Interview

Daniel Christensen: ‚Die Sichtweisen sind frischer‘

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Die ARD hat mit «Straight Outta Crostwitz» eine sehenswerte in die ARD Mediathek gestellt. Wir haben mit Hauptdarsteller Christensen über das Projekt gesprochen.

Sie dürfen in der neuen Serie «Straight Outta Crostwitz» den Veranstalter spielen, der sich mit Hanka, ihrem Vater und ihrem Bruder herumschlagen muss. Worauf dürfen wir uns freuen?
Auf ein wild-sorbisches Hiphop-Märchen mit schrägen, sehr eigensinnigen Charakteren untermalt von Volksmusik und Berliner Underground Beats.

Was zeichnet Ihre Figur im Besonderen aus?
Diesen liebeswürdigen Poser und Provinz-Cowboy Club-Besitzer zeichnet im Grunde sein unbändiger Enthusiasmus aus, mit diesem Hiphop Battle irgendwo auf dem Dorf ein echtes Event mit Großstadt Flair auf die Beine zu stellen. Er nimmt das alles schrecklich ernst und der Frust ist entsprechend groß, als das alles irgendwie nicht so recht aufgehen will. Ich fand die Figur einfach auch rührend.

Das Drehbuch stammt von Joe von Hühnerbein, der noch nicht so lange im Fernsehbusiness tätig ist. Ist das ein Vorteil?
Klar. Die Sichtweisen sind vielleicht etwas frischer und vielleicht auch ein Stück weit mutiger.
Sie spielen neben Jasna Fritzi Bauer, die zuletzt den Bremer-«Tatort» übernahm und andere zahlreiche Projekte bekam. Sprüht Sie schon am Set diese Funken aus, die man im Fernsehen wahrnimmt?
Jasna ist eine unglaublich tolle Kollegin. Man kann mit ihr eine Menge Blödsinn machen und beim Spielen hat man eine echt starke Partnerin als Gegenüber. Es hat großen Spaß gemacht.

Sie standen für die Amazon-Serie «Der Beischläfer» vor der Kamera. Wie sind Sie zu diesem Projekt gekommen?
Die Figur des Xaver Holzapfel wurde mir ein bisschen auf den Leib geschrieben. Die Autoren und die Produktion haben mich angesprochen, da sie einen Schauspieler wollten, der diesen
anarchischen Wahnsinn und die Geschwindigkeit im Spiel umsetzen konnte. Als man mir nach Gesprächen die Drehbücher hat zukommen lassen. War ich sofort am Haken.

Xaver ist sich selbst immer einen Schritt voraus. Zuerst handeln, dann denken, was natürlich zu unerbittlichem Chaos führt. Das scheint Xaver aber nicht weiter zu stören, es muss ja nicht er, sondern nur seine Umwelt darunter leiden.

Ich habe selten schon beim Lesen so eine Liebesbeziehung zu einer Figur aufgebaut wie zu diesem wundervollen Egomanen mit seinem Herz am rechten Fleck.

Waren Sie schon einmal selbst bei einem Gerichtsverfahren anwesend? Das ist ja mitunter ganz schön dröge.
Tatsächlich habe ich es mir bisher erspart, zu einem zu gehen.

Sie sind auch Teil der Eberhofer-Krimis «Guglhupfgeschwader», die nach Rita Falks Romanen verfilmt werden. Sind Sie überrascht, dass die Regionalkrimis so gut ankommen?
Nicht im Geringsten. Die Figuren dieser Romane haben für viele Menschen einen hohen Wiedererkennungswert. Man kann sich einfach stark mit Ihnen identifizieren. Vor allem auch, weil die Figuren leicht überzeichnet sind. In den Geschichten sehen wir diesen ganz normalen Helden beim Lieben, Leben und Scheitern zu. Darin finden sich die Fans selbst wieder. Man kennt es aus dem eigenen Leben, alles nicht so abgehoben.

Inzwischen gibt es acht Teile der Rita-Falk-Werke, insgesamt sind schon elf Romane erschienen. Gibt es einen Insider-Trick, wie man sich die Reihenfolge merken kann? Oder braucht man ähnlich wie beim Marvel Cinematic Universe einen Wikipedia-Eintrag?
Also, ich kann sie gerade noch so der Reihe nach und fehlerfrei aufzählen. Aber ich höre schon oft wilde Titel- „Verwurstungen". Am häufigsten werden ich gefragt, ob ich wieder einen von den „Knödelblues“-Filmen drehe. Vor allem weiter nördlich brauchen die Menschen vielleicht Nachhilfe. Die Reihenfolge und die Titel purzeln schon gehörig durcheinander.

Zurück zu «Straight Outta Crostwitz»: Wie viel Ostdeutschland steckt in der neuen MDR-Serie?
Ich glaube es ist wichtig zu sehen, dass wir hier nicht versuchen, wirklich die Sorbische Kultur realistisch zu erzählen. Es ist ein Hiphop Märchen. Es spielt absichtlich mit Klischees und nimmt sich dabei nicht so ernst.

Ich habe mich als halber Tscheche extrem wohl gefühlt bei diesen wunderbaren Menschen. Ich finde es schön, dass ich dazu beitragen durfte, mit der Serie ein bisschen mehr auf diese Volksgruppe aufmerksam zu machen. Die übrigens nicht so folkloristisch ist, wie sie in der Serie dargestellt wird. Wie gesagt, es ist ein Märchen und ich hoffe, uns ist ein liebevoller Blick mit Augenzwinkern gelungen.

Die Serie ist in der ARD Mediathek zu finden. Ist das Format wie gemacht dafür oder wären Sie auch über eine prominente Ausstrahlung im Ersten froh?

Ich finde es gut, dass der Sender mit tollen Projekten einen eigenen Streaming-Content aufbaut. Unser Hiphop Märchen eignet sich perfekt für dieses Format.

Danke für das Gespräch!

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