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NDR in Hamburg: Prüfung bestätigt Kritik „Versäumnisse in punkto Transparenz“

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Die interne Prüfung im Landesfunkhaus Hamburg stellte aber klar, dass es keine belastbaren Belege für Vetternwirtschaft der Direktorin Sabine Rossbach geben würde.

„Sabine Rossbach macht in den kommenden Monaten den Weg frei für einen Neuanfang im Landesfunkhaus Hamburg. Wir nehmen uns jetzt die Zeit, die im Raum stehenden Vorwürfe aufzuklären“, erklärte NDR-Intendant Joachim Knuth Anfang September, als Vorwürfe der Vetternwirtschaft und Einflussnahme gegen die Direktorin des Landesfunkhauses Hamburg laut wurden. Seitdem ließ Rossbach ihr Amt ruhen.

Am Donnerstag stellten die beiden Journalisten Siv Stippekohl (multimediale Kulturchefin im Landesfunkhaus Mecklenburg-Vorpommern) und Eckhardt Reimann (stellvertretender Redaktionsleiter «Hallo Niedersachsen» im Landesfunkhaus Niedersachsen) ihre Ergebnisse der internen Aufarbeitung vor. Im Ergebnis fanden sie für einen unzulässigen Eingriff in das Programm des NDR Landesfunkhauses Hamburg keine Belege. „Weder gibt es belastbare Belege dafür, dass Sabine Rossbach ihre NDR Tätigkeit dazu genutzt hat, der PR-Agentur ihrer Tochter in unzulässiger Weise Vorteile durch Berichterstattung des Landesfunkhauses Hamburg zu verschaffen. Noch ist eine unzulässige Vergabe von Auftragsproduktionen zur Erlangung eines persönlichen Vorteils belegbar“, teilte der NDR mit.

Die beiden Journalisten haben neben den Vorwürfen zu einer möglichen Einflussnahme auf das Programm auch das Führungsverhalten und das Redaktionsklima im Landesfunkhaus untersucht. Dabei fiel das Ergebnis weitaus weniger positiv für Rossbach auf. Stippekohl und Reimann bilanzieren einen durch Führungs- und Kommunikationsstil bedingten Vertrauensverlust sowie Versäumnisse in punkto Transparenz. Der Anschein einer möglichen Begünstigung, so der Bericht, hätte durch Klarheit vermieden werden können.

„Aus unserer Sicht fehlte es an einer offenen Diskussionskultur. Für unabhängige, freie und ausgewogene Berichterstattung sind Diskussionen über Themen und Programmgestaltung jedoch wesentlich. Im NDR Landesfunkhaus Hamburg war die journalistische Arbeit durch mangelndes Vertrauen beeinträchtigt. Es ist sehr gut, dass bereits ein Prozess begonnen hat, der die Verbesserung der Redaktionsklimas zum Ziel hat“, so Siv Stippekohl und Eckhardt Reimann in einem gemeinsamen Statement. Die beiden hatten unabhängig gearbeitet, führten Gespräche mit mehr als 70 Mitarbeitenden, ehemaligen Mitarbeitenden sowie Mitarbeitendenvertretungen und sichteten Unterlagen und Korrespondenzen.

NDR-Intendant Joachim Knuth: „Die interne Aufarbeitung liefert keine Belege dafür, dass systematisch ins Programm eingegriffen wurde. Das ist gut. Der Bericht zeigt aber auch: Im Landesfunkhaus Hamburg gab es offensichtlich einen Führungsstil, der nicht von Respekt, Vertrauen und wertschätzendem Umgang geprägt war. In jeder Redaktion braucht es Offenheit und Transparenz, um gar nicht erst den Verdacht unzulässiger Eingriffe aufkommen zu lassen. Insofern ist ein Neuanfang im Landesfunkhaus Hamburg geboten.“

Sabine Rossbach hatte angekündigt, wegen des verlorengegangenen Vertrauens zwischen ihr und Teilen der Redaktion den Weg für einen Neuanfang im Landesfunkhaus Hamburg freizumachen und ihr Amt bereits zum 1. April 2023 zur Verfügung zu stellen. Nach einer Freistellung wird sie den NDR dann endgültig zum 31. Oktober 2023 verlassen. Sie beendet damit ihr Dienstverhältnis zwei Jahre früher als ursprünglich vorgesehen.

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