
ITV Studios Germany wollte das Konzept möglichst originalgetreu übernehmen – inklusive der französischen Produktionsstätte. Dort, wo im Original Rapper Mister V als Erzähler fungierte, übernahm in der deutschen Version Komiker Michael Kessler die Kommentierung. Er meistert seine Aufgabe mit Bravour: Als wandelbarer Erzähler führt Kessler mit ruhiger Stimme und leicht ironischem Unterton durch die zwölf Episoden, als würde er ein modernes Märchenbuch vorlesen.

In der ARD Mediathek erschienen die zwölf Episoden in drei Blöcken zu je vier Folgen – am 25. September, 2. Oktober und 9. Oktober 2025. Dadurch konnte das Publikum direkt mitdiskutieren und Theorien austauschen. Vor allem die Spielrunden funktionierten gut: Bereits in der ersten Episode wurde die Soldatin Dana aus Duisburg als Werwolf enttarnt, während die anderen beiden Bösewichte im Verborgenen blieben. Das Spielprinzip ist simpel, aber effektiv: Drei Werwölfe leben gemeinsam mit zehn Dorfbewohnern in einer abgelegenen Hütte. In der Auftaktfolge würfelt jeder seine Rolle aus, Zusatzfähigkeiten werden in Minispielen erspielt. Doch hier zeigt sich bereits die größte Schwäche – mit zwölf Folgen ist das Format schlicht zu lang geraten.

Während die erste Aufgabe noch harmlos blieb, setzte die zweite Herausforderung auf Sabotagepotenzial: Bei der nächsten Dorfversammlung durfte nicht abgestimmt werden, was den Werwölfen ermöglichte, zweimal hintereinander zuzuschlagen. Innerhalb von zwei Nächten mussten zwei Dorfbewohner das Feld räumen – bezeichnenderweise jene, die die Lügen anderer am schnellsten durchschauten. Die übrigen Mitstreiter, die von den Profis sogar Spitznamen erhielten, trafen hingegen oft die falschen Entscheidungen.
Für die Produzenten von ITV Studios Germany erwies sich das als Glücksfall. Denn so steigerte sich die Spannung Richtung Finale stetig, während sich der Kreis der Verdächtigen immer weiter schloss. Besonders der letzte verbliebene Werwolf konnte sich geschickt tarnen – auch, weil Mitspieler Patrick (der Mentalist) und Sprecherin Ruth (die Hauptfrau) mit erratischem Verhalten für zusätzliche Verwirrung sorgten.

«Werwölfe – Das Spiel von List und Täuschung» ist unterm Strich eine spannende Reality-Show, die allerdings an ihrer Länge krankt. Immer wieder verlieren sich die Spieler in Nebendiskussionen, deren Erkenntniswert gegen null tendiert. Trotzdem gelingt es der Produktion, Spannung zu erzeugen – vor allem, weil die Dorfbewohner häufig unklug handeln und so die Dramatik erhöhen.
Auch die Veröffentlichungspolitik des Bayerischen Rundfunks war klug gewählt: Mit drei Veröffentlichungsblöcken à vier Episoden hielt man die Neugier aufrecht und ermöglichte Social-Media-Debatten in Echtzeit. Ob Spieler des Original-Brettspiels oder unbedarfte Zuschauer – beide finden in dieser Adaption genügend Reiz, um bis zum Ende mitzufiebern.
«Werwölfe – Das Spiel von List und Täuschung» ist in der ARD Mediathek abrufbar.
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