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33. Bayerischer Filmpreis: Die Gewinner

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Die bayerische Staatskanzlei hat die Gewinner des 33. Bayerischen Filmpreises bekannt gegeben.

Am Freitag wurde bereits zum 33. Mal der Bayerische Filmpreis in München verliehen, die Gala mit Ministerpräsident Horst Seehofer strahlte das Bayerische Fernsehen live aus. “Mit dem Bayerischen Filmpreis 2011 ehren wir die künstlerischen Höhepunkte des vergangenen Filmjahres und die beeindruckendsten Leistungen unserer Filmbranche vor und hinter der Kamera”, so Seehofer, “ich danke allen, die uns mit ihrer Arbeit, ihrer Kreativität und ihrer Begeisterung für das Medium Film unvergessliche Kinostunden schenken und freue mich auf die Filmpreisverleihung als fulminanten Start in das neue Film- und Kinojahr.”

2012 wurde der Filmemacher Wim Wenders für sein Lebenswerk ausgezeichnet, weshalb er den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten bekam. “Wim Wenders ist einer unserer ganz großen Filmkünstler. Mit seiner einzigartigen und unverwechselbaren Bildsprache und Erzählweise lehrt er uns Zuschauer eine neue Art des Sehens und gibt dem Film in Deutschland herausragende Impulse. Bestes Beispiel ist sein aktuelles 3D-Meisterwerk «Pina», mit dem er in wenigen Tagen auch in das Rennen um die Oscarnominierung in Los Angeles geht”, begründet Seehofer die Entscheidung.

Der Bayerische Filmpreis, der inzwischen auf eine lange Tradition zurückblicken kann, ist ein erstes Stimmungsbarometer für den deutschen Film. Mitte März werden nämlich die Nominierungen des Deutschen Filmpreises bekannt, ehe die besten einheimischen Produktionen am 27. April 2012 mit der “Goldenen Lola” geehrt werden.

Der Produzentenpreis wird geteilt und geht mit jeweils 100.000 Euro an Günther Rohrbach, Corinna Eich und Jan S. Kaiser (Bavaria Pictures GmbH) für die Produktion des Films «Hotel Lux» sowie an Peter Rommel (Rommel Film) für die Produktion «Halt auf freier Strecke».

Begründung der Jury:
Mit dem Film «Hotel Lux» würdigt die Jury voller Respekt das Risiko der Produzenten, Geschichte einmal anders zu erzählen und dabei den Weg von den großartig choreografierten Kabarett-Szenen im Berlin der Dreißiger Jahre bis hin zum dramatisch-grotesken Versteckspiel im Moskauer Hotel Lux zurückzulegen. In der Tragikomödie von Leander Haußmann zeigen die Darsteller ihr Können, allen voran Michael Bully Herbig, der hier mehr ist als nur einer unserer beliebtesten und besten Comedians. Seine Figur des Hans Zeisig ist ein tragikomischer Held, der vor allem eines bleiben will: menschlich. Dass die Prozenten Günter Rohrbach, Corinna Eich und Jan S. Kaiser für die Bavaria Pictures dieses satirische Wagnis versucht und - unterstützt auch von einem hoch professionellen Ausstattungs- und Kostümteam - erfolgreich gemeistert haben, verdient den Bayerischen Filmpreis 2011.

Einen Film wie «Halt auf freier Strecke» zu produzieren, von dem man von Anfang an weiß, dass er eine Zumutung ist und die wenigsten Menschen ihn aushalten können, ist entweder leichtfertig oder besonders mutig und selbstbewusst. Peter Rommel ist ein mutiger und selbstbewusster Produzent, der zusammen mit dem großartigen Regisseur Andreas Dresen, hervorragenden Darstellern und einem hochsensiblen Team in „Halt auf freier Strecke“ die besondere Anstrengung eingegangen ist, einen Menschen beim Sterben zu beobachten. Hier treffen Kino und Leben aufs Schmerzlichste aufeinander und lassen den Zuschauer sprachlos zurück, aber auch im Bewusstsein der unglaublichen Wucht des gerade Gesehenen. Kein Zuschauer wird diesen Film vergessen, denn er zeigt, was es wirklich heißt: sich Einlassen!


