Comic-Laden

Maus - Die Geschichte eines Überlebenden

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Da eine Schulbehörde die Graphic Novel von Art Spiegelman verbieten möchte, rückte das Band im Jahr 2022 in den Mittelpunkt.

Der Illustrator, Comic-Zeichnet und Herausgeber Spiegelman erzählt in einer modernen Fabel die Geschichte seines Vaters, des polnischen Juden Vladek Spiegelman. Dieser erlebte die Zeit des Nationalsozialismus aus erster Hand und ist zudem Überlebender des KZ Auschwitz. In Rückblenden erzählt der verbitterte Vladek seinem Sohn Art von den Geschehnissen des Holocaust. Die schonungslose Erzählweise wird dabei einzig durch die Darstellung der Figuren als Tiere abgemildert. Dabei geht er sowohl auf die eigene Geschichte als auch die seiner ersten Frau Anja, der Mutter des Autors, ein. Diese Situation spiegelt sich auch im Untertitel des ersten Bandes wider, der treffend mit "Mein Vater kotzt Geschichte aus" gewählt wurde. Später werden gewinnt vor allem die eigene Auseinandersetzung und Bewältigung von Art Spiegelman mit den Geschehnissen an Bedeutung und Raum. So ist der zweite Band auch treffend mit "Und hier begann mein Unglück" tituliert. Spiegelmans minimalistischer Zeichenstil mit rauen Schwarz-Weiß-Bildern in der Aufmachung der Underground-Comics der 60er und 70er Jahre betont dabei die Geschehnisse und zeichnet dabei ein eindrucksvolles und erschütterndes Bild des Grauens.

Art Spiegelman - der postmoderne Chronist des Grauens
In den frühen 1950er Jahren emigrierte die Familie Spiegelman in die USA. Dort nahm sich die Mutter des Autors 1968 das Leben, woraufhin der trauernde Vater alle persönlichen Aufzeichnungen vernichtete. Gespräche zwischen Vater und Sohn 1972 und 1978 bildeten die Grundlage für Maus, das Spiegelman ursprünglich in serialisierter Form in seinem Comic-Magazin RAW veröffentlichte. Einige Zeit später folgte 1986 eine erste Auflage in Buchform, die dem Werk viel öffentliche Aufmerksamkeit brachte. 1992 gewann Maus als erste und bislang einzige Graphic Novel den renommierten Pulitzer-Preis. Weitere Auszeichnungen umfassen etwa den Eisner Award, den Los Angeles Times Book Prize for Fiction, sowie einen Gastauftritt bei den «Simpsons». In Deutschland wurde Maus durch die Bundeszentrale für politische Bildung in einer Gesamtausgabe veröffentlicht. Spiegelman lebt weiterhin in den USA und arbeitet als Herausgeber, künstlerischer Berater und Dozent an der New York School of Visual Arts.

Maus - ein kontroverses Werk
Bereits kurz nach der Veröffentlichung provozierte Maus bereits stark widersprüchliche Rezensionen und wurde vielfach sowohl als Biographie, Fiktion, Belletristik oder auch neuer Genre-Mix gewertet. In Polen führte die Darstellung der Figuren in Anlehnung an eine Fabel und zugleich die Tiermetaphern des Nationalsozialismus zu heftigen Kontroversen. Während Juden als Mäuse, Nazis als Katzen und beispielsweise Engländer als Fische gezeigt werden, zeigt das Werk die polnischen Charaktere als Schweine. Die führte in der direkten Folge zu Verbrennungen der Bücher in Polen. Später erregte ein Plakat zum Comic-Salon Erlangen große Aufmerksamkeit, da das Coverbild von Maus aufgrund des stilisierten Hakenkreuzes irrtümlich als Nazi-Propaganda ausgelegt wurde. 2022 wurde zudem bekannt, dass eine Schulbehörde in den USA die Nutzung der Graphic Novel im Unterricht einstimmig verboten hat. Dies begründete man mit der Verwendung von Schimpfworten, sowie der Darstellung einer unbekleideten toten Frau. Mit dieser Aktion setzte der Barbra-Streisand-Effekt ein: Sowohl in den Vereinigten Staaten von Amerika als auch in Deutschland ist die Graphic Novel aktuell ausverkauft. Zahlreiche Medien berichten seither über die Geschichte.

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