Interview

Aaron Altaras: ‚Mr. Darcy ist zeitlos – und zugleich verletzlich‘

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Der Schauspieler spricht im neuen Hörspiel «Stolz und Vorurteil» die legendäre Figur des Mr. Darcy. Im Interview erzählt Altares, wie er seine ganz eigene Interpretation zwischen Tradition und Moderne gefunden hat, warum die Chemie mit Emilia Schüle auch akustisch funktioniert – und welche Szene ihn beim Einsprechen besonders berührt hat.

Herr Altaras, Mr. Darcy gehört zu den ikonischsten Liebesfiguren der Weltliteratur – was hat Sie gereizt, diese Rolle in einem Hörspiel zu übernehmen?
Mr. Darcy wirkt zunächst kühl und stolz, offenbart aber im Laufe der Geschichte große Tiefe und Verletzlichkeit. Mich hat besonders gereizt, diese Entwicklung stimmlich umzusetzen, das war für mich eine spannende Herausforderung. Außerdem finde ich es faszinierend, wie zeitlos Darcys Konflikte und Gefühle sind, sodass ich als Schauspieler viel Raum für eigene Interpretation hatte.

Was unterscheidet die Arbeit an einem Hörspiel wie «Stolz und Vorurteil» von Ihren bisherigen Film- und Serienrollen?
Während bei Film und Serien visuelle Elemente, Mimik und Körpersprache eine große Rolle spielen, liegt beim Hörspiel der Schwerpunkt auf die Stimmmodulation. Zudem erfordert die Arbeit an einem Hörspiel oft eine intensivere Konzentration auf die Klangfarbe und den Rhythmus, um die Szenen lebendig werden zu lassen.

Gab es kreative Herausforderungen oder sogar Vorteile beim reinen Sprechen?
Man kann beim Hörspiel nur mit der Stimme arbeiten und keine Mimik oder Gestik einsetzen. Dadurch muss man Gefühle und Stimmungen allein durch den Klang der Stimme transportieren, was eine ganz eigene Herausforderung ist.

Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert, das Audible Original bringt aber moderne Twists ein – wie haben Sie diesen Spagat zwischen Tradition und Zeitgeist beim Sprechen von Mr. Darcy erlebt?
Einerseits wollte ich die Eleganz und Zurückhaltung von Mr. Darcy bewahren, andererseits ihn etwas zugänglicher und nahbarer gestalten. Beim Sprechen habe ich versucht, beides zu verbinden: den Respekt vor der Zeit, in der die Geschichte spielt, und gleichzeitig Offenheit für die frischen, zeitgemäßen Elemente, die das Hörspiel besonders machen.

Wie haben Sie sich der Figur des Mr. Darcy genähert? Haben Sie bewusst Klischees vermieden oder sich an bestimmten Interpretationen orientiert – vielleicht sogar Colin Firth oder Matthew Macfadyen?

Ich habe mich natürlich mit den bekannten Darstellungen von Mr. Darcy beschäftigt – Colin Firth und Matthew Macfadyen sind da fast unvermeidlich. Aber mir war wichtig, meine eigene Version der Figur zu finden. Ich wollte nicht einfach ein Klischee bedienen oder eine Kopie abliefern, sondern herausarbeiten, was Mr. Darcy im Kern ausmacht: seine Unsicherheit, seine Prinzipientreue, aber auch seine Verletzlichkeit. Dabei habe ich versucht, ihm eine eigene Stimme zu geben, die sowohl die Tradition respektiert als auch neue Facetten zulässt.

Die Chemie zwischen Elizabeth Bennet und Mr. Darcy ist zentral für die Geschichte. Wie war die Zusammenarbeit mit Emilia Schüle, auch wenn sie rein akustisch stattgefunden hat?
Da ich Emilia schon gut kenne, wusste ich, dass es großen Spaß machen würde, mit ihr an einer Liebesgeschichte für ein Hörspiel zu arbeiten. Ich würde auf jeden Fall wieder mit ihr zusammenarbeiten – sie bringt einfach die richtige Energie und Gefühl mit.

Jane Austens Themen – Stolz, gesellschaftliche Konventionen, innere Freiheit – sind heute wieder sehr relevant. Warum, glauben Sie, berührt «Stolz und Vorurteil» auch 250 Jahre nach Austens Geburt noch so viele Menschen?
Es geht primär um Liebe, das ist zeitlos. Aber auch darum Stolz und Vorurteile zu überwinden. Ein sehr aktuelles gesellschaftliches und politisches Thema finde ich. Es geht um das Miteinander und nicht um das Gegeneinander.

Sie sind Schauspieler, Musiker und DJ – wie sehr hat Sie das immersive Sounddesign in Dolby Atmos beeindruckt?
Ich bin beeindruckt von der Kraft des Sounddesigns, besonders in Dolby Atmos. Man taucht förmlich in die Geschichte ein und erlebt Emotionen noch intensiver. Auch wenn das finale Sounddesign von «Stolz und Vorurteil» noch nicht fertig ist, bin ich mir sicher, dass es ein beeindruckendes Klangerlebnis wird – gerade weil Audible hier so viel Wert auf Detail und Atmosphäre legt. Das macht das Hörerlebnis einfach besonders spannend.

Sie selbst sind spätestens seit «Unorthodox» international bekannt – jetzt sind Sie Teil einer globalen Adaption in mehreren Sprachen. Wie fühlt sich das für Sie an?
Ich bin stolz, an einem internationalen Projekt mitzuwirken, das so zeitlose Themen anspricht und Menschen weltweit verbindet. Das Hörspiel wird ja von zahlreichen prominenten SchauspielerInnen aus unterschiedlichen Ländern weltweit für Audible eingesprochen und ich bin Teil davon, das finde ich einfach großartig.

Welche Szene oder Passage war für Sie beim Einsprechen besonders emotional oder intensiv? Gibt es einen Moment, der Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Für mich ist eine der stärksten Szenen, als Mr. Darcy einen Brief vorliest, das sind über neun Seiten, in dem er versucht sich zu erklären. Das ist ein Wendepunkt in der Geschichte und beschreibt die Gedanken und den Charakter von Mr. Darcy ziemlich gut.

Und zuletzt: Mr. Darcy ist der Traum vieler Leserinnen – wie viel Darcy steckt eigentlich in Aaron Altaras?
Mr. Darcy und ich sind tatsächlich ziemlich unterschiedlich. Was mir an ihm allerdings gefällt, ist, dass unter dem oftmals steifen Humor ein sehr romantischer Mann und Mensch steckt.

Danke für Ihre Zeit!

Das Hörspiel «Stolz und Vorurteil» wird am 9. September auf Audible erscheinen, Aaron Altaras spielt darin Mr. Darcy.

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