Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: 19 Uhr – Wie bringen sich die Sender in Stellung?

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Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal steht die 19-Uhr-Stunde der Sender im Fokus, in der in der Vorwoche mehrere Rekorde erzielt wurden.

In Deutschland ist die Sendezeit um 20:15 Uhr nach wie vor Dreh- und Angelpunkt der TV-Sender, egal ob öffentlich-rechtlich oder im Privatfernsehen. Um diese Zeit wird für gewöhnlich das größte Publikum erreicht, weswegen die Prestigeformate um diese Zeit gesendet werden. In den Stunden zuvor, der sogenannten Access-Primetime, zielen die Sender derweil darauf ab, ein Programmangebot zu schaffen, das möglichst viele Menschen anlockt und bis zur Hauptsendezeit zu binden. Das Besondere an der Access-Primetime ist für das öffentlich-rechtliche Fernsehen die Möglichkeit ein letztes Mal zu werben, denn um 20:00 Uhr beginnt das im Rundfunkstaatsvertrag festgelegte Werbeverbot. Entsprechend umkämpft ist der Werbemarkt in der 19-Uhr-Stunde. Doch wie erfolgreich sind eigentlich die Programme im Vorfeld der Primetime?

Die vergangene Woche begann direkt mit einem Paukenschlag, denn das seit 17 Jahren auf diesem Sendeplatz beheimatete «Das perfekte Dinner» erzielte eine bemerkenswerte Leistung. Über eine Million Menschen schalteten den Sender mit der roten Kugel ein, in der Zielgruppe wurde der Marktanteil auf fantastische 12,1 Prozent beziffert – der beste Wert seit über einem Jahrzehnt (Quotenmeter berichtete). Damit zeigte man der Konkurrenz die Rücklichter, zumindest bis RTL um 19:40 Uhr auf «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» umschaltete. Die Daily-Soap ist fast doppelt so lange auf Sendung, und holte am Montag 14,3 Prozent bei den unter 50-Jährigen. «GZSZ» zählt ohnehin zu den stärksten Formaten des Kölner Senders – nicht nur aus Quotensicht.

In dieser Woche erreichten alle fünf Episoden mehr Zuschauer als alle für die Primetime angesetzten Sendungen. Nur die am Dienstag kurzfristig angesetzte Sondersendung «RTL Aktuell Spezial», die 1,70 Millionen Menschen sahen, übertraf die Donnerstagsfolge. «Der König von Palma» hatte im Anschluss aber keine Chance gegen die Berliner Soap. Stichwort Soap: Auch die RTLZWEI-Serie «Berlin – Tag & Nacht» feierte nach längerer Durststrecke zuletzt wieder stabil hohe Werte. In der Vorwoche holte man zweimal mehr als fünf Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, am Montag stieg der Wert sogar bis auf 6,4 Prozent und damit auf den besten Wert seit einem Monat. In drei von fünf Fälle performte auch das langjährige ProSieben-Format «Galileo» zweistellig. Am Wochenende reichte es für «Galileo X-Plorer» sogar für einen neuen Rekord. Die Anfang des Jahres eingeführte Sonntagssendung holte mit 10,4 Prozent erstmals zweistellige Quoten in der Zielgruppe.

Es ist klar erkennbar, dass sich Konstanz auf dem Sendeplatz auszahlt. Alle vier erwähnten Formate sind seit mindestens einem Jahrzehnt auf Sendung, teilweise deutlich länger. Für das Publikum bedeutet dies ein vertrautes Umfeld, dass sie auf die Highlights der Primetime vorbereitet. Langjährige aber eher erfolglose Formate wie die Kabel-Eins-Sendung «Achtung Kontrolle!» bilden dabei eher die Ausnahme als die Regel. Die Sendung kam in diesem Jahr nur selten über den Senderschnitt hinaus.

Besonders gravierend ist die Verknüpfung zwischen Inkonstanz und Erfolglosigkeit bei Sat.1, wo man seit Jahren auf der Suche nach einem geeigneten Format ist. Diverse Spielshows waren ein Flop und auch eine Kochshow brachte nicht die Lösung. In der Vergangenheit schnitten eigentlich nur Scripted Realitys mit einigermaßen erfolgreich ab, von den der Unterföhringer Sender aber bekanntlich keine neuen Ausgaben mehr produzieren möchte. Dennoch füllt seit einigen Wochen «Lenßen übernimmt» den Sendeplatz, kann aber an die alten Erfolge mit teilweise über einer Million Zuschauer nicht anknüpfen. In dieser Woche sahen die insgesamt 20 gesendete Wiederholungen nur knapp eine halbe Million Zuschauer, in der Zielgruppe kam Sat.1 nur auf miserable 2,6 Prozent. Ab Herbst soll eine neue Serie für Abhilfe schaffen, 60 Folgen von «Die Landarztpraxis» stehen in den Startlöchern.

Ob damit bei Sat.1 alles besser wird, ist aber nicht garantiert, denn die 19-Uhr-Stunde wird nicht nur von RTL und RTLZWEI mit Serien befüllt, sondern auch vom Ersten und dem ZDF. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender bieten täglich wechselnde Serien an, die aber meist seit Jahren einen bestimmten Wochentag ihr Eigen nennen können und somit dem Publikum sehr vertraut sind. Entsprechend groß ist auch die Reichweite. Vor allem das ZDF unterstreicht nach den «heute»-Nachrichten seine Vormachtstellung und unterhielt in dieser Woche nie weniger als zwei Millionen Zuschauer ab 19:30 Uhr. Trotz zahlreicher Wiederholungen braucht sich auch Das Erste beim Gesamtpublikum nicht verstecken, nur bei den Jüngeren tat man sich mit Fiction-Ware etwas schwer.

Obwohl sich die 19-Uhr-Stunde durch eine hohe Konstanz in der Programmstrategie auszeichnet, ist Bewegung drin – sei es durch inhaltliche und thematische Anpassungen und durch demnächst startende Langzeitprojekte. Der Markt ist hart umkämpft, und das ist gut so. Denn: Konkurrenz belebt das Geschäft.

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