Für mich war es das erste Mal, dass jemand mit meiner spezifischen Herkunft, als Ermittler im deutschen Fernsehen auftritt. Ein russisch sprechender, deutscher Jude. Darauf habe ich lange gewartet und war natürlich froh das repräsentieren zu können.
Rivkin wird für die Ermittlerin Nadirah Abaza zu einer Art „moralischem Kompass“ und zugleich analytischer Partner. Wie haben Sie dieses fragile Vertrauensverhältnis gemeinsam mit Sabrina Amali entwickelt?
Wir haben nur ein paar Tage nach dem 7. Oktober angefangen miteinander zu arbeiten. Da war Feingefühl, Empathie und ein vertrauensvoller Umgang mit den unterschiedlichen Perspektiven ein Muss. Vor allem gab es Hoffnung in solchen hasserfüllten Zeiten gemeinsam nach vorne zu gehen. Sabrina Amali ist eine großartige Kollegin. Immer wieder gerne.
Ihr Charakter bringt eine völlig andere Perspektive in die Ermittlungen – religiös, philosophisch, menschlich. Wie haben Sie sich dieser Balance von Spiritualität und kriminalistischem Gespür angenähert?
Das kriminalistische Gespür konnte ich als Kommissar, bei der «SOKO Hamburg», drei Jahre lang schulen. Was die Rabbiner/Seelsorger Perspektive betrifft habe ich mir natürlich professionellen Rat geholt.
Der Film «Schattenmord» spielt bewusst mit Milieuschärfe und kultureller Authentizität. Welche Verantwortung spüren Sie, wenn Sie einen Rabbiner in einem realistischen, urbanen Kontext darstellen?
Für mich musste er nahbar und menschlich sein. Jemand mit dem ich mich identifizieren kann. Deswegen habe ich das Comic Zeichnen reingebracht, habe etwas russisch gesprochen und Humor ist mir als Stand Up Comedian natürlich auch wichtig gewesen. Einige Stellen haben wir nach dem 7. Oktober auch umschreiben müssen.
Wie intensiv haben Sie sich mit jüdischen Ritualen, Sprache oder seelsorgerischen Aufgaben beschäftigt, um Rivkin glaubwürdig zu verkörpern?
Da ich mit jüdischen Ritualen aufgewachsen bin und russisch meine Muttersprache ist, hatte ich auf dieser Ebene ausnahmsweise mal entspannen können. Für den Seelsorger-Rabbiner-Part hatte ich ausgiebige Gespräche mit dem überaus charmanten und inspirierenden Rabbiner Boris Ronis und meiner guten Freundin, der angehenden Rabbinerin, Leni Shani Braun. An dieser Stelle nochmal: Vielen Dank!
Ich wollte einen liberalen und modernen Rabbiner spielen. Auch vom Erscheinungsbild. Also ohne Hut, Locken (Pejes) und Rabbi-Rauschebart. Dass viele Rabbiner auch konfessionsunabhängige Seelsorge betreiben war mir bis zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht klar. Das fand ich sehr spannend.
Im Ensemble treffen sehr unterschiedliche Spielstile aufeinander: Sabrina Amali, Dani Levy, Kida Khodr Ramadan. Was hat diese Mischung für Ihren eigenen Zugang zur Rolle bedeutet?
Wäre ja furchtbar, wenn wir alle dasselbe spielen würden. Es gab einen Moment, wo ich Dani Levy zum ersten Mal am Set begegnet bin und mir Sorgen gemacht habe, weil er vor Schweiß nur so glänzte. Er meinte aber zu mir: „Keine Sorge, das ist nur die Maske. Ich habe meine Figur schwitzend angelegt…“ - Ich habe mich kaputtgelacht.
Der Film verknüpft organisierte Kriminalität, Familienkonflikte und religiöse Identität. Wie wichtig war es Ihnen, Rivkin nicht zu einer Genre-Karikatur werden zu lassen?
Ich glaube, um diese Gefahr von vornherein auszuschließen war der Casting Prozess so intensiv. Ich hatte tatsächlich drei live Castings für dieses Projekt, die nicht nur Szenen aus dem Drehbuch, sondern auch Impro Szenen und Gespräche über Identität und Religion, beinhalteten.
Um äußerlich gegen die Sehgewohnheiten zu gehen, war es mir wichtig einen Bart stehen zu lassen, der auch arabisch gelesen werden könnte. Einfach um diesen binären kolonial Denken etwas entgegenzusetzen, das in letzter Zeit Juden und Israelis als „weiße“ Unterdrücker darstellt. Die Wahrheit ist, dass wir häufig äußerlich gar nicht zu unterscheiden sind und uns mehr miteinander verbindet als denen lieb ist.
Rivkin erkennt Zusammenhänge, die die Polizei übersieht. Gab es eine Szene, in der Ihnen besonders klar wurde, warum gerade er für die Geschichte unverzichtbar ist?
Die gibt es natürlich, aber wäre doch schade sie zu spoilern.
Würden Sie Samuel Rivkin gerne wieder spielen – und wohin könnte seine Entwicklung Ihrer Meinung nach noch führen?
Natürlich würde ich ihn gerne erneut verkörpern, aber auch unabhängig davon wäre es ein starkes politisches Statement der Öffentlich-Rechtlichen ein arabisch, jüdisches Ermittler-Duo zu etablieren. Gerade jetzt in Zeiten von steigendem Fremdenhass, Islamophobie und Antisemitismus.
Vielen Dank für Ihre Arbeit!
„Unter Feinden“ von «Schattenmord» ist am Mittwoch, den 3. Dezember 2025, um 20.15 Uhr zu sehen.







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