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«TV Lab 2012» - wer soll gewinnen?

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Am Samstag fällt die große Entscheidung. Wir fragen uns: Wie gut war das «TV Lab» 2012 und welches Format hat es verdient, von den Zuschauern in Serie geschickt zu werden?

Von Julian Miller
Ich sage es ungern, aber ich bin enttäuscht vom diesjährigen TVLab bei ZDFneo. Vielleicht mag das auch mit einer zu großen Erwartungshaltung zusammenhängen, die man dieses Jahr hatte, nachdem 2011 mit «German Angst», «Teddys Show», «Moviacs» und «Ausgekuschelt» ein Hammerformat auf das nächste folgte.

Diesen Eindruck konnte man in der diesjährigen Version leider nicht gewinnen. Lediglich eine Sendung, die anarchische Cartoon-Serie «Deutsches Fleisch», wird wohl dauerhaft in Erinnerung bleiben. Erst mit einem deutlichen Abstand folgte «Der Protagonist», ein Interviewformat, das vor allem durch den hervorragenden Gesprächsleiter Jörg Thadeusz positiv auffallen konnte, dessen Alleinstellungsmerkmal der “First-Person-Technik” sich jedoch schnell als bloßes Gimmick entpuppte.

Den Rest wird man wahrscheinlich schnell vergessen: «Sieh's mal wie Promi» konnte sich nicht wirklich entscheiden, ob es das Rateelement oder den Gast in den Vordergrund stellen wollte. «Heiß und fettig» wurde als provokantes, aber niveauvolles Sexmagazin angepriesen, schwankte dann jedoch zwischen einem doch recht biederen Duktus, sowie belanglosen und furchtbar überkandidelt präsentierten Straßenumfragen („Fickt dumm wirklich gut?“ Really, ZDFneo?). Und auch die «Kampfansage», in der sich zwei Kandidaten in unterschiedlichen, meist abstrusen, Disziplinen battleten, fiel recht langweilig aus, während bei den «Beef Brothers» lediglich die manchmal doch recht gelungenen On-Screen-Einblendungen ganz lustig waren. Immerhin.

Das Fazit des zweiten ZDFneo-TVLabs ist also ein überraschendes: Denn sinnvolle Innovation hat man kaum gesehen, dafür sehr viele belanglose und meist auch wohl nicht bis zum Ende durchdachte Formate, die schnell wieder in Vergessenheit geraten werden.
Nächstes Jahr muss man es also wieder besser machen. Denn am grundsätzlichen Konzept hinter dem TVLab sollte man als Innovationsmotor auf jeden Fall festhalten – auch wenn es dieses Jahr allenfalls bedingt funktioniert hat.

Von Antje Wessels
Das diesjährige TVLab bei ZDFneo bot alles in allem relativ unspektakuläre Unterhaltung. Die sieben Konzepte waren zwar allesamt immer noch so nett anzuschauen, dass sie nicht störten. Ein regelrechter Einschalt-Impuls ging jedoch nur von einem Format aus. Ausgerechnet die einzig fiktionale Sendung in der Konkurrenz – «Deutsches Fleisch» – überzeugte voll und ganz. Mit herrlich anarchischem Humor und dreistester Respektlosigkeit machte die Pilotfolge des aktuellen Klickzahlensiegers deutlich, wie viel Potential in dem Format steckt. Zudem konnten die Macher deutsche Synchronsprechergrößen für sich gewinnen und schreckten nicht davor zurück, deutsches Kulturgut auf zynischste Art und Weise durch den Kakao zu ziehen. Derartige Unterhaltung aus deutschen Landen ist selten und verdient damit den Sieg des TVLab 2012.

Leider überzeugten die andere Formate nicht in der Form. Jedoch sind unter diesen immerhin teilweise ordentliche Ansätze zu finden. Die sympathische Spielshow «Wahr oder was?» punktete mit viel Liebe zum Detail und einer unaufdringlichen Atmosphäre, könnte dem Durchschnittszuschauer insgesamt allerdings zu langweilig sein. «Der Protagonist» ist ein Format, das unglaublich abhängig vom Titelgeber ist. Mit dem ersten Gast Hans-Jürgen Kuhl präsentierte sich die Sendung als wahrlich spannendes Interviewformat, zeigte jedoch in der unausgereiften Aufmachung Schwächen. Selbiges gilt für «Sieh’s mal wie ein Promi». Als erster Gast stellte Annette Frier für den Gastgeber David Werker – der als Moderator eine leicht unbeholfene aber durchweg sympathische Figur abgab – ein Geschenk dar. Annette Frier macht aus jedem ihrer Auftritte eine Show, ist perfekte Stichwortgeberin und interagiert grandios mit Publikum und Moderator. Daher stellte der Talk mit Frier das Highlight der Sendung dar. Das eigentliche Konzept, einen Tag aus dem Blickwinkel eines Promis zu sehen, ging dabei jedoch völlig unter.

Das Food-Adventure «Beef Brothers» zeigte sich ambivalent. Während sich die Protagonisten aufgesetzt gaben und der Show somit viel Authentizität nahmen, bewies sich die eigentliche Idee interessant. An abgelegenen Orten und unter Zuhilfenahme von verschiedensten Hilfsmitteln Delikatessen zubereiten, grenzt an so etwas wie „bahnbrechend neu“, doch das Format nach einer einzigen Folge zu beurteilen, gestaltet sich schwierig. Dazu wirkte das Team der Sendung zu wenig eingespielt und unsicher. Somit wäre eine ganze Staffel wünschenswert um festzustellen, wie sich das Format in deren Laufe entwickelt.

Am meisten enttäuschten jedoch der Sex-Talk «Heiß und fettig», sowie die Game-Show «Kampfansage». Während sich «Heiß und fettig» derart prüde und unreif gab, dass man sich direkt ins «Bett mit Paula» wünschte, bot «Kampfansage» lediglich lieblose Duelle im Stil eines «Galileo»-Beitrags, mit unsympathischen Teilnehmern und einem wirren Sendungsaufbau.

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