Der Regiepreis (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Doris Dörrie für ihren Film «Glück».

Begründung der Jury:
Wenn die Vorlage eine Kurzgeschichte ist, bleibt besonders viel Raum für Fantasie und die Kunst, filmisch zu erzählen. Wer Doris Dörries Film «Glück» sieht, wird darin all ihr Können wieder finden. Jedes Detail schmückt nicht nur, es ist sinnstiftend eingesetzt: vom handbestickten Stofftaschentuch bis zum Hundehalsband, von der Spielplatzschaukel bis zum Elektromesser. So wie die Regisseurin jede Kleinigkeit bewusst einsetzt, ohne je den großen dramatischen Bogen aus den Augen zu verlieren, so elegant ist die Geschichte um die eigentlich unmögliche Liebe zweier Außenseiter geflochten und so exzellent sind die Darsteller geführt. Wenn eine Regisseurin weiß, was sie will, gibt das den Schauspielern genau die Sicherheit, um sich in diese gewagte, brutal-tragikomische Handlung mit Happy End hineinzustürzen. Wir Zuschauer haben «Glück», diese große Regisseurin zu haben.


Der Preis für die beste Darstellerin (dotiert mit 10.000 Euro) wird verliehen an Bettina Mittendorfer für ihre Rolle in «Eine ganz heiße Nummer».

Begründung der Jury:
Drei Frauen aus der bayerischen Provinz, drei Freundinnen, drei Charaktere – eine davon ist Maria und von ihr stammt die Idee, eine Telefonsex-Hotline zu betreiben, um den maroden Lebensmittelladen zu retten. Bettina Mittendorfer gibt ihrer Maria, der treibenden Kraft hinter der «ganz heißen Nummer», einen zarten und doch starken Charakter. Die vielen Facetten dieser Figur werden in Bettina Mittendorfers Spiel wunderbar glaubwürdig vereint - mit einer Balance aus Religiosität und emanzipierter Modernität, aus Biederkeit und der Kraft zum Neuanfang. Wie Bettina Mittendorfer, ohne ins Klischee zu verfallen, den komödiantischen Anforderungen der Telefonsex-Hotline ein natürliches Schamempfinden entgegensetzt, das ist große Schauspielkunst.


Einen Preis als beste Darsteller (dotiert mit jeweils 10.000 Euro) erhalten Milan Peschel und Steffi Kühnert für ihre Rollen in «Halt auf freier Strecke».

Begründung der Jury:
Es ist ein ungeheuer gewagtes und überzeugend gelungenes Experiment, auf das sich Milan Peschel und Steffi Kühnert mit ihrem Regisseur Andreas Dresen eingelassen haben: Einen Mann, einen Ehemann und Familienvater beim qualvollen und auch schrecklich banalen Sterben, seine Frau in ihrem alltäglichen Schmerz darüber darzustellen. Das gelingt Milan Peschel und Steffi Kühnert in ihrem Zusammenspiel auf so eindringliche und erschütternde Weise, dass man glaubt, eine Dokumentation und nicht einen fiktiven Spielfilm zu sehen. Der Zuschauer ist von ihrer beider Spiel erschüttert und zu Tränen gerührt.


Den Drehbuchpreis (dotiert mit 10.000 Euro) erhält Christian Zübert für den Film «Dreiviertelmond».

Begründung der Jury:
Ein mürrischer, von seiner Frau verlassener Taxifahrer sieht sich plötzlich in der Verantwortung für ein kleines türkisches Mädchen. Christian Zübert zieht aus den sich dabei sofort aufdrängenden Klischees nur den emotionalen Wahrheitsgehalt heraus und erzählt so eine Geschichte voller anrührender Momente. Kein Thesenstück, sondern eine lebensreiche Vorlage für die wunderbaren Darsteller, allen voran Elmar Wepper und Mercan Türkoglu.


Den Preis für Bildgestaltung (dotiert mit 10.000 Euro) bekommt Hannes Hubach für den Film «Lollipop Monster».

