Interview

'Ein Powerhouse für den Podcast-Markt' – Studio Bummens und Seven.One Audio im Schulterschluss

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Mit der Übernahme von Studio Bummens durch Seven.One Audio entsteht ein neues Podcast-Powerhouse. Im Interview sprechen Konstantin Seidenstücker und Alexander Krawczyk über Vertrauen, kreative Freiheit und die Zukunft ihrer gemeinsamen Audiostrategie.

Herr Seidenstücker, Herr Krawczyk, herzlichen Glückwunsch zur Studio Bummens-Übernahme. Was waren aus Ihrer Sicht die entscheidenden Gründe für diese Übernahme – sowohl aus Sicht von Studio Bummens als auch von Seven.One Audio?
Konstantin Seidenstücker: Der deutsche Podcast-Markt hat einen enormen Run hinter sich und ist nach wie vor eine sich sehr schnell verändernde Branche. In diesen Jahren konnten wir sehr erfolgreich wachsen, haben genre-definierende Shows kreiert und Podcast-Marken aufgebaut. Ein wichtiger Teil davon war Seven.One Audio als unser Vermarktungspartner auf einigen dieser Shows. Mit Blick auf die nächsten Jahre wollen wir als Firma den nächsten Schritt gehen. Der Zusammenschluss mit Seven.One Audio ermöglicht uns das, weil wir somit in jedem Schritt der Wertschöpfungskette noch viel mehr Rückenwind haben, wie man so schön sagt. Dadurch profitieren wir, unsere Shows und unsere Talents im Hinblick auf Vermarktung, Distribution und Markenaufbau.

Alexander Krawczyk: Zwei Gründe waren ausschlaggebend: Zum einen besitzt Studio Bummens die stärksten Content-Marken im Podcasting, nicht nur was die einzelnen Hitshows angeht, sondern auch die Marke Studio Bummens an sich. Diese einzigartige IP wollen wir für Seven.One Audio und unsere Streaming-Plattform Joyn sichern. Der zweite Grund ist das Team hinter Studio Bummens. Wir arbeiten schon seit Jahren erfolgreich zusammen, haben uns in dieser Zeit sehr schätzen gelernt und freuen uns, jetzt mit geeinter Kraft den Podcast-Markt zu bearbeiten.

Können Sie uns das Anteilsverhältnis verraten? Bleibt die Florida Entertainment von Joachim Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf beteiligt?
Alexander Krawczyk: Zu konkreten Anteilsverhältnissen sagen wir grundsätzlich nichts, nur so viel: Das Management um Konstantin Seidenstücker, Tobias Bauckhage, Jon Handschin und alle, die am bisherigen Erfolg von Studio Bummens beteiligt waren, werden an Bord bleiben.

Die Zusammenarbeit besteht ja schon länger. Wie hat sich die Beziehung in den vergangenen Jahren entwickelt und was gab letztlich den Ausschlag für diesen nächsten Schritt?
Konstantin Seidenstücker: Schon von Anfang an war unsere Zusammenarbeit von viel Vertrauen und dem gemeinsamen Willen geprägt, die Podcast-Landschaft zu verändern und voranzubringen. Das haben wir unter anderem gemacht, indem wir Host Read Ads verbunden mit starken Talents als nicht mehr wegzudenkenden Teil der Podcast-Vermarktung etabliert haben. Wir sind gemeinsam und miteinander gewachsen, Jahr für Jahr und Show für Show. Der Austausch war dabei immer sehr eng und konstruktiv. Dadurch ist dieser nächste Schritt, den wir jetzt gehen, nur natürlich und für uns eine logische Konsequenz der letzten Jahre.

Alexander Krawczyk: Das sehe ich genauso. Seven.One Audio und Studio Bummens haben sich gleichzeitig gegründet und beide Firmen sind in einer fast symbiotischen Beziehung gewachsen. Studio Bummens hat die Hitshows produziert, und wir haben mit diesen Shows den Podcast-Werbemarkt aus der Taufe gehoben und wahnsinnige Wachstumsraten erzielt. Ich wurde im Markt schon seit Jahren darauf angesprochen, wann wir “endlich” bei Studio Bummens einsteigen, von daher macht dieser Schritt anscheinend nicht nur für uns komplett Sinn.

