Hingeschaut

Vom Steueramt auf die Schmuddel-Couch

von

«Pia - Aus nächster Nähe» beleuchtete die Amateur-Pornographie.

Fremdgehen, Körperkult, Alkohol, Armut, Obdachlosigkeit, Kindesentführung, Prostitution: Reporterin Pia Osterhaus voxt sich im TV durch die brisanten Themen unserer Zeit. Diesen Dienstagabend ging es um das Geschäft mit Amateur-Pornographie.

Die Deutschen sind angeblich Weltmeister im Pornos schauen. Also kann man anscheinend reich werden, wenn man welche dreht. Oder? Wenn der Ehemann seine Gattin beim Sex mit dem Nachbarn filmt, dann fällt das eindeutig in den Bereich der Amateurdarsteller. Aber es gibt auch echte Profis in der Branche. Bei ihnen allen hat sich Pia umgehört und auch Zypern besucht, die Heimat der deutschen Porno-Community.

Was heraus kam, ist eine knapp über 90 Minuten lange Reportage an der unteren Skala der Schmuddelgrenze. Wer sich allerdings Bilder erwartet mit den B- oder P-Körperteilen, wird hier weitestgehend keine Befriedigung finden. Auch Sexszenen vermeidet die Reportage, deutet sie nur an. Das aber immer wieder.

"Ich war noch nie bei einem Pornodreh dabei", sagt Pia zum Einstieg zu ihrem Kameramann auf dem Weg in die Eifel. Nun gut, werden sich die meisten Zuschauer zuhause da wohl denken, wir auch nicht. Aber Pia hat das nun vor. Und beleuchtet die Beziehung des Ehepaars, wo die Frau als "Emma Secret" Sex mit anderen Männern hat und ihr eigener dabei filmt. Warum fällt einem in dem Moment der Gedanke an die Nachbarn in der dörflichen Wohnhaus-Siedlung ein oder das Gesicht des klingelnden Postboten, wenn er mal wieder Utensilien vorbei bringt zur Erweiterung der Dildo-Parade...?

Flexible Arbeitszeiten und einen besseren Verdienst nennt sie als Gründe, warum sie den Job an der Rezeption eines Hotels aufgab. Um im Home-Office Bett und Sofa als Arbeitsplatz zu entdecken. Er arbeitete früher im Steueramt der Gemeinde im Rathaus. Kam gut, als sein Hobby damals bekannt wurde. Jetzt drehen beide hauptberuflich Pornos. Immer dann versteckt sich die Hauskatze in ihrem Kratzbaum und der Hund unter der Decke... Auch wenn ein anderer Mann im wahrsten Sinne des Wortes bei ihnen zuhause auf der Schmuddel-Couch kommt. Beim Sex mit der Frau des filmenden Ehemanns.

Mit Pornographie im Netz wird angeblich 12,6 Millionen Euro Umsatz täglich gemacht. 43 Prozent aller Internet-User schauen Pornos im Netz. Männer verbringen auf den Seiten im Schnitt 70 Minuten pro Woche. Klickzahlen der Seiten liegen auf Augenhöhe mit denen von Amazon oder Wikipedia. Mittlerweile haben sogar die Betrüger die Branche entdeckt und drohen mit dem Versenden von Beweisfilmen von Selbstbefriedigung vor dem Rechner an Freunde und Bekannte, wenn man nicht bereit ist, Geld zu bezahlen.

"Emma Secret" zeigt sich vor zahlenden Kunden auch vor der Cam, stöhnt auf Wunsch, wenn sie sich selbst auf die Pobacken schlägt, und ruft: "Komm´, gib´s mir!" Okay, wenn man damit Geld verdienen kann, 30 Euro in rund sechs Minuten, warum eigentlich nicht? Da wird sogar Pia heiß: Die Reporterin meldet sich selbst "undercover" als Darstellerin und als Jenny auf einer Amateur-Plattform an und sammelt Erfahrungen. Mit Perücke und riesigem Stirnband chattet sie mit potenziellen Kunden. Und flirtet mit Uwe, der sich im Netz "Lola geil" nennt. Er will sich mit ihr treffen und ist sauer, weil sie sich nicht zu ihm nach Hause traut. Auch seine 76 Jahre alte Mutter sitzt ab und an vor der Web-Cam. Bizarre Welt!

"Lucy Cat" heißt der erfolgreichste deutsche Amateur-Pornostar. Anscheinend reich geworden! Dafür muss sie nun bei Erotik-Messen dann ganzen Tag oben ohne herum laufen, immerhin mit zugeklebten Brustwarzen. Willkommen in einer ganz besonderen Branche! "Ein Porno ist nichts anderes als ein ganz normaler Film", sagt sie. Sie hat jetzt einen anderen Namen, vermutlich aus einem Rechtsstreit siedelte von Hamburg nach Würzburg über. Die Marke darf sie nicht mehr bedienen. Dubiose Manager wollen schließlich mitverdienen.

Pia begleitet Lilly und ihren Freund Patrick ein Jahr lang. Beide aktiv, sie 21 und schwanger. Gibt sich als 18 und als schüchtern aus in ihren Videos. Nach "Schulmädchen" wird eben gesucht. Sex vor der Kamera sei harte Arbeit und ganz anders als privater Sex. Again what learned! Je dicker der Babybauch, umso besser läuft das Geschäft. Chris ist 26, wohnt noch zuhause, hat selbst einen dicken Bauch - und ist Lillys bester Kunde.

Zypern: Nicht wegen des Wetters, sondern zum Steuersparen und aufgrund von weniger Jugendschutz befindet sich dort eine Art Porno-Zentrale. Ein Ehepaar. Porno-Manager, verdient dort 20.000 Euro im Monat mit der Unterstützung von jungen Menschen, die Pornostars werden wollen und sich gerne nackt filmen lassen. So wie Lina, die mit 18 Jahren ihre erste sexuelle Erfahrung durch den Beischlaf vor der Kamera sammelt. Doch nur die wenigsten Menschen schreiben Erfolgsgeschichten. Oftmals ist der Ruhm schnell vorbei, wenn extremere Videos nicht gedreht werden. Denn: Drei Viertel aller Einnahmen gehen an den Plattformbetreiber. Dafür muss man viel Zeit investieren, um davon dauerhaft Leben zu können.

Auf TV Now ist die Doku im Stream weiter abrufbar. Am kommenden Dienstag geht es bei Pia Osterhaus um Kindesentführungen, am 19. Oktober dann um Prostitution.

Kurz-URL: qmde.de/129938
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