Hintergrund

E3 – Große Videospielmesse oder nur noch Randerscheinung?

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Die E3 – die Electronic Entertainment Expo – findet jährlich in Los Angeles statt und zieht das Interesse der Videospielwelt für wenige Tage auf sich. Die Messe ist der Ort für große Ankündigungen neuer Spiele und Konsolen und sorgt seit 1995 für Kontroversen, Freude und Diskussionen unter Spielern. 2019 war das erste Mal Sony, einer der „Big Player“, nicht vor Ort. Quotenmeter.de hat sich Gedanken darüber gemacht und zeigt, wie es in Zukunft mit der E3 aussieht.

Der Geldbeutel eines videospielaffinen Menschen hat es nicht immer leicht. Neuerscheinungen können bis zu siebzig Euro kosten, je nachdem welche zusätzlichen Inhalte man möchte auch gerne über einhundert. Und dann kommt auch noch die E3 Mitte des Jahres. Im Bestfall jagt eine große Neuankündigung die nächste, eventuell wird sogar eine neue Konsole angekündigt.

Die Bedeutung der Messe für den Videospieljournalismus, aber auch den Verbraucher ist enorm. Ob man nun als Journalist tätig ist oder privater Spieler ist, macht bei der E3 keinen Unterschied. Seit 2014 kann man die Pressekonferenzen der großen Unternehmen auch über die Streaming-Plattform Twitch verfolgen. Entwickler Microsoft brach dieses Jahr mit 1,7 Millionen Live-Zuschauern sogar den Rekord für den bis dato größten Twitch-Stream. Und doch war gerade die diesjährige Electronic Entertainment Expo anders.

Denn neben Bethesda, Microsoft, Electronic Arts, Nintendo und Ubisoft ist auch Sony ein permanenter Gast der Messe. Doch 2019 markiert das erste Jahr, in dem sich das japanische Unternehmen von der E3 zurückgezogen hat, obwohl die Konkurrenz anwesend war. Die offizielle Stellungnahme von Sony bat viele Gründe für das Fernbleiben.

So hieß es, dass man sich nicht auf ausgetretenen Pfaden bewegen möchte, sondern neue Wege zu den Spielern finden will. Dennoch sprach Sony davon mit der Community in Kontakt zu bleiben – nur eben nicht über die diesjährige E3. Doch gerade das japanische Unternehmen war auf der Messe für seine großen Beweggründen und die positiven Reaktionen der Fans bekannt. In Fankreisen gilt die PK – die Pressekonferenz – von Sony auf der E3 2013 als die mitunter beste in der Geschichte der Messe.

Was bedeutet also das diesjährige Fernbleiben von Sony für die E3? Wird die Messe in Los Angeles etwa kleiner oder verliert gar an Bedeutung? Über einen wirklichen Bedeutungsverlust kann man nicht sprechen, alleine schon weil die E3 2019 den Zuschauerrekord auf Twitch brach. Die Videospielmagazine sind die Wochen nach den Pressekonferenzen der Messe gefüllt mit Bestenlisten, Vorschauen, Interviews und Analysen. Vorbestellungen werden von Seiten der Spieler gemacht, das gezeigte Videospielmaterial studiert und das Fantum diskutiert darüber, welche Ankündigen die größten waren.

Zu sagen, dass die E3 an Bedeutung verliert, wäre also falsch. Doch in gewisser Weise ist die Messe durch ihre Zugänglichkeit für den Endverbraucher ein Problem für den Journalismus. Dadurch, dass jeder Spieler die Ankündigungen in Echtzeit auf den Streams auf YouTube, Twitch, etc. mitverfolgen kann, sind News von Videospielmagazinen obsolet geworden. Und dennoch müssen sie gemacht werden, damit die Magazine Klicks generieren. Von einem großen Mehrwert für Journalisten lässt sich bei der E3 also nicht sprechen.

Auch wenn die Messe bei ihrem Publikum und ihren Zielgruppen nicht an Bedeutung verliert, ist auch sie – oder vielmehr die Entwickler – nicht frei von Kritik. Auf einer Pressekonferenz kann sehr viel schief gehen. Und gerade dann, wenn sie auch noch live übertragen und von Hunderttausenden mitverfolgt wird. Nervöse Moderatoren können charmant wirken oder auch vollkommen fehl am Platz sein. Technische Fehler, wie es Nintendo auf der E3 2010 passiert ist. Die Bewegungssteuerung der Wii funktionierte bei der Präsentation des Spiels «The Legend of Zelda: The Skyward Sword» nicht, obwohl mehrere Versuche unternommen wurden. Die Folgen waren Gelächter im Saal, als auch im Internet. Doch abseits der kleineren Fehler auf der Bühne liegt die eigentliche Kritik an den Präsentationen vielmehr bei dem, was gezeigt wird.

Ein schmerzhaftes Beispiel für den Versuch der Entwickler, die Spielerschaft hinters Licht zu führen, sind die sogenannten Grafik-Downgrades. Dabei werden die gezeigten Spielszenen optisch deutlich ansprechender inszeniert, als sie es letztendlich sind. Manipulation der Videos und extra für die Messe angepasste Bilder sind leider keine Sicherheit. Ubisofts Präsentation des Spiels «Watch Dogs» sorgte 2012 für Aufregung unter den Spielern. Eine unvergleichliche Grafik, butterweiche Animationen und eine lebendige Spielewelt wurden gezeigt – das finale Produkt bat überwiegend matte Grautöne, ein stockendes Spielerlebnis und eine langweilige Welt. Die E3 ist also nicht nur für große Neuankündigungen bekannt, sondern auch dafür die Spieler mit falschem Material zu täuschen und zum Vorbestellen zu bewegen.

Einmal im Jahr wird Los Angeles zum Zentrum der Videospielindustrie. Das wird auch 2020 der Fall sein, so wie die Jahre in absehbarer Zukunft. Mit den Nachfolgern von Playstation 4 und Xbox One steht eine neue Konsolengenration in den Startlöchern, die nur darauf wartet auf der E3 vorgestellt werden. Dennoch hat die Messe das Problem, dass sie sich nicht auf eine Zielgruppe spezialisiert: es ist keine reine Konsumentenmesse wie etwa die in Deutschland stattfindende Gamescom, aber auch nicht nur für die Fachpresse zugänglich.

Auch wenn die Zukunft der E3 nicht absehbar ist, ist eines sicher: es wird sie auch in naher Zukunft noch geben. Ob sie an Bedeutung verlieren oder gar zulegen wird, zeigt die Entwicklung von Livestreams zeigen und auch Sony wird als „Big Player“ eine entscheidende Rolle spielen. Für 2020 hat das Unternehmen eine mögliche Rückkehr bereits bestätigt.

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