Hintergrund

Disney setzt seine Geldruckmaschinen aufs Spiel

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Am späten Dienstagabend stellte der Micky-Maus-Konzern die Pläne für das neue Programmjahr vor. Die Bilanz ist erschreckend.

Late-Night-Comedian Jimmy Kimmel, der werktäglich seine eigene Show beim US-Network ABC macht, wirkte zynisch. „Geben Sie uns Ihr Geld. Das können Sie auch, wir sind Disney. Wir werden es so oder so bekommen, richtig? Wie wäre es damit? Gebt uns euer Geld oder wir töten Baby Yoda.“ Doch nach den Ankündigungen blickte die Branche dann doch etwas ernüchtert drein. Wenn die Promi-Version vom «Glücksrad» den Sonntagabend retten soll, dann läuft in der amerikanischen Branche so einiges schief.

Dieses Bild hat sich in den weiteren Tagen verfestigt, denn der Sender ABC startet lediglich mit zwei neuen Shows ins neue Jahr. «The Wonder Years», ein Reboot der ehemaligen Serie, und «Queens» ein Hip-Hop-Drama über mehrere Frauen, die eine Band waren und nun wieder zusammenfinden. Ansonsten wird die US-Version der «Höhle der Löwen» bald die 300. Episode erreichen, das US-«Let’s Dance» bekommt die Staffeln 30 und 31 spendiert. Mit «Supermarket Sweep», ein Format aus dem Jahr 1965, soll der späte Sonntagabend bedient werden.

"Wir haben maximale Flexibilität bei der Entscheidung, wann und auf welcher Plattform Inhalte verfügbar sein werden", sagte Kareem Daniel, Vorsitzender von Disney Media and Entertainment Distribution, und verwies auf das rasante Wachstum der vielen Streaming-Dienste von Disney. ESPN, Hulu und Disney+ wachsen, ohne Frage, aber die Verluste aus den geschlossenen Parks und dem Streaming fangen die linearen Fernsehsender auf. Im vergangenen Jahr machte diese Einheit über neun Milliarden US-Dollar Gewinn, ABC verdiente zwei Milliarden, die weltweiten Channels über sechs Milliarden. Viele Fernsehsender werden derzeit weltweit abgebaut, damit Disney+ wachsen kann.

Der Disney Investor Day im Dezember 2020 hatte da deutlich mehr Strahlkraft. Mehrere Pixar-Serien wie «Baymax», «Moana», «Tiana» und «Dug Days», die auf dem Hit «Oben» basieren, wurden angekündigt. Zudem gibt es mehrere neue «Star Wars»-Serien, die den Dienst beflügeln sollen. Vielleicht war es auch ein Fehler, mehrere ehemalige FOX-Studios zu schließen und die jährliche Anzahl an Pilotfilmen zu reduzieren.

Kareem Daniel hebt zwar die Flexibilität der Plattformen hervor, aber einen wirklichen Kurs hat das Unternehmen nach wie vor nicht. Welche Formate laufen wirklich bei Disney+, welche Serien werden für Freeform produziert und gibt es überhaupt noch irgendeinen Grund, lineares Fernsehen zu schauen, wenn es bei den kleineren Kanälen gar keine Exklusivität mehr gibt. Ob es wirklich so sinnvoll ist, in der Pandemie einen riesigen Konzern umzubauen, wird sich zeigen. Jedenfalls wäre es unüberlegt, den Fernseharm, der die Cash-Cow des Unternehmens ist, ausbluten zu lassen.

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