Die Kino-Kritiker

«Doctor Strange in the Multiverse of Madness»: Neue Verrücktheiten im Marvel-Universum

von

«Sherlock»-Star Benedict Cumberbatch ist nach sechs Jahren Abwesenheit mit einem neuen Film vertreten. Zwischenzeitlich war er aber in anderen Marvel-Spielfilmen zu sehen.

Erwartungsgemäß erstürmte die Fortsetzung von «Doctor Strange» (2016) sofort den 1. Platz der internationalen Kinocharts. Auch in seinen bisherigen ‚Gastauftritten‘ in anderen «Avengers»-Abenteuern hielt sich Benedict Cumberbatch in seiner Superhelden-Rolle stets wacker, vor allem im letzten «Spider-Man»-Ausflug «No Way Home», wo Strange die Pforten zum Multiverse öffnete und es so möglich machte, dass alle bisherigen Spinnenmann-Darsteller - Tobey Maguire, Andrew Garfield und Tom Holland - aufeinandertreffen konnten. Ein Fest für alle Marvel-Fans, und nun auch noch ein weiterer «Doctor Stange»-Solofilm. Das kann nur gut werden, denkt man. Aber diesmal ergeben sich auch etliche Stolpersteine, was Nachvollziehbarkeit, Logik und Spannungsaufbau anbelangt. Enttäuschend ist «Doctor Strange in the Multiverse of Madness» zwar nicht, aber der verheißungsvolle Überflieger auch nicht.

Mädchen, Monster, Hexen und der Held
Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) schreckt aus einem Alptraum auf, der sich für ihn schrecklich real anfühlte. Aber heute ist die Hochzeit seiner Ex-Geliebten Christine (Rachel McAdams), die ihn auch noch zusätzlich melancholisch stimmt. Aber dann taucht mitten in New York ein einäugiges Tentakel-Monster auf, dass hinter einem Mädchen her ist. Sofort eilt Strange zu Hilfe und kann die Kreatur erledigen. Das Mädchen, dass sich als America Chavez (Xochitl Gomez) vorstellt, kennt er jedoch aus seinem Traum. Schlimmer noch, sie zeigt ihm die Leiche eines anderen Doctor Strange, der aus einem Paralleluniversum stammt und gibt auch gleich die Erklärung dafür ab. America Chavez Ist anscheinend das einzige Geschöpf, dass im sogenannten Multiverse hin- und herspringen kann. Allerdings kann sie das selbst nicht kontrollieren. Ihre Gabe möchte sich auch Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen) zu eigen machen, um ein Wiedersehen mit ihren beiden Söhnen aus einem anderen Universum möglich zu machen. Um ihr Ziel zu erreichen, verwandelt sie sich in eine bitterböse Hexe namens Scarlet Witch und richtet ein unheilvolles Chaos an.

Wenn Grün zu Rot wird
Um es gleich vorwegzunehmen: Diesmal reicht es nicht aus, nur die bisherigen Kinofilme aus dem Marvel Cinematic Universe zu kennen, um das große Ganze zu erfassen. Das Handeln der Hexe macht keinen Sinn, wenn man vorher nicht die Serie «WandaVision» auf Disney+ gesehen hat, die erklärt, warum sich die noch in «Avengers»-Filmen positiv angelegte Frauenfigur ins Negative verwandelte. Tja, da ist man als reiner Kinogänger einfach mal aufgeschmissen und kommt gar nicht so richtig ins Geschehen, um richtig mitfiebern zu können. Andererseits funktioniert die Witch trotzdem ganz gut als landläufige Schurkin mit der Hauptaufgabe, die Handlung anzutreiben.

Natürlich landet auch unser(?) Doctor Strange zusammen mit America Chavez in eine Parallelwelt, wo vieles andersherum ist, einschließlich der Ampelregel, wonach man bei Grün steht und bei Rot geht. Verkehrte Welt, was einige amüsante ‚Fish-out-of-Water‘-Momente zur Auflockerung provoziert.

Es kann nicht nur einen geben
Dominieren müssen aber auch diesmal wieder die Effekte, um gleich mit mehreren Zerstörungsorgien visuell beeindrucken zu wollen. Alles schön bunt, aber auch artifiziell einschließlich des Haartoupets von Doctor Strange. Der beste computeranimierte Trip wird jedoch geboten, wenn der Doctor und seine Helferin in knapp 20 Sekunden durch mehrere Universen flitzen, sich dabei in Farbkleckse auflösen und auch noch kurz als Cartoon-Figuren in Erscheinung treten. Das macht Spaß! Später trifft Strange dann noch auf andere Superhelden aus dem anderen Universum, von dem man zumindest einen erfreulicherweise wiederkennen wird. Und weil man Sam Raimi in den Regiestuhl setzte, der einst durch „Tanz der Teufel“ zum Horrorspezialisten ausgerufen wurde, zwischen 2002 und 2007 alle «Spider-Man»-Filme mit Tobey Maguire inszenierte und 2013 mit «Die fantastische Welt von Oz» seine letzte Kinoarbeit ablieferte, darf es auch etwas gräulich und gruselig werden. Etwa wenn der Titelheld auf seine anderen Ichs trifft und sich klar werden muss, es kann nicht nur einen geben. Aber da gerät auch die Story zunehmend aus den Fugenden. Wer ist denn hier nun wer? Zwischen wie vielen Universen darf gewählt werden und in welches geraten wir als Zuschauer am Schluss nun wirklich wieder? Scheinbar ist alles möglich, und das öffnet zukünftig auch den anderen Marvel-Figuren zu ungeahnten Reisen in parallelen Welten. Nur das Publikum weiß womöglich bald nicht mehr, wo die Reise in Phase 4 des Marvel Cinematic Universe hingehen soll. Oder sollte man schon vom Marvel Cinematic Multiverse reden?

Fazit: Marvel-Fans bekommen mit «Doctor Strange 2» alles geboten, was man erwarten darf - und sogar ein bisschen mehr. Aber genau dieses ‚etwas mehr‘ wirkt oft zu viel in dieser Special-Effects-Orgie mit Horror-Elementen und immer wirrer werdenden Story.

«Doctor Strange in the Multiverse of Madness» läuft im Kino.

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