Begründung der Jury:
Mit großer gestalterischer Lust und gleichzeitig sensibler Charakterzeichnung verweben die von Hannes Hubachs Kamera eingefangenen Bilder in Ziska Riemanns Teenage-Pop-Drama «Lollipop Monster» die Elemente und Formate der Jugend-Pop-Kultur mit Dramatischem, Absurdem und Sozialkritischem. In bestechender Weise begegnet seine Bildgestaltung den Untiefen des Heranwachsens mit einer modernen und experimentierfreudigen Farbgestaltung, die stets das emotionale Gefüge der Protagonistinnen widerspiegelt. Diese Leistung verdient den Bayerischen Filmpreis 2011.


Der Dokumentarfilmpreis (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Arnon Goldfinger (Regie und Drehbuch) für seinen Film «Die Wohnung».

Begründung der Jury:
Der israelische Filmemacher Arnon Goldfinger lässt uns in dieser deutsch-israelischen Koproduktion an der Auflösung der Wohnung seiner verstorbenen Großmutter in Tel Aviv und der Aufdeckung eines Familiengeheimnisses teilhaben. Nicht nur die vielen deutschen Bücher zeugen davon, dass die Großeltern zwar vor den Nazis nach Palästina flohen, in der Seele aber „deutsch“ geblieben sind. Fotos, Briefe und Zeitungsausschnitte deuten auf eine langjährige, weit über das Kriegsende hinausreichende Freundschaft der Großeltern mit einem ehemaligen SS-Mann und seiner Frau hin. Auf Spurensuche in Deutschland stellt Arnon Goldfinger fest: Auch die eigene Urgroßmutter wurde im KZ ermordet, doch selbst dies tat der unglaublichen Freundschaft der Großeltern keinen Abbruch. Welch ungewöhnlich große Geste, wenn sich ein Jude der dritten Generation nach dem Holocaust in seinem Film der Erkenntnis stellt, dass das Tabuisieren nicht nur Täter-, sondern auch Opfer-Familien zu Eigen sein kann.


Der Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin (dotiert mit 10.000 Euro) wird verliehen an Jella Haase für ihre Rollen in den Filmen «Lollipop Monster» und «Kriegerin».

Begründung der Jury:
Auffällig unauffällig kommt Jella Haase daher. Und bleibt deswegen in Erinnerung. Gleich in zwei Filmen des Jahres 2011, «Kriegerin» und «Lollipop Monster», blicken wir in ihr undurchdringliches Gesicht und entdecken dort etwas Seltenes: die Monstrosität des Nichts und der Leere. – Und gleichzeitig wird hinter dieser Maske in jedem Augenblick etwas anderes spürbar, ein Universum an Empfindungen und Gefühlen, das dort, im Innern, tiefgekühlt und scheinbar ungenutzt vor sich hinschlummert. Die extreme Divergenz zwischen Äußerem und Innerem spürbar und erlebbar zu machen, das ist Jella Haases Kunst.


Der Nachwuchsregiepreis (dotiert mit 10.000 Euro) geht an David Wnendt für seinen Film «Kriegerin».

Begründung der Jury:
«Kriegerin» von David Wnendt erzählt von einem vermeintlich fernen Land und fremden Menschen, von deren Abgründen wir nicht einmal zu träumen wagten, bis sich unser Land im Herbst 2011 in der schrecklichen Realität des rechtsextremen Terrors wiederfand. Das von Nachwuchsregisseur David Wnendt gezeichnete Land mit rechtsradikalen, verblendeten jungen Menschen liegt mitten in Deutschland. Unbarmherzig genau und ohne einen Hauch von Klischee beschreibt er in «Kriegerin», warum junge Menschen und gerade junge Frauen zu Rassisten werden. Seine Leistung besteht nicht nur im Erspüren und Beschreiben dieses unfassbaren Zustands. Er entwickelt auch eine souveräne filmische Handschrift. Die Einheit von Thematik und formalem Können sind ein großes Versprechen eines jungen Regisseurs, von dem wir für die Zukunft noch Einiges erwarten dürfen.


Den Preis für den besten Kinderfilm (dotiert mit insgesamt 10.000 Euro) erhalten Christian Ditter (Regie und Drehbuch) und Christian Becker (Produktion) für «Wickie auf großer Fahrt (3D)».

