Die Kritiker

«Polizeiruf 110 - Funkensommer»

von

Am Sonntag steht der zweite Fall von Cris Blohm im Ersten an. Kann die neue Kommissarin überzeugen?

Stab

Darsteller: Stephan Zinner, Johanna Wokalek, Golo Euler, Gerhard Wittman, Marlene Morreis, Frederic Linkemann
Musik: Christoph Kaiser und Julian Maas
Kamera: Alexander Fischerkoesen
Drehbuch und Regie: Alexander Adolph
Mit dem Film «Polizeiruf 110 – Funkensommer» steht inzwischen der zweite Fall für Cris Blohm (Johanna Wokalek) an – und auch dieser hinterlässt bei seinem Publikum gemischte Gefühle. Denn während die spannende Ausgangssituation und die vielversprechende Ermittlungsarbeit der Kommissarin und ihres Kollegen Dennis Eden (Stephan Zinner) das Interesse der Zuschauer wecken können, lässt die Umsetzung an einigen Stellen leider weiterhin zu wünschen übrig.

Die Handlung beginnt ziemlich dramatisch mit einem verheerenden Brand in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude, der eine unbekannte, verkohlte Leiche zurücklässt. Dieses rätselhafte Szenario verspricht Spannung und einen tiefgründigen Kriminalfall, der nun von den Kommissaren aufzuklären ist. Diese werden unterstützt von Brandermittler Hanno Senoner (Golo Euler) und stehen nun vor der Herausforderung, die Identität der Toten zu klären und die Ursache des Brandes zu ermitteln. Senoner ist überzeugt, dass es sich um Brandstiftung mit Todesfolge handelt, was zusätzliche Komplexität in die Ermittlungen bringt.

Die Charaktere geraten dabei durchaus vielschichtig und ihre Interaktionen bieten eine interessante Dynamik, insbesondere die Spannungen zwischen Dennis Eden und Hanno Senoner. Dennis' Abneigung gegenüber Senoner, bedingt durch persönliche Gründe, fügt der Geschichte eine emotionale Tiefe hinzu und könnte ein zusätzlicher Spannungsbogen sein. Jedoch wird diese Spannung nicht konsequent genug verfolgt und bleibt letztlich unnötig oberflächlich.

Die Ermittlungen führen die Protagonisten in die elitäre Welt des Autoverleihkonzerns Hechtle, einer angesehenen und einflussreichen Familie in München. Diese Verflechtung mit der oberen Gesellschaftsschicht könnte eine faszinierende soziale Dimension eröffnen, wird aber nur teilweise ausgeschöpft. Der Film kratzt lediglich an der Oberfläche der Machtstrukturen und Intrigen innerhalb der Unternehmerfamilie, ohne tiefere Einblicke oder Überraschungen zu bieten. Ein weiterer Kritikpunkt liegt in der Handlung um den vermeintlichen Brandstifter, der selbst zum Opfer wird. Diese Wendung hätte das Potenzial, die Spannung zu erhöhen und die Handlung auf eine neue Ebene zu heben. Leider wird dieser Aspekt etwas zu vorhersehbar und ohne die notwendige Intensität inszeniert, was die Möglichkeit verspielt, das Publikum wirklich zu fesseln.

Visuell ist «Polizeiruf 110 – Funkensommer» indes solide umgesetzt. Die Brandruinen und die beklemmende Atmosphäre der Ermittlungen sind gut eingefangen und verstärken die düstere Stimmung des Films. Die Kameraarbeit gerät kompetent, ohne dass die visuelle Darstellung die narrativen Schwächen jedoch vollständig kaschieren könnte. Die schauspielerischen Leistungen sind gleichsam überzeugend, besonders Johanna Wokalek als Cris Blohm gefällt durchwegs mit ihrer ernsten und engagierten Darstellung. Stephan Zinner und Golo Euler ergänzen sie gut, wobei sie es schaffen, trotz der angespannten Dynamik zwischen ihren Charakteren glaubwürdig und authentisch zu bleiben.

Der Film «Polizeiruf 110 – Funkensommer» wird am Sonntag, den 26. Mai um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

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