Studio Bummens steht für starke Marken und prominente Hosts – von Micky Beisenherz über Stefanie Giesinger bis zu Klaas Heufer-Umlauf. Wie bleibt diese kreative Freiheit auch künftig gewährleistet, wenn ein großer Konzern wie ProSiebenSat.1 beteiligt ist?
Alexander Krawczyk: Wir haben diese Übernahme gemacht, weil Studio Bummens Studio Bummens ist, und nicht, weil wir die Firma verändern wollen oder glauben, dass wir alles besser können. Von daher wird es kreativ genauso bleiben wie bisher, denn wir haben volles Vertrauen in das Team und wissen, dass Konsti, Jon und Tobi die besten Podcast-Produzenten in Deutschland sind. Außerdem gibt es vom Talent Roster sowieso große Überschneidungen mit unserer Sendergruppe.

Konstantin Seidenstücker: Studio Bummens war schon immer eine “Talent First” Firma und ein People’s Business. Das wissen auch die Kolleg*innen von ProSiebenSat.1 und genau deshalb war der Zusammenschluss für sie auch so interessant. Wir haben es bisher wie kein anderes Studio im Markt verstanden, mit spannenden Talents erfolgreiche Podcast-Marken aufzubauen, die reichweitenstark sind, Bestand haben und sogar Arenen füllen können. All das funktioniert nur, weil wir und unsere Hosts diese maximale, kreative Freiheit besitzen. Daran zu rütteln, ergibt wirklich für keine Seite Sinn und auch das ist Teil der tiefen Vertrauensbasis, die wir mit Alex und seinem Team über Jahre hinweg aufgebaut haben.

Herr Krawczyk, mit der Übernahme wächst das Portfolio von Seven.One Audio enorm. Wie konkret sieht die neue Aufgabenverteilung aus – was bleibt bei Studio Bummens, was wird zentralisiert?
Alexander Krawczyk: Jede der beiden Firmen wird sich auf das konzentrieren, was sie am besten kann. Das heißt, wir bündeln alle Vermarktungsaktivitäten unter dem Dach von Seven.One Audio und alle Produktionen bei Studio Bummens. Ganz wichtig dabei ist: Diese Übernahme rechnet sich nicht durch Kostensynergien. Beide Teams bleiben in voller Stärke erhalten, denn wir sind fest davon überzeugt, dass der Podcast-Markt in Deutschland in den nächsten Jahren stark wachsen wird und deshalb brauchen wir jede helfende Hand an Bord.

Beide Seiten sprechen vom Aufbau eines „Podcast Powerhouse“. Wie definieren Sie diesen Begriff konkret – was dürfen Hörerinnen, Hörer und Werbekunden in den kommenden Monaten erwarten?
Alexander Krawczyk: Das Podcast Powerhouse setzt sich zusammen aus starker Vermarktung und starker Produktion. Das heißt, wir haben von der Finanzierung bis zur Kreation und Umsetzung unserer Podcasts alles unter einem Dach und können vollkommen unabhängig die besten Podcasts mit den interessantesten Talents für unsere Hörerinnen und Hörer an den Start bringen. Für Werbekunden heißt das, dass wir sie früh in die Konzeption der Podcasts einbinden können und so Werbeflächen schaffen, die einzigartig sind. “Money can buy Moments” für Werbepartner, sozusagen!