Begründung der Jury:
Es ist nicht immer leicht, einem erfolgreichen Film eine ebenso gelungene Fortsetzung folgen zu lassen. Dies gilt für den zweiten Wickie-Film in besonderem Maße, weil hier mit einem Regiewechsel und der erstmals eingesetzten 3-D-Technik, verbunden mit spektakulären Visual Effects, spannendes Neuland betreten wurde. Produzent Christian Becker und Regisseur Christian Ditter haben sich dieser Herausforderung überaus erfolgreich gestellt und mit ihrem hervorragenden Team ein Werk geschaffen, das rundherum begeistert: Eine Geschichte voller Tempo, mit überraschenden Wendungen, vielen kleinen und großen Gags und spektakulären Bildern machen diesen Film zu einem mitreißenden Kinoerlebnis für kleine und große Zuschauer.


Den Preis für den besten Schnitt (dotiert mit 10.000 Euro) bekommt Andreas Menn für den Film «Hell».

Begründung der Jury:
Die großartige Bild- und Tonmontage von Andreas Menn im Endzeit-Thriller «Hell» von Nachwuchsregisseur Tim Fehlbaum lässt die Apokalypse fühlbar werden, schafft Ängste und Spannung und lotst die Charaktere, unter anderem dargestellt von Hannah Herzsprung und Stipe Erceg, atemlos durch eine aus den Fugen geratene Welt. Virtuos gelingt es Andreas Menn als Editor Regie, Kamera, Sounddesign und Visual Effects zu einem großen, weit über das Genre hinausgehenden Ganzen zu verflechten. Diese Leistung verdient den Bayerischen Filmpreis 2011.


Der Preis der Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken (VGF), dotiert mit 60.000 Euro, wird verliehen an Boris Jendreyko und Thomas Klimmer (Südart Filmproduktion) für den Film «Die Farbe des Ozeans».

Begründung der Jury:
Mit «Die Farbe des Ozeans», der zweiten Regiearbeit der Schauspielerin und Autorin Maggie Peren, ist der jungen Münchner Produktionsfirma „Südart“ von Boris Jendreyko und Thomas Klimmer auf Anhieb ein Meisterwerk gelungen. Das schon fast alltägliche Drama der Flüchtlinge aus Afrika, die an den Stränden Europas oft mehr tot als lebendig landen, wird hier personalisiert und damit für den Zuschauer erschreckend greifbar. Die Begegnung mit Zweien von ihnen konfrontiert eine junge, verwöhnte Luxus-Urlauberin plötzlich mit der Realität von Menschen, die alles verloren haben und doch für eine bessere Zukunft kämpfen. Ein Film voller Wärme und Menschlichkeit, der den Zuschauer in seinen Bann zieht!


In Anerkennung seiner herausragenden Leistungen als Regisseur und Filmemacher für den bayerischen und deutschen Film erhält Wim Wenders den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten.

Begründung der Jury:
Wim Wenders gehört zu den renommiertesten Filmemachern weltweit und wird für Regiearbeiten wie «Paris, Texas», «Himmel über Berlin», «Buena Vista Social Club» und aktuell «Pina» – um nur einige zu nennen – zu Recht international gefeiert. In seinen Filmen macht Wim Wenders die Langsamkeit der Bilder und der Montage zum entscheidenden und unverwechselbaren Moment seines Stils und legt damit den Grundstein für unser aller Bewunderung. Er fängt Augenblicke ein, er geht den Dingen auf den Grund, er lässt dem Zuschauer Zeit zu sehen. Mit seiner unnachahmlichen Ästhetik hat er längst Filmgeschichte geschrieben. Ausgebildet an der Hochschule für Fernsehen und Film in München verbindet ihn gerade mit Bayern auch die langjährige Treue zu den Internationalen Hofer Filmtagen. In seinem neuen und bereits vielfach preisgekrönten Dokumentarfilm «Pina» nutzt Wim Wenders die neue 3D-Technik als filmische Ausdrucksmöglichkeit für die ungeheure Kraft der Tanz-Avantgarde und zieht so das Publikum gleichsam in das Geschehen hinein. Mit dem Ehrenpreis soll auch diese außergewöhnliche künstlerische Leistung geehrt werden.

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