Interview

Stephan Grossmann: ‚Ich hätte nichts dagegen, selbst einen Bestseller zu schreiben‘

von

Am Montag strahlt das ZDF einen neuen «Bundschuh vs. Bundschuh»-Spielfilm aus. Die Vorlage kommt von Schauspielerin Andrea Sawatzki.

Hallo Herr Grossmann! Am 2. Oktober 2023 strahlt das ZDF den Film «Bundschuh vs. Bundschuh» aus. Worum dreht sich der neue Spaß?
Meine Schwester Gundula kandidiert für das Bürgermeisteramt und der Gegenkandidat ist ihr Mann, mein Schwager, Gerald. Ein Eheduell beginnt und die Familie Bundschuh zerreibt es fast in diesem anarchischen Filmspaß. Weil Rose auf einmal nicht mehr nur ein gutes Leben an der Seite von Hadi haben möchte, sondern ihre eigenen Ziele hat, kriselt plötzlich auch die Ehe von ihr und Hadi. Die ganze Bundschuh-Welt gerät aus den Fugen, und Hans Dieter muss schnell etwas einfallen, was er dagegen tun kann. Jeder kocht sein eigenes Süppchen, doch am Ende wird gemeinsam ausgelöffelt. Wie im wirklichen Leben.

Sie sind wieder in Ihrer Rolle als Bruder Hadi unterwegs. Wie würden Sie ihn charakterisieren?
Hadi lebt in seiner eigenen Welt, in der Krankheiten auch ein Mittel zum Zweck sind – kann er sich doch bei seinem Röschen in dieser Hinsicht ihrer Zuwendung sicher sein. Denn die Liebe der Mutter hielt sich diesbezüglich da eher in Grenzen. Seine Schwester Gundula überschätzte sich oft und so blieb alles an ihm hängen. Für mich als Schauspieler ist diese Rolle ein Leckerbissen: Voller Widersprüche, Sorgen und doch maßloser Selbstüberschätzung. Ein riesengroßes Herz gepaart mit einer gehörigen Portion Howard-Carpendale-Style.

Im neuesten Film von «Familie Bundschuh» ist Ihr Alter Ego als Ghostwriter unterwegs. Haben Sie selbst schon einmal Reden schreiben müssen?
Hätte sich Gerald darangehalten, wäre die Wahl einfacher gewesen. Die Rede war vielleicht etwas zu anspruchsvoll, das habe ich für Öhna, unseren fiktiven Spielort in Brandenburg, unterschätzt. Ich persönlich halte den Mix eine Rede aus dem Bauch, gespickt mit Fakten am effektivsten. Und eine Portion Improvisation ist immer gefragt.

Die Reihe «Familie Bundschuh» wurde von Andrea Sawatzki kreiert, die auch zahlreiche Bücher verkaufte. Brennt in Ihnen vielleicht auch ein Erfinder einer Fernseh-Reihe?
Ich hätte nichts dagegen, selbst einen Bestseller zu schreiben. Denken Sie nur mal an die schönen Lesereisen! Man kann Land und Leute kennenlernen, mit dem Publikum auf Tuchfühlung gehen…. Vielleicht bringen Sie mich ja gerade auf eine Idee: Ich veröffentliche einfach als Hadi Bundschuh meine Werke und so verzeiht man mir auch den einen oder anderen esoterischen Schlenker – weiß man doch um meinen nervösen Magen. Ein Beziehungsbuch, als Leitfaden für Rose, schafft es bestimmt in die TOP10!

Sie gehören zum Cast zum «Wolfsland», die Krimi-Reihe holt bis zu sieben Millionen Menschen ab. Werden Sie deshalb auf der Straße erkannt?
Dass mich Leute freundlich ansprechen, passiert schon seit «Weissensee», eine durchaus beliebte bundesweite Reihe. «Wolfsland» gehört für mich gerade als wichtigen Fernsehbeitrag aus der wunderschönen Lausitz, der östliche Teil unseres Landes, elementar dazu. Wir haben da auch das Glück, mit einer hervorragenden Produzentin zusammenzuarbeiten, die gemeinsam mit uns für einen Anspruch kämpft und sich damit den Autoren immer wieder aufs Neue durchboxt.

Was ist so faszinierend an der Lausitz, dass das Publikum diesen Krimi so feiert?
Dieser Landstrich ist einfach mystisch. Er liegt ein bisschen ungünstig - es gibt keinen Durchgangsverkehr aus dem Süden, die Züge fahren nicht wirklich schnell. Die Straßen gehen durch endlose Wälder - die ganze Gegend ist ein Abenteuer. Auf mich wirkt es gerade durch die Nähe zu Polen oft als wäre ich auf einer Zeitreise. Eigentlich ein geschützter Ort, doch jetzt ist eine ICE-Trasse geplant. Ob das Tempo der Region guttut, werden wir ja dann sehen.

Schauen Sie Krimis eigentlich noch im linearen Fernsehen oder streamen Sie?
Für mich ist aus beruflichen Gründen lineares Sehen nicht möglich. Ich gucke viel und gern. Aus Interesse, Genieße aber die Vorzüge des Streamens! Ansonsten klassisch, was früher der Videorecorder war, gibt es heute Online. Aufzeichnen und dann den richtigen Moment finden.

Sie gehörten zum Cast des Netflix-Filmes «Blood & Gold», der endlich wieder mal ein richtig actionreich war. Sorgen Streaminganbieter für Abwechslung auf dem deutschen Markt?
Absolut, auch für mich war es ein Highlight. Die Dimensionen eines solchen Drehs sind noch einmal andere. Bei so einem historischen Stoff spüre ich noch stärker den gelebten Traum, die Faszination unseres Berufes. In Tschechien sind die Bedingungen dafür einfach perfekt. Vieles ist noch in einem ursprünglichen Zustand und es gibt eine starke Filmindustrie dort, hochmotiviert und sehr gut ausgebildet. Die Komparsen schauten mich zum Beispiel so überzeugend an, dass ich mich selbst gruselte vor mir. Ich habe das Gefühl, wenn Netflix grünes Licht für ein Projekt gibt, dann wird alles dafür getan, dass die Kreativen sich frei fühlen und das Endprodukt, der Film, einfach "rocken" soll.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Kurz-URL: qmde.de/145569
Finde ich...
super
schade
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelFilme des Grauens: «The Babysitter: Killer Queen»nächster ArtikelHulu kauft «Moonlighting»
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung