Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Wolfgang Bahro

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Seit 18 Jahren steht Wolfang Bahro für die RTL-Soap «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» vor der Kamera. Mit Quotenmeter.de blickt er auf die Vergangenheit zurück.

Herr Bahro, wie oft werden Sie eigentlich privat mit dem Namen Gerner angesprochen?
Das kann ich gar nicht zählen. Das nervt übrigens auch ein bisschen. Nach 18 Jahren könnte man meinen, dass die Menschen mitbekommen haben, wie ich heiße. Man muss aber wohl auch dem Rechnung tragen, dass der Abspann wirklich sehr schnell läuft und man die Namen der Darsteller nur schwer lesen kann.

Hatten Sie schon einmal Probleme wegen Ihrer Rolle. Kamen Menschen schon einmal zu Ihnen, die Ihnen Ihr Verhalten in «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» übel nahmen?
Im Gegenteil: Gerner wird von den Menschen bewundert. Natürlich gibt es auch Leute, die sagen, dass ich doch mal nicht so böse sein soll. Das hat sich inzwischen aber auch etwas relativiert. Seit Gerner seinen Gerner-Clan um sich rum hat – mit Frau und Kind – ist er doch zurückhaltender und moderater geworden. Wirklich negativ ist mir also nie jemand entgegengetreten. Die Menschen sagen eigentlich eher, dass sie auch gern so ein Typ wären wie Gerner es ist. Jemand, der wenn er jemanden nicht mag, einfach seine Firma kauft und ihn dann entlässt.

Ich wollte gerade Fragen: Hätten Sie jemanden wie Gerner gerne als Freund? Kann ganz hilfreich sein, oder?
Als Freund vielleicht nicht, aber als Rechtsanwalt. Andererseits muss ich sagen, dass Gerner bisher glaube ich nur ein oder zwei Prozesse gewonnen hat.

Da hätte ich auch an mehr Erfolge gedacht. Dr. Jo Gerner – das ist die Standartantwort, wenn ich Soapmacher nach ihrem Lieblings-Soap-Fiesling Frage. Was antworten Sie denn auf die Frage?
Ich kann das nicht beurteilen. Privat gucke ich kaum fern und deshalb kenne ich viele meiner Kollegen gar nicht.

Wie klingt es denn, wenn ich Sie als beliebtester Soap-Fiesling Deutschlands bezeichne?
Also ich finde, dass das eigentlich ganz gut klingt.

Nun hat Jo Gerner in den 18 Jahren Etliches erlebt. Er saß im Rollstuhl, hatte etliche Firmen, viele Frauen. Im Ganzen gesehen ist sein Leben sehr unrealistisch, oder?
Das war Jo Gerner in 18 Jahren erlebt hat, erleben die meisten in ihrem ganzen Leben nicht. Das liegt natürlich am Konzept und am Format von «Gute Zeiten, schlechte Zeiten».

Würden wir einen Menschen und sein Leben wirklich realistisch abbilden, dann wäre die Sendung oftmals auch recht langweilig. Wenn normale Menschen in 18 Jahren so viel erleben würden wie Jo Gerner oder auch Elisabeth und Clemens, die ebenfalls seit Anfang an dabei sind, dann würden die sich sicherlich die Kugel geben oder schon längst in der Irrenanstalt sein.

Viel erlebt ist ein gutes Stichwort. An welche Geschichte rund um Gerner erinnern Sie sich besonders gern?
Das war eine Millenniums-Geschichte. Eine Figur hat darin Haschkekse gefuttert und plötzlich lauter Hippies gesehen. Diese haben dann Songs aus dem Musical Hair gesungen. Gespielt wurden die Hippies in der Vision von «GZSZ»-Schauspielern. Aus Gerner wurde so ein Hippie, der plötzlich Blumen verstreute, der Arzt der Serie, der damals sehr beliebt war, wurde hingegen zum bissigen Doc. Die Rollen wurden also vertauscht. Das hat viel Spaß gemacht.

Spektakulär ging es auch immer in den Jubiläumsfolgen zu. Zum 18. Geburtstag steht ein Erdrutsch an, auch Flugzeugabstürze kamen in den besonderen Folgen schon vor. So etwas ist für Schauspieler auch immer ein Erlebnis… Ich erinnere mich gut daran, wie Daniels Bar abbrannte. Da flog am Set auch einiges in die Luft. Unsere Pyrotechniker gaben damals sehr gute Arbeit geleistet. Der Dreh dauerte die ganze Nacht, etliche Krankenwägen standen auf der Straße – da war richtig was los.

Wir haben neulich Post von einem Zuschauer bekommen, der sich etwas enttäuscht zeigte, dass Gerner nicht mehr so böse sei wie früher. Sie haben es schon angesprochen – liegt wirklich nur am „Gerner-Clan“?
Das hat eine Ursache: Die Macher wollen zeigen, dass Jo Gerner durchaus nett und sympathisch sein kann, wenn er mit seiner Familie zusammen ist. Er kann sich seinem Sohn und seiner kleinen Tochter gegenüber eigentlich auch kaum anders verhalten. Ich habe aber durchaus gehört, dass es Pläne gibt, dass Gerner wieder böse werden soll. Momentan gibt es in der Serie aber auch niemandem auf Augenhöhe. Einzig seine Frau könnte ihm wohl Paroli bieten.

Wo wir schon bei der Geschichte Kartin-Gerner wären. Wie geht es da weiter?
Die beiden haben momentan ja eine Art geschäftliches Verhältnis. Sie sind zum Wohle von Johanna zusammen. Ein Liebesverhältnis gibt es aber nicht. Man wird jetzt dann aber merken, dass Gerner genau das aber eigentlich schon sehr gerne haben würde. Ihm gefällt es auch nicht, dass Katrin sich auf sexuellem Gebiet ein wenig an Alex Cöster `ranmacht und will sie eifersüchtig machen. Beide rücken also ein bisschen enger zusammen – doch dann kommt es zum großen Knall. Aber mehr möchte ich wirklich noch nicht verraten.

Es ist ja schon einmalig: Da spielen nun Figuren in der Serie wieder mit, die der Zuschauer eigentlich noch als Baby kennt. Patrick Graf jr. zum Beispiel… Da muss man eigentlich ein Auge zukneifen. Die Serie wird 18 Jahre alt, die Figuren sind jetzt zwischen 20 und 25 Jahren. Ganz stimmen kann das ja nicht. Mir gefallen die Rückblenden, die wir immer wieder haben. Man sieht dann also, wie Gerner seinen kleinen Sohn auf dem Schoß hatte. Das ist auch für Zuschauer schön, die uns vielleicht früher regelmäßig gesehen haben, die jetzt selbst vielleicht Mutter sind und so möglicherweise auch wieder Zugang zu den aktuellen Geschichten finden.

Sehen Sie sich die alten Folgen noch manchmal an? Die spielten ja vor Billig-Kulissen. Da hat sich einiges geändert – inzwischen drehen Sie die Soap in einem der modernsten TV-Studios Deutschlands.
Wenn ich mir alten Folgen ansehe, dann ist das in der Tat ein Unterschied wie Tag und Nacht. Wenn wir früher mal Türen geknallt haben, dann haben sämtliche Wände gewackelt. Das Bild hatte immer einen etwas flachen Charakter, es sah aus, als hätten wir mit einer Handykamera gefilmt. Damals haben die Macher auch vermehrt Models gecastet – die Schauspielerinnen sollten gut aussehen. Heute legt man Wert darauf, dass die Darsteller Schauspieler sind. Inzwischen läuft bei «GZSZ» alles wirklich sehr professionell.

Haben Sie nach 18 Jahren eigentlich noch richtig Spaß am Set oder ist da viel Routine eingekehrt?
Mir macht meine Rolle nach wie vor Spaß. Es geht ja darum, dass um Gerner gute Geschichten erzählt werden. Meine Figur hat immer etwas zu tun und das ist mir wichtig. Außerdem arbeite ich gerne mit meinen jungen Kollegen aus dem „Gerner-Clan“.

Machen Sie als Gerner somit noch die 20 voll?
Das steht in den Sternen. Da kann sich meine Meinung auch schnell ändern, wenn endlich mal Steven Spielberg aus Hollywood anruft und ich in einer Rolle zu sehen bin, wie sie Christoph Waltz spielte. Aber selbst dann würde ich danach glaube ich in jedem Fall wieder zu «GZSZ» zurückkehren (lacht).

Jetzt muss ich es aber auch einmal sagen: Danke für das Interview, Herr Gerner.

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