Die Kino-Kritiker

«Gods of Egypt»

von

Alex Proyas liefert mit seinem Effektgewitter «Gods of Egypt» einen ägyptischen Götterclash, der sich irgendwo zwischen «Prince of Persia» und «Jupiter Ascending» wiederfindet.

Filmfacts: «Gods of Egypt»

  • Kinostart: 21. April 2016
  • Genre: Fantasy/Action
  • FSK: 12
  • Laufzeit: 127 Min.
  • Kamera: Peter Menzies Jr.
  • Musik: Marco Beltrami
  • Buch: Matt Sazama, Burk Sharpless
  • Regie: Alex Proyas
  • Darsteller: Brenton Thwaites, Nikolaj Coster-Waldau, Gerard Butler, Chadwick Boseman, John Samaha, Courtney Eaton, Paula Arundell, Emily Wheaton
  • OT: Gods of Egypt (USA/AUS 2016)
Als Anfang des Jahres Schauspieler Gerard Butler mit dem deutschen Medienpreis Bambi als „Bester Schauspieler international“ ausgezeichnet wurde, staunte die Branche nicht schlecht. Wie immer bei der Verleihung des goldenen Rehkitzes erweckte die Jury auch diesmal den Eindruck, in dieser Kategorie wahllos irgendeinen Preisträger ausgewählt zu haben. Schließlich ist der letzte große Coup von Butler mittlerweile eine ganze Weile her, sofern man nicht nach Zuschauerzahlen geht, sondern tatsächlich einmal nach Qualität. Allein in diesem Jahr ist er an einer großen Katastrophe namens «London Has Fallen» beteiligt und auch Alex Proyas‘ Fantasyactioner «Gods of Egypt» kann die Bambi-Jury vorab kaum gesehen haben; sonst hätte sie vermutlich darauf verzichtet, Butler ebenjenen Preis zu überreichen. Dabei ist der Film des «I, Robot»-Machers gar nicht der vorab erwartete Super-GAU, der sich auch in ersten Trailern durchaus noch als ein solcher ankündigte. Besonders gut ist die visuell spektakuläre CGI-Schlacht dann zwar auch nicht, doch denkt man sich die schier unerträgliche Performance, die ausgerechnet Gerard Butler hier an den Tag legt, einmal weg, dann hätte «Gods of Egypt» durchaus das Zeug dazu gehabt, ein kurzweiliger Abenteuerspaß auf dem Niveau eines «Prince of Persia» zu sein. Doch Proyas‘ Götterclash lässt sich ziemlich genau in zwei Teile teilen. Und der andere erweist sich – leider – als optische wie inhaltliche Interpretation des Wachowski-Rohrkrepierers «Jupiter Ascending».

Der sterbliche Meisterdieb Bek (Brenton Thwaites) tritt eine gefährliche Reise an, um seine wahre Liebe Zaya (Courtney Eaton) wieder zum Leben zu erwecken. Dafür muss er sich mit dem ebenso mächtigen wie rachsüchtigen Gott Horus (Nikolaj Coster-Waldau) verbünden, um sich Set (Gerard Butler), dem gnadenlosen Gott der Finsternis, entgegen zu stellen. Dieser hat den Thron Ägyptens mit Gewalt an sich gerissen, das einst blühende Land in Chaos und Verderben gestürzt und dessen Volk versklavt. Beks und Horus’ atemberaubender Kampf gegen Set und seine Schergen führt sie sowohl in das Leben nach dem Tod als auch hinein in das Himmelreich der Götter. Beide, sowohl Mensch als auch Gott, müssen Mutproben bestehen und Opfer bringen für ein Überleben im epischen Kampf der Welten.

«Prince of Persia» meets «Jupiter Ascending» also – eine größere Diskrepanz kann man sich im weitestgehend oberflächlichen spektakulären Blockbusterkino eigentlich kaum vorstellen. Das ist auch der Grund, weshalb «Gods of Egypt» nur selten zu einer einheitlichen Form findet. Auf der einen Seite steht der Handlungsstrang um Set, den allmachtsfanatischen Gott der Finsternis, während die Abenteuer um den Aladdin-Verschnitt Bek und den ihm zur Seite stehenden Gott Horus den Film auf der anderen Seite ausfüllen. Regelmäßig springt das Skript von Matt Sazama und Burk Sharpless («Dracula Untold») zwischen den beiden grundverschiedenen Subplots hin und her. Wann immer Gerard Butler agieren darf, dominiert ein sich viel zu ernst nehmender Grundton das Geschehen. Dürfen sich hingegen Brenton Thwaites («Maleficent – Die dunkle Fee») und Nikolaj Coster-Waldau («Oblivion») ihrer Exkursion hingeben, wechselt der Film von bedeutungsschwanger-grimmig zu kurzweilig-spaßig. Das ist insofern okay, als dass das ungleiche Duo bei seinem Versuch, Set vom Thron zu stürzen, die meiste Zeit über das Geschehen dominieren darf, doch sobald Butler aufs Parkett tritt, ist der Qualitätsabfall so gravierend, dass auch die gelungenen Momente in «Gods of Egypt» nichts daran ändern können, dass der Spaß über Kurz oder Lang zwangsläufig auf der Strecke bleibt.