Podcasts sind ein stark umkämpfter Markt – mit Spotify, RTL+, Amazon und anderen Playern. Wie wollen Sie sich mit dem neuen Konstrukt behaupten und weiter wachsen?
Konstantin Seidenstücker: Grundlegend ist es wichtig zu betonen, dass wir durch den Merger nicht aufhören werden, mit anderen Partnern zusammenzuarbeiten. Das gilt für Studio Bummens ebenso wie für Seven.One Audio. Unsere Branche ist unter anderem auch durch Kollaborationen und Partnerschaften stark gewachsen, daran wollen wir auch nach unserem Zusammenschluss festhalten. Dabei konnten beide Parteien in ihren jeweiligen Feldern - Publishing & Vermarktung - in diesem Markt schon lange oben mitspielen. Das haben wir stets durch Voraussicht, Qualitätsanspruch und Haltung geschafft. Aber natürlich ist der Markt nicht nur stark umkämpft, sondern auch im stetigen Wandel. Podcasts, die Livetouren spielen, Merchandising, nach und nach mehr Bewegtbildadaptionen, IP ist ein stetig wachsender Faktor. Die Vorstellung davon, was ein Podcast ist und kann, erweitert sich momentan mit jedem Jahr und diese Entwicklung ist für uns alle begrüßenswert. Wir haben das ja aktiv mit vorangetrieben. Dennoch müssen wir auch weiter vorausschauend arbeiten, Trends erkennen, adaptieren und diesen nicht nur hinterherrennen. Mit dem Merger trifft hier das beste Produktions- auf das beste Vermarktungsteam im deutschen Podcast-Markt. Das sind mehrere Jahre geballte Erfahrung auf höchstem Level. Das sind sehr solide Voraussetzungen für mehr Wachstum und spannende gemeinsame Jahre.

Herr Seidenstücker, welchen Einfluss hat der Zusammenschluss auf Ihre bestehenden Talents und Formate? Können Fans mit mehr Content oder sogar neuen Gesichtern rechnen?
Konstantin Seidenstücker: Operativ wird sich bei uns wenig verändern. Unser Management bleibt weiterhin am Start und wir haben in den nächsten Jahren noch einiges vor. In diesem Jahr werden wir viele spannende neue Formate mit einer Reihe junger, weiblicher Hosts launchen, worauf wir uns sehr freuen und was unser Portfolio noch deutlich vielseitiger machen wird.

Bislang waren die Wege kurz, Herr Seidenstücker. Viele Podcast-Gesichter stammen aus der Management-Agentur Ihrer Familie. Wie suchen Sie Partner aus, um zu wachsen?
Konstantin Seidenstücker: Ganz zutreffend ist das nicht. Vergangene Shows wie «Weird Crimes» oder «Sunset Club» oder nun «Der Sophie Passmann Podcast», «PLOT HOUSE» oder «G Spot mit Stefanie Giesinger» sind große Hits und enorm wichtige Shows für uns. Sicherlich war unsere Nähe zur Agentur und der Florida Entertainment vor allem zu Beginn ein großer Vorteil. Aber schon seit geraumer Zeit arbeiten wir stetig daran, unser Netzwerk an Talenten zu erweitern. Diese Shows und auch unsere kommenden Formate in 2025 zeigen das recht deutlich. Viele Talents kommen zu uns, weil sie wissen, dass wir für ihr Podcast-Vorhaben das beste Zuhause sind, auch wenn sie nicht aus unserem engeren Dunstkreis stammen.

Alexander Krawczyk: Das kann ich aus eigener, leidvoller Erfahrung nur bestätigen. Ich habe in der Vergangenheit oft mit Talents verhandelt, die mir sagten “Ich spreche erst mit Studio Bummens, nur wenn die mich nicht haben wollen, können wir über andere Konstellationen nachdenken”. Da kommen wir wieder zum Anfang zurück, Studio Bummens ist mittlerweile so eine starke Marke, die zieht nicht nur Hörer, sondern auch die Top Talents dieses Landes an.

Abschließend gefragt: Wird Joyn mittelfristig eine noch stärkere Rolle für Ihre gemeinsamen Audio-Aktivitäten spielen? Und wie eng wird die Verbindung von Bewegtbild und Audio künftig gedacht? Spotify bietet beispielsweise auch schon Video-Podcasts an.
Alexander Krawczyk: Natürlich, Joyn spielt eine zentrale Rolle in unseren gemeinsamen Zukunftsplänen. Die Tatsache, dass wir mit Joyn einen hauseigenen Streamer zur Verfügung haben, eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten in der Auswertung von unseren Podcasts. Von Audiopodcasts und Videopodcasts bis zur Erweiterung von Studio Bummens IP in eigenständige Bewegtbild-Shows ist alles möglich. Joyn ist wie eine blanke Leinwand, die wir mit unserer gemeinsamen Kreativität füllen dürfen!

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