Interview

Matthias Koeberlin: ‚Der Humor ist fein und die Dialoge sehr treffend‘

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Der Schauspieler wirkte bei «Gäste zum Essen» mit, einer Komödie um ein völlig verkorkstes perfektes Dinner mit der Familie seines Filmsohnes.

Hallo Herr Koeberlin! Am Donnerstag, den 14. September 2023, strahlt das ZDF den Spielfilm «Gäste zum Essen» aus. Das hört sich ja zunächst ganz unverfänglich an.
Es geht um zwei Elternpaare, die sich zum Abendessen treffen, da ihre jeweils 16-jährigen Kinder liiert sind. Geplant ist ein zwangloses Kennenlernen. Jedoch, der Abend verläuft anders als erwartet. Die beiden Teenager verkünden Neuigkeiten, die nicht nur zwischen den beiden Paaren, sondern auch innerhalb der Partnerschaften verschiedene Konflikte auslösen.

Das Aufeinandertreffen zweier Familien durch die Liebe Ihrer Kinder wurde schon mehrfach verfilmt. Was macht das Buch von Carolin Otterbach so wunderbar?
Ich mochte das Kammerspielartige, die langsame Steigerung des zwischenmenschlichen Chaos sehr gerne. Der Humor ist fein und die Dialoge sehr treffend. Es sind Figuren, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und doch Gemeinsamkeiten haben. Für mich eine sehr runde kurzweilige Geschichte..

Das Stück dreht sich mehrfach: Das junge Paar ist dann noch nicht einmal mehr zusammen und Mila auch noch schwanger. Kann das anders enden als in einer Katastrophe?
Schwerlich! Aber es ist eben zutiefst menschlich, dass gewisse Entwicklungen die Fassade knacken und alles noch so kultivierte und „erwachsene“ davonspült.

Eine 16-jährige Tochter ist schwanger. Das ist nicht nur für die junge Mutter eine schwere Entscheidung. Wie würden Sie abwägen, wie die Zukunft weitergehen sollte?
Es ist für alle Beteiligten eine denkbar schwierige Situation, die einerseits Ruhe und Gelassenheit fordert, andererseits aber auch schonungslos die Konsequenzen aufzeigen muss.

Ich denke, dass bei allen Emotionen – und wenn der erste Schock überwunden ist – die absolute Unterstützung vermittelt werden muss, egal welche Entscheidung getroffen wird.

Würden Sie privat bei einem solchen Essen aufstehen und gehen? Oder den Abend ertragen?
Aufstehen und gehen wäre am naheliegendsten, aber keine wirkliche Option. Man erträgt einen solchen Abend, behält die Fassung und geht zu einer Zeit, die beide Seiten halbwegs das Gesicht wahren lässt – zügig aber ohne Hast.

Wie ist denn André Faber angelegt, den Sie verkörpern?
André ist für mich ein sehr offener, kultivierter und vorurteilsfreier Mensch. Er ist mit einer sehr starken und temperamentvollen Frau verheiratet und hat gelernt, dieser Stärke Raum zu geben – ohne sich klein zu machen. Er versucht die Dinge pragmatisch zu sehen, jegliche Eskalation zu vermeiden und muss irgendwann erkennen, dass er mit dieser Herangehensweise an diesem Abend scheitern wird.

Seit Jahren drehen Sie für das ZDF die erfolgreiche Reihe «Die Toten vom Bodensee». Sind Sie mit der Entwicklung der Reihe zufrieden?
Ich arbeite auch nach zehn Jahren noch unglaublich gern an dieser Reihe, weil mir meine Figur und alle Beteiligten sehr ans Herz gewachsen sind. Wir erfinden das Krimirad nicht neu, aber wir haben es über die Jahre geschafft, spannende Fälle mit lebendigen Figuren zu erschaffen, die eine sehr treue und große Zuschauerbasis hat. Das ist nicht selbstverständlich.

Für Das Erste durften Sie sogar 2020 in die Rolle des Dietrich Bonhoeffer schlüpfen. Wie bereitet man sich auf ein solches Projekt wie «Mit Gott gegen Hitler» vor?
Es ist immer ein Unterschied, ob man fiktive Figuren erzählt oder real existierende Personen.
Es gibt Fakten, Bildmaterial und anderes. Die Vorbereitung ist eine andere – und die Verantwortung auch! Ganz besonders, wenn es ein Mensch wie Dietrich Bonhoeffer ist.

Ich bin tatsächlich sehr glücklich, die Geschichte dieses spannenden und inspirierenden Mannes miterzählt zu haben – in einer Zeit, in der die Rattenfänger und ewig gestrigen, die Blender und Hetzer wieder Morgenluft wittern.

Sie wirken oft in Krimi-Reihen mit. Arbeiten Sie gerne mit vertrauten Gesichtern?
Stimmt Ich habe in den letzten Jahren in einigen Krimireihen mitwirken dürfen. Ich mag das Genre. Die Figuren waren aber immer unterschiedlich genug, um für meine Arbeit spannend zu sein. Hinzukommt, dass ich die Arbeit mit vertrauten Menschen mag.

Gerade wenn man sich gut kennt, das Abtasten und Einschätzen wegfällt, das Wissen um die Stärken und Schwächen des anderen klar sind, kann man sich immer wieder über Grenzen pushen und neue Wege ausprobieren. Es ist, wie in vielen anderen Bereichen auch, es braucht immer wieder auch das Neue und Unvertraute um den Horizont zu erweitern.

Man kann Sie auch hören. Vor allem die Werke von Andreas Eschbach sprechen Sie ein. Mögen Sie die Werke?
Ich habe das große Glück seit über 20 Jahren Hörbücher einzusprechen. Zwei bis drei pro Jahr und genieße es sehr. Die Romane von Andreas Eschbach lese ich regelmäßig ein und freue mich immer, wenn ein neuer Roman erscheint. Ich bin ein großer Fan seiner Phantasie, seiner Bandbreite an Ideen und Geschichten und bin stolz, diesen Geschichten meine Stimme zu geben.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

«Gäste zum Essen» ist am Donnerstag, den 14. September, im ZDF zu sehen.

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