Dass ausgerechnet Gerard Butler, vermarktungstechnisch der Fokus von «Gods of Egypt», so anstrengend daherkommt, liegt daran, dass sein hölzern-humorbefreites Agieren in einem viel zu großen Kontrast zur eigentlichen Handlung steht. Zwar lässt schon das Drehbuch immer wieder anklingen, dass sich die Schreiber hier durchaus einige tiefer gehende Querverweise in Richtung ägyptischer Gottheiten vorgestellt haben – so gibt es zum Beispiel immer wieder anklingende Diskussionen über die Wertigkeit der Götter generell. Auch die Darstellung der Götter als menschlich aussehende, dabei jedoch doppelt so große Wesen gegenüber ihren humanen Untergebenen böte durchaus Anlass zur Diskussion. Zu Ende gedacht werden diese versucht komplexen Gedankengänge allerdings nie. Im Mittelpunkt von «Gods of Egypt» soll dann in erster Linie doch der Spaß an Effektgewitter und Action stehen. Auch hier erweisen sich beide Faktoren als mal gelungen, mal katastrophal. Das Drehbuch verlässt sich bei den Leinwandgeschehnissen nicht bloß auf die Erde als Schauplatz, sondern lässt einen Großteil der Handlung auch in Zwischenwelten und im Himmel stattfinden.

Hier springen einem Greenscreen und CGI mit voller Wucht ins Gesicht. Dürfen die Darsteller hingegen in richtigen Kulissen agieren, sieht das Setting richtig gut aus. Auch innerhalb der Computereffekte selbst gibt es Unterschiede. Schwenkfahrten über die ägyptischen Städte und Paläste machen besonders auf der großen Leinwand viel her. Auch manche Studioaufnahmen können von der Kreativität ihrer Macher zehren (Stichwort: Sümpfe). Dann wiederum gibt es Szenen, die einfach nicht dem Qualitätsstandard heutiger Hollywoodproduktionen entsprechen; es ist ein stets Auf und Ab.

Die Story verlässt sich indes ganz auf ein klassisches Gut-gegen-Böse-Szenario und verzichtet mit Ausnahme einer schemenhaft in die Szenerie eingebetteten Lovestory zwischen Bek und der schönen, dabei aber vollkommen profillos bleibenden Zaya auf jedwede Form des Ballasts. Damit ist «Gods of Egypt» fast schon ein Roadmovie mit einzelnen Stationen, von denen einige mehr (Flucht vor den Riesenschlangen), andere weniger (das Finale) gelungen sind. Auch vereinzelte Nebenfiguren, wie Chadwick Boseman («Get On Up») als extravagant aufspielender Gott der Weisheit bringen Leben in die Geschichte. Doch diese selbst bleibt leider überraschungsarm. «Gods of Egypt» wäre amüsantes Popcornvergnügen, wenn sich die Macher in dieser Hinsicht auf einen einheitlichen Tonfall verlassen hätten. So ist der Film mit Sicherheit Zielscheibe für jede Menge Gespött. Schließlich erinnert man sich rückwirkend lieber an die Dinge, die an nicht gefallen haben, als an das, was Spaß machte.

Fazit


«Gods of Egypt» ist bei allem Pomp und durchaus gelungenen Elementen kein Filmerlebnis von Dauer. Anstrengende, sich viel zu ernst nehmende Filmmomente und ein dauerhaft grimmig dreinblickender Gerard Butler wechseln sich mit einem leichtfüßig abenteuerlichen Roadtrip ab, der gerade aufgrund der in sich gegensätzlichen Besetzung von Thwaites und Coster-Waldau kurzweilig und spaßig ist. Doch geht erst einmal etwas schief, dann richtig. Damit ist «Gods of Egypt» eher keine Empfehlung – und seien die Kostüme noch so schön.

«Gods of Egypt» ist ab dem 21. April bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen – auch in 3D.

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