Hingeschaut

Invasion der Marsmännchen

von

«Beauty and the Nerd» oder: Wenn Mainz in Stuttgart liegt. Quotenmeter-Redakteur Michael Horling hat sich den Staffel-Auftakt angeschaut.

Wer kein oder kaum Englisch kann: Nein, es geht hier nicht um schöne Frauen am Herd! Wobei: Schöne Frauen sind bei „Beauty and the Nerd" natürlich schon dabei. Acht an der Zahl sogar. Doch im Mittelpunkt stehen eigentlich eher die sieben Sonderlinge. Oder Einzelgänger. Nerds halt.

Folge eins der dritten Staffel lief Donnerstagabend auf Pro Sieben. In einer "weißen Wahnsinns-Villa" (Sendersprache) auf Zypern treffen die Männer, durchweg komische Typen, auf die Frauen, durch die Bank Attraktionen. Man könnte auch im Schwarzwald drehen, klar. Aber am Meer zeigt Frau sich freizügiger. Gut für die Quote.

Wer das Format nicht kennt: Die Nerds suchen sich die passende Partnerin aus und kämpfen in ein paar Wochen um 50.000 Euro für beide. Die acht Frauen: Überwiegend Influencerinnen, Models, Fashionista, Wimpern-Stylistin, Divas, Drama-Queens – oder ganz einfach nur Beautys.

Hupps, nein Wiktoria – mit W – ist Versicherungskauffrau und kommt aus dem durch Corona-Viren berühmten Heinsberg. Loreen wird als "Diva mit Abitur" vorgestellt. Die Mädels: Zugegeben alle echt hübsch, knapp bekleidet, körperlich aufgepimpt. Optische Gegenteile der Eigenbrödler.

Die Unterkunft: Eine Art „Villa Kunterbunt“ mit Ausstattung für echte Nerds. Mangas, Comics, Zauberwürfel – wie geschaffen für die schräge Gang um Cao, den 22 Jahre alten Cosplayer aus Sigmaringen. Oder Christian, den neun Jahre älteren Softwareentwickler aus Augsburg. Optisch top-nerdig mit Bart und Bauch, beides mega-wuchtig. Bestimmt gibt´s Frauen, die auf solche Typen stehen. Aber auch die Beautys, die mit der Yacht angeschippert werden?

Aber es geht ja nicht darum, Paare für die Lebenszeit oder zumindest für eine Affäre zu finden, sondern für den Zusammenhalt, um Kohle zu gewinnen. Die wollen alle, klar. Auch Luca, Student der Medieninformatik. Er hat blaue Haare und ein Ganzkörper-Dinosaurierkostüm. Zocker ist der 21-Jährige, er mag Basketball. Und nicht Fußball, obwohl er aus Overath kommt. Was für ein Wortwitz!

Nach und nach ziehen die Mädels ein. Gekreische bei allen. Männer und Frauen treffen in Gruppen erstmals aufeinander und ProSieben macht daraus ein abendfüllendes Programm. Respekt! Oliver Kalkofe dürfte «Beauty and the Nerd» lieben.

Wer nun gerade erstmals hier reinzappt, ohne sich vorher damit befasst zu haben, wird verzweifelt nach dem Sinn suchen oder an eine Science-Fiction-Komödie glauben angesichts Marsmännchen-ähnlicher Gestalten, die mutmaßlich gerade mit einer Invasion die jungen Damen belagert haben. Doch dafür wird dann eigentlich doch zu viel gelacht. Aber ums was geht es denn eigentlich?

Um TV-Präsenz, logisch. Und um zu zeigen, dass man auch sympathisch sein kann, selbst wenn man für vermeintliche Normalos einen an der Klatsche hat. So langsam haben sich alle Kandidaten:innen präsentiert und ihr Macken dargelegt (Männer) oder operierte Körperteile benannt (Frauen).

Nun ein bisschen Wissensquiz: "In welchem Bundesland liegt Mainz?" Wiktoria tippt auf Stuttgart und liegt damit eigentlich nicht mal soooo falsch. Für sie hat der dümmste Bauer auch die dicksten Eier. Was ja garantiert auch hier und da mal stimmen mag. Gut gebauten Frauen verzeiht man sowas.

