Vermischtes

Wenn Studierende Hilfe benötigen

Ghostwriter entlasten Studierende erheblich und führen sie zu guten Noten. Doch die Dienstleistung hat ihre Tücken. Ratgeber für Studierende – hier! ✅

Ein Studium bedeutet wissenschaftliches Arbeiten. Es setzt die Fähigkeit voraus, auf Basis wissenschaftlicher Methoden Probleme zu lösen und zu eigenen Schlussfolgerungen zu gelangen. Im Studium nehmen Vorlesungen, Übungen und Seminare ungefähr die Hälfte der Zeit in einem Semester in Anspruch.

Professoren an Universitäten werden deshalb nicht müde zu betonen, dass es sich bei der vorlesungsfreien Zeit nicht um Semesterferien handelt. Tatsächlich werden in dieser Zeit die mündlichen Prüfungen absolviert, Hausarbeiten sowie die Abschlussarbeiten für die Studiengänge im Bachelor und Magister verfasst.

Sind Ghostwriter eine Lösung?


Ein Problem besteht für viele Studierende darin, dass vor allem die schriftlichen Ausarbeitungen ungeheuer arbeitsintensiv sind. Zwar nehmen einfache Hausarbeit je nach Studienfortschritt nur einen Umfang zwischen 15 und 20 geschriebenen Seiten ein. Der Rechercheaufwand ist allerdings enorm und es muss sich für jedes Thema durch die einschlägige Fachliteratur gewälzt werden, um zu ergebnisoffenen Schlussfolgerungen zu gelangen.

Die eigenen Gedanken nach den präzisen wissenschaftlichen Anforderungen in das geforderte sprachliche Gerüst zu zwängen, fällt ebenfalls nicht allen angehenden Wissenschaftlern leicht. Dabei können schlechte Formulierungen verheerende Auswirkungen auf die Note der Hausarbeit haben, selbst wenn die eigenen Ideen zum behandelten Gegenstand zündend sind.

Fachspezifische Ghostwriter finden Betroffene deshalb gern und der Mehrwert ist über jeden Zweifel erhaben. Problematisch wird das Engagement von Ghostwritern für Studierende allerdings in rechtlicher Hinsicht.

Ist Ghostwriting legal?


Studierende, die einen Ghostwriter für ihre schriftlichen Arbeiten engagieren möchten, werden zunächst aufatmen, wenn sie erfahren, dass die Dienstleistung des Ghostwritings nach deutschem Zivilrecht grundsätzlich legal ist. Mit Blick auf die spezifischen Bedingungen in Universitäten wird die Sachlage aber differenzierter.

Die Plagiatsaffären, die eine Reihe deutscher Politiker wie Karl-Theodor von und zu Guttenberg, Annette Schavan, Franziska Giffey und Silvana Koch-Mehrin ab den 2010er-Jahren erwischt haben, haben zu einer Sensibilisierung des Themas geführt. Denn solche Ghostwriting Nachrichten wirken für den Ruf der betreffenden Hochschule verheerend. Seitdem schauen Universitäten bei den Ausarbeitungen ihrer Studierenden genauer hin und verwenden zur Detektierung spezielle Plagiatssoftware.

Die rechtlichen Probleme im Einzelnen


Problematisch ist zunächst die für Hausarbeiten obligatorische eidesstattliche Erklärung, mit der Studierende versichern, die Arbeit selbstständig angefertigt zu haben. Besteht eine solche Eigenleistung nicht, sondern ist größtenteils das Werk des beauftragten Ghostwriters, verstoßen Studierende nicht nur gegen das Hausrecht der Universität, sondern berühren auch das Strafrecht, da sie sich durch die „falsche Versicherung an Eides Statt“ nach § 156 StGB strafbar gemacht haben. Andere mögliche Konfliktfälle sind in diesem Zusammenhang „Betrug“ und „vorsätzliche Täuschung“ nach § 263 StGB.

Was passiert, wenn man beim Ghostwriting erwischt wird?


Studierende, die auffliegen, riskieren Sanktionen wie das Scheitern bei der Prüfung, die Exmatrikulation und ein generelles Studienverbot. Im Strafrecht sind in einigen Bundesländern sogar Geldstrafen in Höhe bis zu 500.000 Euro und bei einer Anklage wegen Betrugs und einer falschen eidesstattlichen Erklärung Freiheitsstrafen möglich. Diese werden allerdings in Deutschland für solche Vergehen selten verhängt.

Wie können sich Studierende schützen?


Bedeutet dies, dass die Beschäftigung eines Ghostwriters für Studierende grundsätzlich zu vermeiden ist? Nicht unbedingt, denn Studierende verfügen über diverse Möglichkeiten zur Absicherung. Wichtig ist in erster Linie die sogenannte „Schöpfungshöhe“. Hier gilt, dass der Vorwurf des Ghostwritings desto schwerer nachgewiesen werden kann, je größer die Eigenleistung ist. Offiziell geben Ghostwriter deshalb an, sie würden lediglich Entwürfe, Vorschläge und Inspirationen zur Ausarbeitung ihrer Kunden beisteuern.

Andere Aspekte für mehr Schutz sind eine gute Imitation des persönlichen Stils durch den Ghostwriter und die Verwendung sicherer Plagiatstools, die auf keinen Fall anschlagen dürfen (aber nicht immer zuverlässig sind).

Einen Hinweis darauf, wie verbreitet das Ghostwriting im akademischen Milieu ist, gibt die Professorin für Wirtschaftspädagogik an der Goethe-Universität Frankfurt, Christin Siegfried. Sie schätzt den Anteil der Arbeiten von Studierenden, die mithilfe von Ghostwritern erstellt wurden, im Bereich der Wirtschaftswissenschaften auf zehn Prozent.

Kurz-URL: qmde.de/140390
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