Serientäter

Shadow and Bone – Macht es sich Netflix zu einfach?

von   |  5 Kommentare

Kein Erzählstoff dürfte im Bereich der Young Adult Fantasy so oft herangezogen worden sein, wie die Geschichte des oder der Auserwählten.

Auch bei «Shadow & Bone» geht es wieder um eine junge Erwachsene, die die Last der Welt auf ihren Schultern tragen muss. Das Land Ravka befindet sich im Krieg. Die Kartographin Alina Starkov (Jessie Mei Li) gerät zwischen die Fronten, als klar wird, dass sie eine mächtige Grisha, also eine Art Zauberin ist, die als zukünftige Sonnenkriegerin den Schattenflur, der das Land spaltet, zerstören soll. Nicht fehlen darf bei dieser großen Mission natürlich der wenig subtil eingeführte Love-Interest Mal (Archie Renaux).

«Shadow & Bone» macht relativ schnell deutlich, dass hier niemand die Intention hatte, das Rad neu zu erfinden. Die Serie wirkt, je länger man sie schaut, so als wäre statt einer Torte vom Konditor, eine aus der Tiefkühltruhe geliefert worden, die zwar durchaus essbar ist, aber immer gleich schmeckt und der eindeutig das gewisse Etwas fehlt. Die Geschichte um die dunkle Schattenwand, sowie das ans Russische Kaiserreich angelehnte Setting mögen kurzweilig etwas Abwechslung simulieren, werden aber insbesondere von der blassen Charakterzeichnung überschattet. Dass es insbesondere der von Jessie Mei Li gespielten Protagonistin Alina Starkov an Charisma fehlt, ist durchaus schwerwiegend und kann kaum von den restlichen Sidekicks kompensiert werden.

Das Produktionsniveau ist im oberen Mittelfeld angesiedelt, sodass die Kameraarbeit sowie die visuellen Effekte allesamt recht ordentlich geworden sind. Das durchaus gemächliche pacing sowie der inkohärente Aufbau der Fantasywelt sorgen gepaart mit einem recht substanzlosen Skript allerdings dafür, dass «Shadow & Bone» nicht gerade zu gebannt vor dem TV-Gerät sitzenden Fernsehstunden führt. Abermals präsentiert Netflix eine weitere vermeintliche easy-to-watch Serie, deren Zugriff allerdings durch die Vielzahl von lose eingeführten Charakteren, deren Relevanz sich häufig nicht erschließt, künstlich erschwert wird.

Die gängigen «Game of Thrones» Vergleiche, die mittlerweile zu fast jeder mittelgroßen Fantasyproduktionen gezogen werden, verbitten sich allerdings nicht nur aufgrund dieser oberflächlichen Charakterzeichnung, sondern in Betracht gezogen werden sollte auch immer das jeweilige Zielpublikum. Bereits die Buchvorlage wird dem Jungendfantasyroman zugeordnet, ist also für ein eher junges Zielpublikum konzipiert worden. Gerade beim Fantasygenre macht es Sinn, dieses nicht als Hyperonym zu betrachten und alles in einen Topf zu werfen, sondern sich auf die Zielgruppe zu konzentrieren, die eine andere sein dürfte als bei Erwachsenenfantasy wie «Game of Thrones» oder «The Witcher».

«Shadow & Bone» mag sich produktionstechnisch durchaus etwas von den vielen Fließbandproduktionen des Streamers absetzen, reiht sich aber trotzdem in dessen Peak TV Katalog ein und dürfte obgleich des kurzfristigen „Erfolgs“, den mittlerweile praktisch jeder etwas größere Neustart bei Netflix für sich beansprucht, über keinen längeren Zeitraum hinweg in Erinnerung bleiben.

Kurz-URL: qmde.de/126864
Finde ich...
super
schade
58 %
42 %
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelDigital Natives: Christin Nicholsnächster ArtikelSowohl der Franken-«Tatort» als auch der Familienfilm im ZDF legen zu
Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
Blue7
16.05.2021 13:19 Uhr 1
Mit Folge 5 kommt langsam Story auf und es geht was voran. Aber dennoch bleibt die Serie aus sehr viel Dialogen, belangloser nicht wirklich vorhandener Story und deshalb eher gestreckten Story für mich eine Enttäuschung.
Torsten.Schaub
16.05.2021 13:58 Uhr 2
Ich habe drei der fünf Bücher gelesen und war davon anfangs recht angetan. Leider gibt es bei der Serien ein Problem. Das man in Filmen und Serien immer etwas kompakter drehen muss, als es Bücher erzählen ist klar und verständlich. Doch in dieser Serie wird alles genau nach den Büchern erzählt. Das mag bei Büchern kein Problem sein, wirkt aber bei einer Serie sehr zäh und daher ist vieles nicht nur recht Unverständlich sondern wird auch nach einiger Zeit Langweilig. Als ich den Trailer sah, war ich sehr Gespannt, als ich die Serie sah mehr und mehr Enttäuscht. Trotz der wenigen Folgen ist der Gähnfaktor sehr groß und alles schleppt sich so dahin. Für mich die Serienenttäuschung des Jahres und eine zweite Staffel brauche ich daher nicht.
LittleQ
17.05.2021 00:44 Uhr 3
Bisher finde ich die Serie ebenfalls nur durchschnittlich. Keine herausstechenden Figuren, keine herausragende Story, keine krassen Highlights. Eigentlich gibt es nur einen Plot, den ich ganz süß finde. Alles andere plätschert so ein bisschen vor sich hin. Dennoch schau ich es ganz gerne, da die Staffel nur 8 Folgen besitzt und trotz Mittelmaß (zumindest für mich) nicht automatisch schlecht ist.

Die paar Folgen tue ich mir jetzt noch an, aber das reicht dann auch :)
Vittel
17.05.2021 09:27 Uhr 4
Geht mir auch so, die Serie ist ganz nett, aber nichts herausragendes. Ich schaue sie nebenher ab und zu.

Viele Elemente kennt man natürlich aus anderen Serien und Büchern, mich erinnert sie stark an Der goldene Kompass (wobei ich His Dark Materials noch nicht gesehen habe, kenne nur die Bücher und den Film)
andrej.ti
18.05.2021 09:43 Uhr 5
Sehr gute Rezension der Serie, endlich mal ein kritischer, realistischer Blick auf den ganzen Netflix-Mittelmaßmüll.

Ansonsten wird ja mit lächerlichen Vergleichen mit HBO-Serien geradezu um sich geworfen.

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung