Filme des Grauens

«The Wicker Man»

von

Don’t Trust Nicolas Cage: Der Schauspieler hatte vor knapp zwei Jahrzehnten kein Gespür für einen guten Film.

Es gibt Remakes, die das Original ehren, modernisieren oder neue Perspektiven eröffnen. Und dann gibt es «The Wicker Man» von 2006 – eine filmische Katastrophe, die auf ganzer Linie versagt. Wie konnte aus dem gefeierten britischen Kultfilm von 1973 ein derart wirres, unfreiwillig komisches Desaster entstehen? Die Antwort liegt irgendwo zwischen kreativer Selbstüberschätzung und der fatalen Idee, Nicolas Cage schreiend im Bienenkostüm durch die Gegend laufen zu lassen.

Neil LaBute, eigentlich eher für zwischenmenschliche Dramen bekannt, schrieb das Drehbuch und übernahm die Regie. Anstatt die Atmosphäre des Originals – das auf subtilen Schrecken, religiösem Fanatismus und psychologischem Horror beruhte – zu bewahren, verlegte er die Handlung in ein pseudo-matriarchalisches Honigkult-Dorf irgendwo im pazifischen Nordwesten der USA. Was einst unheimlich war, wurde in seiner Neuinterpretation unfreiwillig komisch und plump.

Schon die Grundidee wirkt konstruiert: Ein Polizist (Cage) wird von seiner Ex-Verlobten auf eine abgelegene Insel gelockt, um ihre verschwundene Tochter zu suchen – die, wie sich herausstellt, eigentlich seine eigene Tochter ist und deren vermeintliches Verschwinden nur ein Vorwand für ein bizarres Fruchtbarkeitsritual mit Menschenopfer war. Spätestens wenn Cage als „retterischer Bär“ durch das Dorf stampft, um seine Tochter zu retten, ist der Film vollends im Trash angekommen.

Cage selbst macht das Beste aus seiner Rolle – was in diesem Fall bedeutet, dass er in vielen Szenen völlig überdreht agiert: er schreit, schlägt Frauen (mehrfach!), verliert die Kontrolle über Sprache und Mimik und wird schließlich unter Schmerzensschreien von einem Schwarm digitaler Bienen attackiert. Die Szene, in der er ruft: „Not the bees!“ wurde zur Meme-Legende – und ist wahrscheinlich der Grund, warum der Film heute überhaupt noch geschaut wird.

Dass der Film sich selbst ernst nimmt, macht ihn umso absurder. Der Ton ist durchweg unentschlossen: Mal wirkt alles wie ein feministischer Horrortrip, dann wieder wie eine Parodie auf Sektenkult. Dabei fehlt jegliche emotionale Tiefe oder Spannung. Die Bewohnerinnen der Insel agieren wie Roboter, die Dialoge sind steif und bedeutungslos, die Logik wird regelmäßig über Bord geworfen. Warum existiert dieses Dorf? Warum sprechen alle in Rätseln? Warum hat Nicolas Cage diesen Film produziert?

«The Wicker Man» wurde von der Kritik zerrissen. Rotten Tomatoes listet eine vernichtende Bewertung von 15 Prozent, auf Metacritic liegt der Score bei 36 von 100. Selbst das Publikum, das normalerweise Action oder Horror verzeiht, strafte den Film bei CinemaScore mit der selten vergebenen Note „F“ ab. Mit einem Einspielergebnis von knapp 39 Millionen Dollar bei einem Budget von 40 Millionen war der Film auch kommerziell ein Flop.

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