Interview

Katharina Bellena: ‚Doris kämpft tagtäglich um das Überleben‘

von

In der neuen Sky-Serie «Helgoland 513» spielt Bellena eine interessante Nebenrolle. Ihr Charakter ist einem Social-Ranking-System untergeordnet.

Hallo Frau Bellena! Sie haben 2022 und 2023 für Sky Deutschland die Serie «Helgoland 513» gedreht. Worauf können wir uns freuen?
Wir können uns auf eine sehr spannende, actionreiche, visionäre Serie mit phantastischem Cast und vielen Überraschungen freuen. Die Dreharbeiten mit dem Regisseur Robert Schwentke inmitten des vielfältigen, großartigen Ensembles waren in jeder Einstellung und in jeder Hinsicht ein Ereignis.

Sie verkörpern Doris. Gehört sie zu den 513 Menschen, die auf der Insel einen besonderen Status hat?
Im Jahr 2039 ist Helgoland nach einer globalen Apokalypse zum letzten sicheren Ort geworden, aber die Ressourcen auf der Insel sind knapp und nur 513 Bewohner werden geduldet. Alle Insulaner werden danach bewertet, wie profitabel sie für die Gemeinschaft sind. Es gibt ein schonungsloses „social-ranking“-System und die Angst davor, in der Liste abzurutschen bestimmt den Alltag.

Doris kämpft tagtäglich gemeinsam mit ihrem Mann um das Überleben ihrer kleinen Familie, der soziale Druck ist enorm. Sie führen ein Familiengeschäft und verfügen über bestimmte praktische Skills, die für die Gemeinschaft von Vorteil sind.

Wie würden Sie Doris charakterisieren?
Die Familie bedeutet ihr alles, sie lässt sich nicht unterkriegen, sie macht sich nützlich, wo sie nur kann. Allen Widrigkeiten zum Trotz bemüht sie sich, ein anständiger Mensch zu bleiben und diese Werte weiter zu geben.

Bei «Helgoland 513» wollen Außenstehende die Insel angreifen. Warum eigentlich? Welchen Vorteil erhofft man sich dort?
Auf dem Festland breitet sich das tödliche Virus massiv aus. Die Zivilisation ist weitest gehend zerstört. Helgoland erscheint als Insel der verheißungsvollen Zukunft.

Die Serie spielt deutlich in der Zukunft. Gibt es Features wie neue Telefone, die Sie in der Serie haben?
Die Insulaner sind sehr erfinderisch im Umgang mit ihren knappen Ressourcen, mehr möchte ich nicht verraten.

Sie standen lange für den «Polizeiruf 110» vor der Kamera. Warum haben Sie im Jahr 2020 Ihre letzte Folge gedreht?
Die Entwicklung einer Rolle in einem fortlaufenden Format ist eine sehr spannende schauspielerische Aufgabe. Die «Polizeiruf 110»-Reihe war für mich eine tolle Erfahrung mit einem wunderbaren Team. Gern wollte ich nach einiger Zeit zu neuen Ufern aufbrechen und andere Charaktere erkunden.

Zuletzt wirkten Sie immer wieder in kleineren Episodenrollen mit. Gab es einen Grund, dass Sie im Fernsehen etwas kürzer traten?
Ja, ich habe vermehrt Kino gedreht und musste deshalb einige schöne Fernsehprojekte absagen… Zuletzt spielte ich unter anderem die Hauptrolle der Psychiaterin Dr. Franz im Kinofilm «Immerhin: die Kunst, die Kunst» (von Antonia Walther), der jüngst im Wettbewerb auf dem Max Ophüls Festival Premiere feierte, die durchgehende Rolle Doris in der High-End-Serie «Helgoland 513», eine Episodenhauptrolle bei «SOKO Stuttgart», eine Hauptrolle in der Reihe «Du bist anders» auf Arte.

Die Corona-Pandemie legte zahlreiche Projekte lahm, doch ich persönlich bin sehr froh darüber, dass ich trotz alledem einige hoch interessante und komplexe Charaktere in unterschiedlichen Formaten verkörpern konnte. Mich interessieren die offenen und verborgenen Spuren und Risse einer Figur. Menschen sind vielschichtig und komplex, ich möchte mit meiner Arbeit berühren, Empathie und Neugier wecken.

Sie lehren auch an der Filmschauspielschule in Berlin. Was reizt Sie an der Arbeit mit jungen Menschen?
Seit einigen Jahren arbeite ich immer wieder projektbezogen mit angehenden Profis als Dozentin für Schauspiel an verschiedenen Schauspielschulen, oder realisiere Workshops für Jugendliche, etwa beim Theatertreffen der Jugend. Die Arbeit mit jungen Menschen erfüllt mich mit großer Begeisterung - es ist toll, andere in ihrem persönlichen und beruflichen Wachstum zu empowern, denn Theater macht Mut, Theater macht Spaß, Theater macht stark!

Sie spielten früher überwiegend Theater. Reizt Sie die Bühne und das entsprechende Publikum?
Direkt nach meinem Schauspieldiplom war ich zunächst in Festengagements am Theater tätig. Bald folgten Rollen im Fernsehen wie «Um Himmels Willen», «Die Protokollantin», «Herzensbrecher», die Reihe «Polizeiruf 110» und Kinofilme.

Parallel spiele ich seitdem als Gast Theater in Berlin, Düsseldorf, Hannover, oder Köln und realisiere Performances im öffentlichen Raum mit meinem Künstlerkollektiv Sliders. Die Bühne, die Proben mit dem Ensemble, der unmittelbare Kontakt mit dem Publikum während einer Vorstellung oder Performance, das sind für mich die Grundpfeiler der künstlerischen Arbeit.

Jetzt kommt demnächst «Immerhin: Die Kunst, die Kunst». Wann soll das Werk im Fernsehen zu sehen sein?
Wie schön, dass Sie nach diesem Film fragen… «Immerhin: die Kunst, die Kunst» von Antonia Walther wird nach der Eröffnung auf dem Max Ophüls Preis und den aktuellen Screenings beim European Film Market der Berlinale, eine internationale Festivalreise machen. Anschließend ist der Kinostart geplant.

Vielen Dank für die Infos!

«Helgoland 513» ist ab Freitag, den 15. März, bei Sky/Wow zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/149726
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