Interview

Caro Cult über «Mels Block»: ‚Zwischen Glanz und Schatten‘

von

In Mels Block spielt Cult eine Selfmade-Millionärin, die im goldenen Lamborghini in ihr altes Plattenbauviertel zurückkehrt – und sich dabei den Geistern ihrer Vergangenheit stellen muss.

Frau Cult, Sie spielen in «Mels Block» eine der jüngsten Selfmade-Millionärinnen Deutschlands, die sich mit ihrer schwierigen Vergangenheit auseinandersetzen muss. Was hat Sie an der Figur Mel besonders gereizt?
Ich finde ja besonders die Rollen interessant, die uns einen realistischen, psychologischen Einblick in unterschiedlichste Bewältigungsstrategien ihrer bisherigen Erfahrungen bieten. Mel gehört dazu. Sie veranschaulicht auch wunderbar, dass der Weg zum Glück echte Heilung und Reflexion beinhaltet und weniger mit Rum und Geld zutun hat.

Mel kehrt in einem goldenen Lamborghini in ihr altes Plattenbauviertel zurück. Wie haben Sie diesen Kontrast zwischen äußerem Erfolg und innerer Zerrissenheit angelegt?
Ich finde da muss man nichts extra anlegen, denn es ist doch Mensch-sein. So etwas macht es einem eher leicht, einen komplexen Charakter zu erfassen. Wir alle stecken voller Kontraste und Widersprüche. Und irgendwie führt bei ihr auch das Eine zum Anderen. Durch ihre Zerrissenheit hat sie wahrscheinlich einen Ansporn gefunden, der sie oberflächlich dahin gebracht hat, wo sie heute ist.

Der Film arbeitet mit zwei Zeitebenen. Haben Sie sich mit Ihrer jungen Kollegin Maja Enger ausgetauscht, um eine konsistente Entwicklung der Figur von Melanie zu Mel zu erarbeiten?
Auf jeden Fall. Die kleine Mel wurde auch so gecastet, dass unsere Energien zusammen passen.

Mel ist keine klassische Heldin – sie ist ambivalent, manchmal hart, manchmal verletzlich. Wie sind Sie an diese Widersprüche herangegangen?
Die Grundlage dafür bietet ihre Kindheit. Wie es ja eigentlich bei uns allen ist. Manche prägenden Erfahrungen triggern uns ein Leben lang und sorgen für Ambivalenz. Bei ihr habe ich erkannt, dass sie ihr Bestes gegeben hat, um abzuschließen, aber sie im Laufe der Geschichte selbst überrascht ist, wieviel Macht ihre Vergangenheit noch über sie hat.

Der Film thematisiert auch Verdrängung, Schuld und Scham. Gab es für Sie Momente beim Dreh, die emotional besonders herausfordernd waren?
Herausfordernd weniger, ich habe mich eher reich beschenkt gefühlt, für dieses großartige Fundament an Gefühlen, die diese Rolle geboten hat.

Regisseur Mark Sternkiker wollte bewusst keine reine Opfergeschichte erzählen, sondern Mel als eine starke, wenn auch gescheiterte Figur zeigen. Wie haben Sie diese Perspektive in Ihr Spiel einfließen lassen?
Wie mir gelungen ist, die Vision von Mark zu transportieren müsste eher er selbst beurteilen.

Mel versucht, ihre Vergangenheit zu kontrollieren und ein letztes Mal „abzuschließen“ – scheitert aber. Teilen Sie die Ansicht, dass man mit der Vergangenheit nicht vollständig abschließen kann?
Teils, teils. Ich denke, dass es uns nicht gut tut zu verdrängen. Ich glaube auch nicht daran, dass man etwas bearbeiten und damit verschwinden lassen kann. Es geht viel mehr darum gute Strategien des Umgangs mit dem zu finden, was uns bewegt. So kann uns ein Schmerz aus der Vergangenheit sogar bereichern und zu einer besseren, weiseren Version unserer Selbst machen. Dafür muss man aber verstehen, dass man nicht für immer Opfer dessen bleiben muss, was andere uns mal angetan haben. Aber um so darüber hinaus zu wachsen ist es immer ein steinigerer Weg und deswegen ist mir auch wichtig zu sagen, dass es bis dahin vielleicht ein paar mehr Stationen und Lektionen gibt. Ich wünsche mir für Mel dass es viel mehr eine Station auf ihrem Weg war, etwas klarer zu sehen und nicht einfach ein Scheitern.

Der Film wurde unter anderem beim Max-Ophüls-Preis und den Internationalen Hofer Filmtagen gezeigt. Was bedeuten Ihnen diese Festivalstationen – besonders für einen so gesellschaftlich geerdeten Stoff?
Ich finde es total wichtig, dass Filme nicht nur gute Geschichten erzählen, sondern auch Frauenfiguren zeigen, die anecken, wütend und laut sind. Einfach weil es realistisch ist. Mel zeigt sich nicht von ihrer besten Seite und so ist das Leben. Ich habe das Gefühl, diese Rollen waren in der Vergangenheit vor allem meinen männlichen Kollegen vorbehalten. Deshalb freue ich mich, dass immer mehr Frauen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichsten psychologischen Mustern auf die Leinwand kommen. Jede Plattform ist dafür wichtig, und Festivals sind ein großartiger erster Schritt.

Danke für Ihre Zeit!

«Mels Block» ist in der Nacht von Montag auf Dienstag, den 19. August, um 00.20 Uhr im ZDF zu sehen. Der Spielfilm ist seit 22. Juli in der ZDFmediathek.

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