Debatte

Sagt der Rabe: ‚Nimmermehr‘

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RTL stellt zahlreiche bekannte Zeitschriftentitel ein. Selbst der Bertelsmann-Konzernchef konnte RTL und Gruner + Jahr nicht erfolgreich fusionieren.

Raben gelten als hinterlistige, diebische und gemeine Vögel. Die Wissenschaft hat aber auch herausgefunden, dass diese Tiere lernfähig und intelligent sind. Man sagt den Raben auch nach, dass sie für ihre Artgenossen Totenwache halten. Ob sich Thomas Rabe, Chef von Bertelsmann und dessen Tochter RTL Deutschland, wie sein namensgebender Flugvogel verhält, ist noch nicht geklärt. Immerhin stellt der Konzern mehrere bekannte Zeitschriftenaktivitäten ein.

Dazu gehören unter anderem die Promi-Magazine „Guido“ (von Guido Maria Kretschmer) und „Barbara“ (von Barbara Schöneberger). Auch die zahlreichen „Brigitte“- und „Geo“-Ableger wie „Geo Saison“, „Geo Walden“ oder „Geo Wohllebens Welt“ sind nur einige Print-Titel, die das Jahr nicht überleben werden. Wie in dem Gedicht von Edgar Allan Poe, das am 29. Januar 1845 im „Evening Mirror“ erschien, sagte der Luxemburger Rabe: ‚Nimmermehr‘ und beendet die Arbeitsverhältnisse von mehreren hundert Journalisten. „Vor dem Hintergrund der sich rasch verändernden Medienlandschaft und der herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Lage haben wir in den vergangenen Monaten das Publishing-Geschäft von RTL Deutschland eingehend überprüft. Wir haben entschieden, uns auf die Kernmarken zu konzentrieren und sie mit Investitionen von etwa 80 Millionen Euro bis 2025 weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, die führende Position und publizistische Relevanz von RTL Deutschland weiter zu stärken“, erklärt Thomas Rabe, Vorsitzender der Geschäftsführung von RTL Deutschland.

Rabe und sein Team haben es in den vergangenen Jahren nicht mal ansatzweise geschafft, die vielen Gruner + Jahr-Marken ins RTL-Universum zu bringen. Zwar hievte man mit «Gala» und «Chefkoch» zwei Printtitel ins Fernsehen, doch das zahlte sich mit schlechten inhaltlichen Konzepten und schwachen Quoten nicht aus. Ein Lifestyle-Magazin mit Schöneberger? Ein Eltern-Magazin am Vorabend? Das ist genauso nicht umgesetzt worden, wie ein «Galileo Big Pictures»-Pendant für «Stern View» oder Themen zu Geo. Der Spartensender fristet seit Jahren ein bescheidenes Leben hinter der Bezahlschranke. Inhaltliche Zusammenarbeit mit den Print-Titeln findet nicht statt.

Titel, die man behalten möchte, sind unter anderem „Schöner Wohnen“, „Häuser“ oder „Capital“. Doch wie man diese mit dem RTL-Programm verzahnen möchte, ist unklar. Obwohl der Zusammenschluss von RTL und Gruner + Jahr schon seit Jahren im Raum steht, investierte man bei RTL unter anderem in «Richterin Barbara Salesch», «RTL Direkt» oder «Explosiv Stories». Warum man nicht mal ein halbstündiges Landlust-Magazin, gerade für die ältere Zielgruppe an den Start brachte, steht wohl in den Sternen.

Der Rabe kräht zwar noch, doch die Anleger dürften mit der Entscheidung überhaupt nicht zufrieden sein. Die Einstellung vieler Printtitel gleicht einer Totalaufgabe, Gruner + Jahr auf Kurs zu halten. Mit dem Verkauf vieler Marken wie „11 Freunde“, „art“ oder „Business Punk“ schrumpft die frühere große Verlagsmarkte zu einem kleinen Haus zusammen. Die großen Marken, mit denen man noch weiter plane, wie „Stern“, „Geo“, „Capital“ wandern direkt zu RTL. Gruner + Jahr soll zwar weiterhin erhalten bleiben – bis der Rabe ein nächstes Mal kräht: ‚Nimmermehr‘.

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