Dann dürfen die Nerds sich ihre Partnerinnen aussuchen. Küken Jeremy (18) schnappt sich die zehn Jahre ältere Ricarda aus der Essbesteck-Stadt Solingen. Blöd für Loreen aus Ronnenberg, die bis zum Schluss vorne warten muss, ehe Leonard als Letzter wählen darf und sie nimmt. Er ist Zahlen-Jongleur aus Mainz. Mainz in Stuttgart!

Erklärt nun jemand mal die Regeln? Nö! Erst werden die Zimmer belegt, dann klingelt es und Meike zieht ein. Influencerin aus Köln, die achte Beauty, eine rheinische Frohnatur. Kommt mit eigenem Bett und kündigt an, Paare auseinander bringen zu wollen – quasi Steine schmeißen wie bei „Mensch ärgere Dich nicht!“.

Spätestens jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen vor dem TV-Gerät. Die einen lieben so ein Format, gerade nun, wo sich erste Konflikte ankündigen. Die anderen machen sich das dritte Bier auf, um so einen Quatsch zu ertragen. Schlaue Menschen schalten mutmaßlich erst gar nicht ein.

Doch gefangen und nun gehangen. Fertiggucken ist Pflicht. Zumindest Episode eins. In der wird endlich Party gemacht in der Villa. Und dann erstmals gepennt. Bevor Tag zwei beginnt. Neu schminken, Morgentoilette, Frühstück. Muss man sich anschauen.

"Lass es knallen" lautet Team-Challenge eins. Na gut, das schauen wir uns noch an. Zumal das Spiel lustig klingt: Luftballons kaputt bumsen! Ja, ProSieben nennt das so! Per Gürtel angeschnallte Ballons per Körperkontakt zum Platzen bringen. Fremdschäm-Bilder am Donnerstagabend. Minderjährige ab ins Bett.

In Ballons sind Schlüssel, die öffnen ein Versteck von Buchstaben, aus denen müssen die Beautys Städtenamen bilden und auf einer Deutschlandkarte dann den eingezeichneten Punkten zuordnen. Wiktoria weiß, dass Stuttgart an der Ostsee liegt. Gleich neben Mainz. Und Augsburg ist Hauptstadt Baden-Württembergs. Okay, das Fremdschämen setzt jetzt erst so richtig ein. Und Kanada ist die Hauptstadt von Amerika.

Der Rest des Tages plätschert so dahin. Knack und Kack. Und Laberei. Prickelnd wie ein abgestandenes Glas Sekt. Leichte Kost, schwer erträglich in der Länge. Chris merkt sich auch am zweiten Abend nicht den Namen seiner Mounia. Muss er deshalb gehen? Die Regeln sehen vor, dass nach Folge eins ein Paar plus eine Beauty ausziehen muss. Endlich mal Regeln! Meike wartet schon auf ihre Chance. Und entscheidet sich, an die Seite von Chris zu gehen.

Letztlich gehen deshalb Mounia sowie Helena und Volker, die sich aber erst nach einem kleinen Quiz retten können gegen Alexandra und Cao, zwischen denen es gar nicht passte. Demzufolge sind es nächsten Donnerstag zusammen noch ein Dutzend Schöne und Sonderlinge.

«Beauty and the Nerd» hebt sich nicht wesentlich ab von den Dating-Shows dieser Zeit, von Almen, Traumstränden, Häusern oder Inseln, wo er und sie sich entweder kennen lernen oder Zeit miteinander verbringen sollen.

Das Ganze ist ein Schauspiel, eine Soap, konstruiert für die Unterhaltung. So echt wie die Brüste von Biologiestudentin Alexandra. Gut, dass die Beautys so offen umgehen mit ihren Schönheits-OPs.

In Episode zwei ziehen sich dann die Nerds aus und tragen die Beautys lustige Kostüme. Aber ob das eine bessere Quote bringt als Folge eins?

ProSieben zeigt «Beauty & The Nerd» immer donnerstags um 20:15 Uhr. Vorab stehen auf Joyn immer schon die Folgen der jeweils kommenden Woche zur Verfügung.

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