Die Kritiker

«Zielfahnder: Polarjagd»: Kein Tempo

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Der gewaltsame Tod einer jungen Frau lässt nur eine Frage offen: Hat der Täter bekommen, was er wollte, nämlich die Adresse ihrer Schwester, die vor Jahren untergetaucht ist? Für die Zielfahnder Hanna Landauer und Lars Röwer tickt die Uhr. Sie müssen ihre Schwester vor dem Mörder finden.

Zielfahnder: Polarjagd

  • REGIE: Sebastian Ko
  • BUCH: Dagmar Gabler
  • KAMERA: Christoph Krauss
  • BESETZUNG: Ulrike T. Scharre, Hanno Koffler, Lisa Wagner, Johannes Lindkvist, Frida Argento, Mike Hoffmann, Mats Blomgren, Helene Grass Sandra Schreiber
Bevor Interesse entsteht, «Zielfahnder: Polarjagd» ist ein Film, der zwar mit einigen Ideen aufwarten kann, aber keine Ahnung hat, wie diese umzusetzen sind. Der von Sebastian Ko inszenierte Spielfilm ist bedauerlicherweise ziemlich spannungsarm und produziert vor allem zwischendurch sehr, sehr viel Leerlauf. Was umso ärgerlicher ist, als dass die Ausgangssituation einen spannenden Thriller erwarten lässt. Weder kennen wir anfangs die junge Frau noch den Täter. Er lauert ihr in ihrer Wohnung auf. Offenbar hat er nur nach Informationen gesucht. Die junge Frau scheint einfach zu früh vom Joggen heimgekehrt zu sein und so überrascht sie ihn. Was ihn nicht davon abhält, sie zu töten. Kaltblütig und brutal.

Die Tote heißt Nelli Herbst. Und das ruft die Zielfahnder Hanna Landauer und Lars Röwer auf den Plan. Nelli hat eine ältere Schwester. Anne Herbst. Annes Lebensgefährte Robert wollte sie vor Jahren ermorden, mit schwersten Verletzungen hat Anne den Angriff überlebt. Damit ist auch schon klar, wer Nelli ermordet hat: Robert Lessing, Annes ehemaliger Partner. Der hat Anne nach dem Ende ihrer Beziehung gestalkt und etwa gerichtliche Anordnungen, sich Anne nicht zu nähern, regelmäßig missachtet. Nach dem Mordanschlag ist Anne in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden. Wie die Ermittler erfahren, lebt sie inzwischen in Schweden in einem Haus für Opfer von Stalkern. Hanna Landauer und Lars Röwer reisen in die schwedische Provinz. Sie müssen davon ausgehen, dass Robert Lessing ihren Aufenthaltsort in Erfahrung gebracht hat, denn möglicherweise hat sich Anne nicht ganz an die Regeln für Personen in Zeugenschutz gehalten, die Kontaktaufnahmen zu Verwandten nur unter strengsten Auflagen (wenn überhaupt) erlauben.

Die Ausgangssituation ist tatsächlich nicht zu bemängeln. Und es gibt auch etwas Positives über den Film zu sagen: Robert Lessing bleibt ein Phantom. Wir sehen ihn auf Fotografien, wir erfahren, was er getan hat. Aber als handelnde Figur bleibt er (vom Prolog abgesehen) unsichtbar. Ist er wirklich in Schweden? Spioniert er das Haus aus? Oder ist man nur besonders vorsichtig und achtet ein wenig zu sehr auf jedes Knacken oder Rütteln im nahegelegenen Wald? Auch ist es sehr zu loben, dass sich die Geschichte überhaupt nicht für die Hintergründe interessiert, die diesen Mann antreiben. Er ist ein Irrer, mehr muss man nicht wissen.

Das aber sind leider auch schon die positiven Aspekte der Geschichte, denn nach der Ankunft in Schweden passiert einfach nicht viel. Und wenn nicht viel passiert, beginnt man sich Fragen zu stellen. Wie jene, warum man nicht beispielsweise einen Hubschrauber organisiert und Anne ausfliegt, während schwedische Polizisten das Gelände und die möglichen Anfahrtswege mit Drohnen überwachen. Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn man als Zuschauer beginnt, sich solche Fragen zu stellen. Dabei geht es nicht darum, einen Film einem Realitätscheck zu unterziehen. Vielmehr spielen Fragen der Plausibilität eine Rolle. Und solche Fragen stellt man sich, wenn einfach zu wenig passiert.

«Ziefahnder: Polarjagd» findet einfach nie zu einem mitreißenden Tempo. Über eine durchschnittliche «Soko Vorabend»-Episode kommt die Inszenierung nie hinaus, trotz des interessanten Spielortes am Ende der Welt. Schade.

Am Samstag, 24. Februar 2024, 20.15 Uhr im Ersten.

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