Serientäter

«Oderbruch» Kritik – Zwischen Krimi, Mystery und klinischer Depression

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Mit «Oderbruch» will die ARD offensichtlich international groß mitmischen und sich von generischen Tatort-Produktionen absetzen, doch gelingen mag das aufgrund gleich mehrerer Aspekte nicht.

Ein Leichenberg, eine Schar von völlig emotionslosen Polizisten und Dorfbewohnern, sowie ein paar mysteriöse Blutsauger, sollen bei Oderbruch für spannende Mysterykrimiunterhaltung sorgen. Ganz im Fokus von Adolfo Kolmerers und Christian Alvarts neuer Serie steht die Protagonistin Magdalena „Maggie“ Kring (Karoline Schuch), die nach 20-jähriger Abwesenheit wieder in den Ort ihrer Kindheit an der deutsch-polnischen Grenze zurückkehren und Stück für Stück eine düstere Familiengeschichte aufklären muss. Offiziell wird sie dabei von zwei Polizisten, ihrer Jugendliebe Roland Voit (Felix Kramer) und dem polnischen Kripobeamten Stanislaw Zajak (Lucas Gregorowicz) unterstützt. Während die Rolle von Kramer hier allerdings bestenfalls als Nebenrolle beschrieben werden kann, verkommt Gregorowicz zum Statisten.

Schnell fällt die unglaubliche Schwermütigkeit auf, mit der praktisch jede Figur der Serie auftritt. Die Schauspieler wirken geradezu als wären sie allesamt aus einer Nervenheilanstalt mit Schwerpunkt auf Depressionen entlassen worden. Düster, grimmig, ja teilweise fast schon desillusioniert werden die Dialogzeilen aufgesagt. Da dies auf den gesamten Cast zutrifft, ist dieses Schauspiel wohl als bewusster Kniff der Serienmacher zu verstehen. Doch diese Dysphorie überträgt sich recht schnell auch auf den Zuschauer, was kombiniert mit dem überwiegend nicht vorhandenen pacing, durchaus problematisch wird. Die Handlung wird leider unheimlich in die Länge gezogen, mit zahlreichen Flashbacks, die mal mehr, häufig aber eher weniger zur Handlung beitragen, wird versucht eine inhaltsfüllende Funktion zu schaffen. Gerade während den ersten Folgen der Serie passiert in längeren Abschnitten praktisch nichts handlungsrelevantes.

«Oderbruch» zehrt von der düsteren Atmosphäre und dem im Handlungsverlauf stetig in den Vordergrund rückenden Mysteryelement. Ein paar recht gelungene Schocker hier und da dürften für das durchschnittliche ÖR-Publikum im Rentenalter eventuell schon zu viel des Guten sein. Die hochwertige Kameraarbeit mitsamt überzeugender Setpieces, rückt aufgrund der misslungenen Tonabmischung mit zu dominantem, in Dauerschleife agierendem Soundtrack und nuscheligen, teilweise völlig unverständlichen Dialogen allerdings schnell in den Hintergrund.

«Oderbruch» hätte als Fernsehfilm möglicherweise besser funktioniert als maximal in die Länge gezogene Serie. Auch in einer solch düsteren Produktion, wäre der ein oder andere etwas auflockernde Moment nicht fehl am Platz gewesen. Stattdessen überträgt sich die allgegenwärtige Bedrücktheit der farblosen Produktion mit ihren leblosen Schauspielhüllen recht schnell auf den Zuschauer und sorgt gepaart mit einem teilweise nicht existenten Handlungsfortschritt für die Suche nach dem Ausschaltknopf.

Alle acht Folgen von «Oderbruch» stehen ab dem 19. Januar in der ARD-Mediathek zum Abruf bereit. Das Erste zeigt die Folgen am 19. und 26. Januar ab 22:20 Uhr jeweils im Viererpack.

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