Stab
Darsteller: Claudia Michelsen, Karin Hanczewski, Eleonore Weisgerber, Michael Wittenborn, Anna-Lena Schwing, Alexander WüstMusik: Christopher Bremus
Kamera: Mathias Neumann
Drehbuch: Susanne Schneider und Astrid Ruppert
Regie: Thorsten M. Schmidt
So ergeht es auch der Schwimmtrainerin Anne (Claudia Michelsen), die einst selber als Leistungssportlerin große Erfolge gefeiert hat, und nun ganz versessen darauf ist, ihre Nichte bei schwierigen Wettkämpfen groß herauszubringen: So sieht es zumindest ihre Schwester Miriam (Karin Hanczewski), die selber ein außergewöhnliches Talent ist: eine sehr gute Cellistin; doch sie hat es nur zu einer mittelprächtigen Karriere in einem Provinztheater gebracht, anstatt auf den bedeutenden Bühnen Weltruhm zu erlangen.
Zwei Versagerinnen, die mit ihrem Schicksal unterschiedlich umgehen, könnte man meinen: Die Musikerin hat sich damit abgefunden und ist irgendwie glücklich geworden, mit ihrer Tochter und ihrer Anstellung in einem bedeutungslosen Haus. Anne aber versinkt heute noch in Gedanken, warum sie damals, beim wichtigsten ihrer Wettkämpfe, im entscheidenden Moment gepatzt hat.
Das hält ihr auch ihre Mutter vor – die ist aber ein Kapitel für sich: seit Jahren depressiv und selbstmordgefährdet, verbarrikadiert sich die alte Frau oft tagelang in ihrem Zimmer, ihr Ehemann in ständiger Sorge, wenn er die leeren Medikamentenschachteln findet. Schon ewige Zeit tyrannisiert sie die ganze Familie, und trägt damit wohl einen Schlüssel zu dem Geheimnis in sich, was sich denn nun auf dem Grund befindet, über den niemand spricht und den Tochter Anne in ihren Wahnvorstellungen immer vor dem geistigen Auge sieht.
Wie unschwer zu erkennen ist, präsentiert uns der FilmMittwoch im Ersten in dieser Woche eine sehr eigentümliche Gemengelage aus verschnittenen und sich überlagernden Familienkränkungen: ein Knäuel aus enttäuschten Hoffnungen und aufgegebenen Fluchtversuchen. So ist ein sehr erdrückender Film entstanden, der weit mehr kann, als uns nur die Geschichte einer Schwimmtrainerin vorzustellen, die nun durch das Kind ihrer Schwester lebt. Nein, dahinter verbirgt sich so viel mehr, ein düsteres Geheimnis, tief in der Seele dieser Figur – und nicht zuletzt Hauptdarstellerin Claudia Michelsen weckt unser Interesse daran.
An manchen Stellen verliert sich der Film etwas auf dieser Ebene, verliert die Orientierung im Handlungsgeflecht und zeigt uns unnötige Doppelungen zu Sachverhalten, die man eigentlich schon verstanden hat: die Gegensätze der zwei Schwestern etwa, der Theatercellistin und der ehemaligen Leistungssportlerin, die ihre schwierige Familiengeschichte und ihren Platz im Leben ganz unterschiedlich aufgearbeitet haben.
Im Ersten ist «Auf dem Grund» am Mittwoch, den 23. März um 20.15 Uhr zu sehen.
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22.03.2022 22:46 Uhr 1