Die Kritiker

«Der Spalter»

von

Axel Stein spielt den «Spalter», der eine Gartenparty crasht. Wird daraus auch ein sehenswerter Film?

Stab

Darsteller: Axel Stein, Fabian Busch, Marlene Morreis, Susana AbdulMajid, Sebastian Schwarz, Paul Sundheim
Drehbuch: Stefan Rogall
Schnitt: Katharina Schmidt
Kamera: Daniel Koppelkamm
Regie: Susanna Salonen
Szenenbild: Bärbel Menzel
Ton: Matthias Pamperin
Im bisher 3. Corona-Sommer haben die Grillnachmittage wieder Einzug in deutsche Gärten gehalten – so auch im Film «Der Spalter», wo bei einer solchen nachbarschaftlichen Veranstaltung für zwei Paare und einen Störenfried die Stunde der Wahrheit schlägt: Oliver und Bianca (Fabian Busch und Marlene Morreis) haben zu sich nach Hause eingeladen. Doch auf der Matte steht dann nicht nur ein befreundetes Paar, sondern auch Lars (Axel Stein), Olivers Vorgesetzter, der bei seiner angestrebten Beförderung in den nächsten Wochen auch ein gehöriges Wörtchen mitzureden hat.

Und Lars ist eben Lars, könnte man sagen: Er nimmt kein Blatt vor den Mund, ist laut und provoziert für sein Leben gern, vor allem mit seinen politisch unkorrekten Ansichten. Damit bringt er nicht nur die anderen Gäste gegen sich auf, sondern auch Olivers Frau. Lars ist der Spalter, das Ekel, das Arschloch. Und weil er ein Talent hat, die anderen gegeneinander auszuspielen und schonungslos ihre Schwächen und Wunden ans Tageslicht zu bringen, steigert sich nicht nur der Hass der anderen Partyteilnehmer auf ihn, sondern auch die angestaute Ablehnung der Partygäste und Eheleute untereinander.

So entsteht eine toxische Mischung, die natürlich irgendwann explodieren muss. Doch anstatt dass sich diese Energie immer weiter aufstaut, bis sich alles auf einmal entlädt, streut dieser Film mehrere Ventile ein, um Luft aus dem Kessel zu lassen, bis der eigentlich entscheidende Moment, als Lars zu weit geht und Konsequenzen zu spüren bekommt, auch eher zufällig ausfällt. Erzählerische Konsequenz geht anders – und zwar nicht nur in dieser einen Szene, sondern auch auf den ganzen Film bezogen.

Denn bis zum Schluss will nicht so recht deutlich werden, was die hinter «Der Spalter» stehende Geschichte eigentlich ausmachen soll: Ist sie eine Kritik am ewigen Angestellten Oliver, der sich von Lars vorführen lässt, um mit seinem Job weiterhin die Raten für das spießbürgerliche Haus bezahlen zu können? Oder eine Kritik an weißen Menschen, die rassistische Ausfälle gegen Menschen mit Migrationshintergrund lange herunterspielen, aber bei Anfeindungen gegen sich selbst sofort eskalieren? Und warum handelt Lars so, wie er handelt? Weil er wirklich Freude am Leid anderer Mensch hat? Oder weil er darin seinen eigenen Frust entlädt? Oder einfach nur aus Langeweile?

Weil all diese Fragen bis zum Schluss offenbleiben, kann «Der Spalter» leider nie eine funktionierende Bindung zum Zuschauer aufbauen, durch die sich irgendetwas erfahren oder erkennen ließe. Ebenso wenig kann der Zuschauer durch diesen Film dazulernen, seine eigene Haltung reflektieren und am Schluss klüger werden. Krawallschachtel Lars bleibt eben Krawallschachtel Lars – bis am Ende neben aller Konsequenz eben auch eine ungewisse Zukunft steht.

Der Film «Der Spalter» ist am Mittwoch, den 23. November um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

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