Hingeschaut

Böse Buben gibt es überall

von

«Lenßen übernimmt»: Am Ende siegt immer die Gerechtigkeit. Michael Horling sah den Auftakt der neuen Staffel.

Ingo Lenßen kämpft wieder für Gerechtigkeit. Möchte man so einen Rechtsanwalt auf seiner Seite haben? Na klar, denn er garantiert ja für Erfolg. Immer. Und ewig. Und nun wieder auf Sat 1. «Lenßen übernimmt». Crime-Time in Berlin.

Jobcenter streicht Hartz-IV-Empfänger die Bezüge. Tobias Hofmann ist arbeitsloser Tischler, kann seine Familie nicht mehr ernähren. Also schaut Ingo Lenßen zuhause bei den Hofmanns vorbei. Mit seiner rechten Hand Ben Handke. Und das Duo erfährt einiges.

Das Arbeitsamt wirft dem 35-Jährigen vor, sich nicht ausreichend zu bemühen. Bewerbungsnachweise fehlen, dann gibt es auch kein Geld fürs Nichtstun. Faul sei Hofmann, sagt der Sachbearbeiter. Und erzeugt damit eine Reaktion, die zum Rauswurf aus dem Gebäude führte. Was also tun?

Lenßen will Lebensmittelgutscheine beantragen, dabei gleich mal mit dem zuständigen Jörg Schuster reden, die Bewerbungsmappe als Beweis vorlegen. Bis dahin ist Folge eins der zweiten, neuen Staffel kein Aufreger. Bis sich heraus stellt, dass die Sanktionen wohl grundlos erfolgten. Schreiende Ungerechtigkeiten will der Fernsehzuschauer aber nicht haben. Also muss Herr Lenßen ein bisschen deutlich werden. Empfänger von Arbeitslosengeld 2 sind gebeutelt. Als Untertitel werden Statistiken eingeblendet.

Dann bringt Lenßen seine Assistentin Sarah Grüner ins Spiel. Herrje, für knapp über 20 Minuten Sendezeit einer solchen Folge ist das ein ganz schöner Personalaufwand. Sie trabt ins Arbeitsamt, bekommt schnell heraus, dass Schuster ein Mobber vor dem Herrn ist. Und ein lupenreiner Betrüger. Die Arbeitskollegin Nina Weber im Zimmer nebenan erweist sich als Plaudertasche und fällt ihrem beruflichen Nachbarn in den Rücken. Der hat - natürlich - Bewerbungsunterlagen stets vernichtet und selbst die finanziellen Leistungen einkassiert.

"Böse Buben gibt es überall", sagt Ingo Lenßen. "Mit der Masche wandert er in den Knast!" Der Betrug fliegt also auf, Jörg Schuster flieht, Ben Handke am Steuer nimmt die Verfolgung auf. Ist das nun endlich der neue «James Bond»? Dramatische Szenen bei der Festnahme, Wortgefechte. "Jemand, der sich an den Ärmsten der Armen bereichert! Charakterlich mieser geht es gar nicht mehr", schimpft Lenßen.

Drei Jahre Knast, Beamtenstatus verloren, Job ohnehin: Zuhause vor dem Bildschirm feixen die Zuschauer und gönnen dem Betrüger die verdiente Strafe. Kommissar Lenßen hat mal wieder seine Spürnase bewiesen!

Warum Ehefrau Julia Hofmann mit den beiden Kindern vorläufig zur Oma zieht und ihren Mann im Stich lässt, muss man nicht verstehen. Nebenkriegsschauplatz für die empfängliche Tränendrüse. Das alles ist irgendwie ein bisschen banal, einfach gestrickt, leicht durchschaubar. Eher kein Qualitätsfernsehen. Aber natürlich unterhaltsam. Und mit den 30 Minuten pro Folge inklusive Werbung auch erträglich.

Am Dienstag geht’s schon weiter: Dann sieht die 39 Jahre alte Ilona Schütte auf einer Sex-Plattform im Internet ein intimes Video von ihr, gefilmt im eigenen Badezimmer. Ingo Lenßen muss wieder eingreifen und natürlich auch die Assistenten Sarah Grüner und Ben Handke!

Sat1.de zeigt die Folgen auch im Netz, auf joyn.de sind auch alte Folgen zu finden.


In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass John Davis die rechte Hand von Ingo Lenßen war. Richtig ist, dass diesen Part Ben Handke spielt. Der Fehler wurde korrigiert.

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