Interview

Katja Weitzenböck: ‚Der zauberhafteste Kollege von allen war tatsächlich Jean Reno‘

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Sie war das Gesicht von Vorwerk, spielte mit internationalen Stars und ist in zwei Folgen der Vorabendserie «In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte» zu sehen: Katja Weitzenböck.

Sie haben zahlreiche Projekte in Ihrer Vita. Jetzt verschlägt es Sie zu «In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte». Schauen sie das Medical-Drama eigentlich selbst auch?
Das hatte ich vor meiner Mitwirkung darin noch nicht, aber seitdem schon und ich finde, es ist ein sehr stimmig besetztes, gut geschriebenes, toll gespieltes, frisches Format und ich kann verstehen, warum es so erfolgreich ist.

Mit dem «In aller Freundschaft»-Franchise möchte die Saxonia die ostdeutsche Region einbinden. Die Mutterserie spielt in Leipzig, die Ableger in Erfurt und Halle (Saale). Das Weihnachtsspecial sogar in Oberhof. Ist die Einbindung von Ostdeutlichland gelungen?
Ich kenne die genauen Quoten nicht und auch nicht die jeweiligen Anteile von ost- und westdeutschem Publikum. Das werden Sie besser wissen. Aber mir scheint, dass diese Saxonia-Serien auf sehr organische Weise die genannten ostdeutschen Städte abbilden und ihnen einen festen Platz im deutschen Fernsehen geben. Und das wird, wie der langjährige Erfolg zeigt, sehr gut aufgenommen, von Ost - wie Westdeutschen.

Ich war ganz überrascht, wer sich alles aus meinem Bekanntenkreis als «Die jungen Ärzte»-Fan erwies, wenn ich von meiner Rolle erzählte.

Sie verkörpern Anne-Charlotte Ahlbeck, die Mutter von Dr. Ben Ahlbeck. Weil Ben und Layla keine Betreuung für Ihre Tochter haben, überhäufen Sie sie mit Geschenken.
Ehrlich gesagt musste ich mich ziemlich überwinden, um das zu spielen, weil ich bei meinen eigenen Kindern immer versucht habe, zu viel Spielzeug und vor allem aus Plastik zu vermeiden. Daran bin ich zwar wie „Leyla“ kläglich gescheitert, aber ich konnte die abwehrende Mutter eher verstehen als die schenkwütige Oma.

Aber diese Farbe meiner Figur war wichtig zu erzählen und gut geschrieben, wie nach und nach ihre etwas übertriebene, etwas anstrengende Fröhlichkeit auffällt, ebenso die Maßlosigkeit, mit der sie ihre Enkeltochter mit Geschenken überhäuft. Und klar wird, dass sie damit etwas anderes, Tieferliegendes, überspielen und kompensieren will.

In der zweiten Folge, ausgestrahlt am 10. März, wird das Thema ein wenig ernster. Ihre Figur hat wohl bei einem Glas Wein zu viel noch kochen wollen?
Nicht nur das. Ohne die dramatischen Entwicklungen in dieser Folge spoilern zu wollen, kann ich sagen, dass es eine wunderbare Schauspiel-Aufgabe war, diese Frau zu spielen, der die Kontrolle über ihr Leben entgleitet und die starken, körperlichen Zustände und deren Folgen auf ihr Verhalten mit den anderen Figuren darzustellen. Das habe ich noch nicht oft spielen dürfen und es war eine regelrechte Reise, die mir große Freude bereitet hat. Ebenso waren die beiden Kolleg- innen Sanam Afrashteh und Philipp Danne wirklich phantastische, glaubwürdige Spielpartner.

Konnten Sie auf eine Erfahrung aus einem privaten Haushaltsunfall zurückgreifen?
Einmal habe ich ein Windlicht mit einem Messer von Wachs befreien wollen, ich hielt es in meiner Hand, das Glas zersprang und das Messer landete in meinem Handteller. Da floss viel Blut und die Narbe in meinem Handteller sieht heute aus wie eine Lebenslinie.

Sie haben eine Zeit lang für Vorwerk geworben. Haben Sie sich dann auch einen Kobold- Staubsauger oder Thermomix geholt?

Ich habe sogar einen Thermomix geschenkt bekommen! Und einen Staubsauger hat mir Vorwerk großzügiger Weise ebenfalls geschenkt.

Sie haben eine interessante internationale Karriere hingelegt. Sie spielten 2003 in «Gebürtig» mit, der Preis war die Oscar-Auswahl für Österreich. Sie waren zwar letztlich nicht nominiert, durften Sie die Academy Awards auch mal besuchen?
Leider nein. Aber was nicht ist, kann ja noch werden - ich bin bereit!

Sie spielten vor der Kamera auch mit Jean Reno und anderen Stars. Mit wem hat Ihnen die Zusammenarbeit am meisten Spaß bereitet?
Der zauberhafteste Kollege von allen war tatsächlich Jean Reno. Er war ein absoluter Gentleman mit mir, obwohl er die Hauptrolle spielte und ich nur eine Minirolle. Er stand immer auf, wenn ich zum Set kam, um mir seinen Stuhl anzubieten, holte sich einen neuen. Er holte mir was zu trinken und fragte jedes Mal, ob es mir gut geht. Da das ganz am Anfang meiner Schauspiellaufbahn war, wurde mir erst mit den Jahren klar, wie besonders sein Verhalten gewesen war. Er ist vermutlich der größte Star, mit dem ich bislang gearbeitet habe. So komme ich bislang zu dem Fazit: The bigger the star, the kinder they are.

Corona beherrscht seit zwei Jahren das Leben. Wie sind Sie durch die Zeit gekommen?
Durch viel Zeit in der Natur. Ich habe das große Privileg, einen Rückzugsort in der Natur zu haben, wo ich viel mit der Familie war. Dort ist die Verlangsamung ein Genuss und ein Auftanken, die Sinne lassen sich für neue, andere Beobachtungen schärfen.

Und ich habe mir mehr Alltagsroutine angewöhnt, die ich jeden Tag mache. Das gibt mir Struktur, gerade in Zeiten, wo alles zusammenfällt, was man als selbstverständlich angenommen hat. Und ich begann Projekte, die ich schon lange mal (wieder) machen wollte, setzte Samen, im wortwörtlichen und im übertragenden Sinne – auch das war eine wunderbare Stütze und Bereicherung in diesen letzten zwei Jahren.

Sie lebten einige Zeit in Frankreich, beobachten Sie dort das Geschehen regelmäßig?
Comme ci, comme ça. Ich habe immer noch einen besonderen Bezug und eine Herzensbindung zu Frankreich, aber mein Zuhause ist nun seit vielen Jahren Berlin. Ich wünsche mir, einmal in einer europäischen Co-Produktion mitzuwirken, in der Deutschland und Frankreich zusammenarbeiten. Das fände ich schön.

Welches Ihrer Werke war das Engagement, das bislang am meisten unterschätzt ist?
Ich bin dankbar, dass ich auf eine einzigartige Karriere zurückblicken kann, deren Höhepunkt vielleicht sogar noch vor mir liegt.

«In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte» ist donnerstags um 18.50 Uhr im Ersten zu sehen.

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