Die Kritiker

«Der Zürich-Krimi - Borchert und die bittere Medizin»

von

Diesmal ist Borcherts engstes Umfeld von einem schrecklichen Verbrechen. Wie reagiert der gesetzte Anwalt darauf?

Stab

Darsteller: Christian Kohlund, Ina Paule Klink, Pierre Kiwitt, Robert Hunger-Bühler, Filip Peeters, Thekla Hartmann
Musik: Michael Klaukien
Kamera: Sonja Rom
Buch: Wolf Jakoby
Regie: Hansjörg Thurn
Diesmal geht es um etwas Persönliches. Denn das Opfer ist Reto Zanger (Robert Hunger-Bühler), der alte Freund und oft berufliche Widersacher von Rechtsanwalt Borchert (Christian Kohlund) und gleichzeitig Vater seiner engsten Kollegin Dominique (Ina Paule Klink). Die Fronten sind oft klar: Borchert ist besonders mitfühlend, hat ein Herz für die Schwachen der Gesellschaft und seine Leidenschaft ist es, ihnen eine Stimme zu geben. Zanger dagegen sieht im Anwaltsberuf nur Profitstreben, er verteidigt jeden und ist bereit, alles zu tun, was legal ist, um zu gewinnen; moralische Qualitäten kennt er in seinem Beruf nicht.

Wie Zanger schwer verwundet in der Klinik liegt, eilen Dominique und Borchert direkt zu ihm. Er ist spät nachts Opfer des Verbrechens geworden, in einer Apotheke, wo er sich dringend benötigte Herzmedikamente verschaffen wollte. Der Räuber forderte von der verängstigten Apothekergehilfin, den Schrank mit den Betäubungsmitteln zu öffnen. Doch dann schoss er auf Zanger.

Die Apothekergehilfin ist jetzt arbeitslos. Ihr Chef hat sie entlassen, weil sie indirekt Schuld am Überfall haben soll: Schließlich hat sie die Tür nicht sofort wieder abgeschlossen, nachdem sie Zanger in der Nacht in das Gebäude hineingelassen hatte, und hat so dem Täter leichteres Spiel gemacht. So argumentiert jedenfalls Zanger selbst einige Tage später vor Gericht, als er Dominiques ehemaligen Arbeitgeber und persönlichen Golffreund im Prozess um diese Kündigung vertritt – selbst Dominique, die die geschasste Angestellte vertritt, kann diese Schäbigkeit ihres Vaters nicht glauben.

Diese starke persönliche Komponente macht sich leider nicht sonderlich stark im weiteren Folgenverlauf bemerkbar. Stattdessen wird die Geschichte um korrupte Apotheker erzählt und ihre Helfershelfer aus der Unterwelt, um einen schäbigen Mann, der seine armen Mitmenschen schamlos ausnutzt. Nun gut, an sich ein Ansatz, der durchaus Spannung verspricht.

Viel interessanter ist aber das Beziehungsgeflecht um Borchert, Zanger und Dominique Kuster, die immer in der Mitte steht; um zwei Männer, die eigentlich Widersacher sind, die eine völlig unterschiedliche Sicht auf den Menschen und Moral haben, auf die Regeln, die unsere Gesellschaft zusammenhalten, auf Recht und Gerechtigkeit, und die einander trotzdem sehr mögen und sich nahestehen. An sich klingt das nach einem fast schon philosophischen Zugang zu diesem Thema und diesen Figuren; nur leider bekommt man davon viel weniger zu sehen, als dieser Krimifolge gut tun würde. Dabei wäre kaum ein Fall, in dem Rechtsanwalt Borchert bisher in Erscheinung getreten ist, so gut geeignet gewesen, um die Tiefen der Seelen dieser Serienfiguren in diesem Lichte auszukleiden.

Das Erste zeigt die Folge «Der Zürich-Krimi – Borchert und die bittere Medizin» am Donnerstag, den 10. Februar um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/132357
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