Interview

Jana Brandt: ‚Es gibt eine Kindersicherung, die verhindert, dass Kinder das Profil verlassen‘

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Die ARD hat Kinderprofile für die ARD Mediathek entworfen, die ab sofort greifen. Sollen Kinder und Jugendliche spezielle Inhalte, ausgewählt von Kuratoren, sehen können.

Was war der wichtigste Gedanke hinter der Entwicklung eines eigenen ARD-Kinderprofils – und worin unterscheidet es sich grundlegend von bisherigen Angeboten?
Ziel war es, ein sicheres, werbefreies, altersgerechtes und pädagogisch kuratiertes Angebot für Kinder zu schaffen. Der größte Unterschied: Inhalte werden nicht algorithmisch, sondern von Expertinnen und Experten ausgewählt – mit Fokus auf Medienkompetenz, Bildung und Resilienzförderung.

Das Kinderprofil wächst mit dem Alter der Kinder mit. Wie genau funktioniert diese altersdynamische Anpassung in der Praxis?
Das Profil unterscheidet zwischen Vorschule (3–5 Jahre), Grundschule (6–8 Jahre) und Preteens (9–13 Jahre). Jede Altersstufe hat ein eigenes Design und eigens ausgewählte Inhalte – mit verspieltem Layout für Kleine und an die Erwachsenenmediathek angelehntem Look für Ältere.

Wie stellen Sie sicher, dass Kinder bei der Nutzung des Profils nicht versehentlich in ungeeignete Inhalte geraten – etwa nicht kindgerechte Beiträge in Nachrichten oder Magazinsendungen?
Es gibt eine Kindersicherung per PIN, die verhindert, dass Kinder das Profil verlassen oder andere Profile aufrufen. Inhalte sind nach pädagogischen Kriterien kuratiert, nicht nur nach FSK. Sensible Themen werden zudem altersgerecht aufgearbeitet.

Welche Kriterien legen Sie bei der Kuratierung der Inhalte zugrunde – was macht ein Format „kindgerecht“?
Neben FSK fließen Aspekte wie Tempo, Ansprache, Thematik und medienpädagogischer Wert in die Auswahl ein. Formate sollen Resilienz fördern, zur Selbstreflexion anregen und soziale Werte vermitteln.

Sie sprechen davon, Medienkompetenz auch schon bei den Kleinsten zu fördern. Wie gelingt das über das Kinderprofil?
Formate wie «Team Timster», «Checker Tobi» oder «Die Sendung mit der Maus» greifen Medienthemen kindgerecht auf. Auch das bewusste Ein- und Ausschalten wird durch bestimmte Sendungsstrukturen gefördert (z. B. „Mitte der Sendung“-Hinweis).

Bei Themen wie Krieg, Klimawandel oder Verlust: Welche Verantwortung trägt das Kinderprofil bei der altersgerechten Aufbereitung solcher Inhalte?
Unsere Redaktionen können bei Themen wie Krieg, Tod oder Verlust auf langjährige Erfahrung und medienpädagogische Unterstützung zurückgreifen. Die Beiträge sind altersgerecht, behutsam und aus der Sicht von Kindern gestaltet. Im Kinderprofil sehen Kinder nur Inhalte, die für sie auch geeignet sind. Indem Eltern im Profil das Alter ihrer Kinder angeben, können sie noch gezielter sicherstellen, dass ungeeignete Inhalte nicht angezeigt werden. Jede Altersstufe im Kinderprofil bietet eigens ausgewählte Filme, Serien und Wissensinhalte. Dafür sorgt unser erfahrenes Kuratierungsteam.

Inwiefern kann das Kinderprofil auch als Gegengewicht zu TikTok, YouTube oder Instagram verstanden werden – und wo zieht es klare Grenzen?
Das Kinderprofil setzt bewusst auf kuratierte Inhalte statt auf algorithmische Logik. Ziel ist eine werbefreie, pädagogisch fundierte Umgebung mit förderlichem Einfluss auf Kinder – kein unregulierter Content-Stream wie bei YouTube oder TikTok.

Medienzeit versus Medieninhalt: Was wiegt aus Ihrer Sicht schwerer – die Dauer des Medienkonsums oder das, was konsumiert wird?
Der Inhalt ist definitiv entscheidend. Die Faustregel „10 Minuten pro Lebensjahr“ ist eine Orientierung, wichtiger ist aber das Erlernen eines gesunden Medienverhaltens und das Verständnis für Medieninhalte.

Das Kinderprofil ist auch als Angebot für Familien gedacht. Können Sie ein paar Formate außerhalb der Klassiker wie «Sendung mit der Maus» nennen, die sich besonders für gemeinsames Schauen eignen?
Neben diesen Klassikern werden Märchenfilme («Schwanensee», «Aschenputtel») oder Formate wie «Das doppelte Lottchen», «Krass nass» oder «Die beste Klasse Deutschlands» für die ganze Familie empfohlen.

Welche inhaltlichen oder technischen Weiterentwicklungen sind in den kommenden Monaten geplant – und was wünschen Sie sich für die Zukunft des ARD-Kinderprofils?
Wir werden das Kinderprofil stetig verbessern. Als nächstes wollen wir die Nutzeroberfläche noch kindgerechter gestalten. Perspektivisch gehen wir Profile für Jugendliche an. Ziel ist, dass unsere Nutzerinnen und Nutzer in der Mediathek das finden, was sie gerade brauchen – und das vor allem für die Jüngsten in einer sicheren digitalen Umgebung.

Das klingt spannend! Vielen Dank für Ihre Zeit!

Jana Brandt leitet als MDR-Programmdirektorin die Koordination Kinder und Familie der ARD. In dieser Rolle verantwortet sie plattformübergreifend das Programm für die jüngsten Zielgruppen. Sie zählt zu den prägendsten Filmschaffenden in Deutschland.

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