanschnitten verdeckt und bevorzugt im Rotlicht Verdächtige fotografierten und Dinge taten, die Ingo nicht so genau wissen wollte. Der Fokus der Geschichten lag auf Ermittlung und Observierung, bei den Verdächtigen und in der Überführung der Täter:innen.
Bei «Lenßen hilft» heute drehen wir in einem kleinen E-Bus, der im Lebensumfeld der Mandant:innen teils in sozialen Brennpunkten in Berlin Lichtenberg steht. Die jetzt piependen Türen des Busses öffnet Ingo per Knopfdruck selbst. Die Nöte der Mandant:innen sind sehr viel existentieller geworden und mit zwei weiteren Anwält:innen an seiner Seite, von denen Ingo sehr genau weiß, was sie tun, kämpft er mittlerweile in realeren und klischeefreien Plots an der Seite der Mandant:innen - gegen ein oftmals übermächtig wirkendes System. Ingo krempelt selbst die Ärmel hoch und leistet, jetzt nicht mehr nur als Anwalt, sondern auch als Mediator und Lebensberater, Hilfe zur Selbsthilfe. Der Fokus der Geschichten liegt auf Solidarität und Gerechtigkeit, bei den Mandanten und damit bei den Opfern.
Zum Abschluss: Gibt es einen Fall aus der neuen Staffel, der Ihnen persönlich besonders im Gedächtnis geblieben ist – und wenn ja, warum?
Den Fall gibt es tatsächlich und er schlägt genau den Bogen über die 22 Jahre, die Ingo mittlerweile mit eigenen Formaten vor der Kamera steht: Ingo Lenßen wird überraschend von seinem alten Freund und ehemaligen «Lenßen & Partner»-Ermittler Christian Storm aufgesucht, der mit seinem Motorrad am Bus vorfährt. Die anfängliche Freude über das Wiedersehen weicht schnell dem Schock: Gegen den Privatermittler, der für ein Treffen alter Schulfreunde nach Berlin gekommen ist, wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt… Die Folge heißt „Alte Liebe rostet nicht“ und genauso fühlt sie sich an. Die Produktion ist bei Ingo, Christian und mir mit großen Emotionen verbunden und ich könnte mir vorstellen, dass auch die Zuschauer:innen den Fall sehr mögen werden.
Danke für Ihre Zeit!
«Lenßen hilft» geht ab Montag, den 12. Mai, um 18.00 Uhr bei Sat.1. weiter.
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