Hintergrund

AT&T + WarnerMedia: Ein schlechter Deal?

von   |  4 Kommentare

Die Verantwortlichen bei AT&T hatten mit dem Filmstudio Warner Bros. Großes vor, aber die Banken und Investoren führten zur Fusion. Eine Analyse von Fabian Riedner.

Der Telekommunikationsgigant AT&T zieht mit WarnerMedia die Reißleine und lässt das Unternehmen mit Discovery zu einem neuen Unternehmen fusionieren. Angesichts der Tatsache, dass die oberen und mittleren Management-Positionen von Discovery-Köpfen übernommen werden, macht deutlich, wer in der neuen Firma das Sagen hat. WarnerMedia-Chef Jason Kilar geht von Bord und übergibt an David Zaslav, der den Factual-Konzern seit über 13 Jahren leitet.

Discovery wird zwar erst einmal 29 Prozent der neuen Firma halten, allerdings lässt sich AT&T mit 43 Milliarden US-Dollar in Barmitteln und Aktien gut bezahlen. Zuletzt machten größere Investment-Firmen großen Druck, dass man sich auf das Kerngeschäft konzentrieren soll. Während alle Telekomunikations-Konkurrenten gut durch die Corona-Pandemie kamen, sorgte AT&T für ein Verlust von über fünf Milliarden US-Dollar. Noch ein Jahr zuvor wurden fast 14 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet, im Jahr 2017 – damals noch ohne WarnerMedia – waren es 29,45 Milliarden.

Schon im März warnte die Ratingagentur S&P, dass bei AT&T nicht alles so wirklich gut läuft. Der Konzern trägt die Last von 169 Milliarden US-Dollar. Mit dem Gemeinschaftsunternehmen kann der Telekommunikationskonzern rund 43 Milliarden US-Dollar an Schulden in die neue Firma schieben. Jubeln können die Anleger nicht, denn auch die jährliche Dividendenausschüttung geht um bis zu sieben Milliarden auf acht bis neun Milliarden US-Dollar zurück. Dabei zeigen Analysen, dass Unternehmen die Zahlungen an ihre Anteilseigner seit Jahren erhöhen.

Vor allem die Fusion mit dem damaligen Internetriesen AOL hat Time Warner schwer zugesetzt und zu zahlreichen Schulden geführt. Das Unternehmen war vom Absturz des Internetanbieters so sehr getroffen, dass man die florierende Sparte Warner Music verkaufen musste. Ein Fehler, der auch heute noch schwer wiegt. Das Unternehmen verdient sehr viel Geld, das man jetzt an anderer Stelle gut gebrauchen könnte.

Auch innerhalb von WarnerMedia ist die Stimmung schlecht. Der seit knapp einem Jahr im Amt sitzende Jason Kilar kündigte im Herbst an, dass alle Filme aufgrund der Corona-Pandemie nicht nur in den Lichtspielhäusern gezeigt werden, sondern auch ohne Mehrkosten bei HBO Max zu sehen sind. Intern spricht man schon von über eine Milliarde Euro, die man durch diesen Schritt sozusagen an seine Kunden verschenkt hat. Zeitgleich wächst HBO Max zu langsam, um diese Aufwendungen zu amortisieren.

Auch sonst hat HBO Max mit zahlreichen Problemen zu kämpfen: Der internationale Roll-Out klappt nicht, die Lizenzgebühren von Sky seien zwar überragend, aber Discovery ist mit seinem Dienst schneller und auch effektiver. Obwohl man „nur“ 15 Millionen Abonnenten hat, zahlen die User bislang fast nur für alte Titel, die schon auf den Fernsehkanälen hoch und runter laufen. HBO Max enttäuscht mit 9,7 Millionen Abonnenten, erst mit AT&T-Deal und HBO-Paket kommt man auf die Summe von 44,2 Millionen Abonnenten.

Ohne direkte Integration in den AT&T-Konzern müssen wohl bald auch bei WarnerMedia die Gürtel enger geschnallt werden. Ist eine mögliche Übernahme des TV-Senders The CW noch möglich, wird das Programm von TBS, TNT, truTV und HBO zu Gunsten von HBO Max weiter abgebaut? Wird die Superhelden-Liga mit bis zu 15 Filmen in den kommenden Jahren noch möglich sein oder wird man bei Warner Bros. wieder kleinere Filme produzieren? All diese Fragen muss der neue Chef Zaslav koordinieren, der aber schon Discovery durch kleinere (Olympische Spiele, Fußball-Bundesliga) und größere (Corona-Pandemie) Krisen erfolgreich führte.

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Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
Torsten.Schaub
24.05.2021 13:58 Uhr 1
Absolut nicht, da es Zeit wird, dass bei Warner mal aufgeräumt wird. Außer diesen Bericht hier, hab ich schon noch etwas mehr gelesen und das was passiert ist gut! Endlich werden die wohl eingebildeten Warnerchefs daran gehindert in Filme reinzuquatschen und bei DC wird darum auch Ordnung geschafft. Was der Hauptgrund ist, warum der Deal gut ist. Auch in Bereich TV-Sender will man einiges verändern und somit wird dieser Konzern der zweitgrößte Medienkonzern neben Disney werden und das was dort alles passierte war auch gut. HBOmax will dann auch wachsen und in zwei Jahren nach Europa kommen. Es konnte also nicht so weitergehen und somit kann es nur besser werden.



Übrigens steht noch ein Mega-Deal an, da amazon Metro Golden Meyer kaufen will. Auch nicht Schlecht da der große Löwe auch seit ein paar Jahren ziemlich am Abgrund steht. Somit, je nachdem wie schnell es gehen wird, wird wohl der neue Bond dann bei amazon exclusiv laufen.
Blue7
24.05.2021 17:18 Uhr 2
Abwarten ob es mit HBO Max noch was wird.

Bisher gibts weiterhin kein 4K Content, keine Auswahl an HDR10/Dolby Vision oder Dolby Atmos Titel, dafür jetzt ein Werbefinanzierte Lösung. Hm.



Ich weiß nicht was an MGM und Amazon gut sein sol. Amazon Prime Video ist der schlechteste und unübersichtlichste Streaminganbieter, da Content der inbegriffen ist weiter als Leih/Kaufinhalt mit dem Fokus angeboten wird.
Sentinel2003
24.05.2021 18:56 Uhr 3
Naja, @Blue7, DAS ist aber Geschmackssache!!! Ich finde Amazin genauso gut, wie Netflix!





Und, ich hatte erst diueser Tage gelesen, dass es auch auf Sky weitere Veränderungen geben wird.....anscheinend solll Fox durch WarnerTV ersetzt werden....ob das stimmt, keine Ahnung.
Torsten.Schaub
24.05.2021 19:15 Uhr 4
Ja Sentinel, da hast du richtig gelesen. Inwieweit sich das aber abspielen wird, wird sich alles erst nächstes Jahr klären. Man darf also gespannt sein.

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