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Reporter-Mord: Wie deutsche Sender mit den Bildern umgehen

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James Foley wurde mutmaßlich hingerichtet. Das Video der Gruppierung Islamischer Staat wird im deutschen Fernsehen nicht vollständig gezeigt. Wie die Sender damit umgehen.

James Foley

Der 40-jährige Video-Reporter und Fotograf Foley arbeitete für verschiedene Redaktionen. Im November 2012 war er für die AFP und die Nachrichten-Webseite „GlobalPost“ aus Boston im Norden Syriens unterwegs. Dort wurde sein Wagen von Extremisten gestoppt. Seitdem fehlte von ihm jede Spur.
Diese Nachricht schockiert derzeit die westliche Welt: Der amerikanische Journalist James Foley, der 2012 in Syrien entführt wurde, scheint enthauptet worden zu sein. Ein entsprechendes Video, der Gruppierung ISIS wurde von Fachleuten inzwischen als authentisch eingestuft. Besagtes Video werden deutsche Zuschauer in den großen Nachrichtensendungen aber nicht in voller Länge und meistens auch gar nicht zu sehen bekommen. Christian Nitsche, zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell, erklärte: „In der Berichterstattung wird lediglich dokumentarisch ein verpixeltes Standbild aus dem Video gezeigt. Ausgewählt wird eine Totale, es gibt also aus dieser Szene keine Nahaufnahme des Entführten. Wir zeigen auch nicht, dass der Mann hinter dem Entführer später ein Messer in der Hand hält." Gewählt werde somit die distanzierteste Form der Berichterstattung.

Auch das ZDF hat sich entschieden, das Video nicht zu zeigen. Weder ganz, noch in Ausschnitten, heißt es aus Mainz. Auch werde man natürlich auf die Verbreitung von Links verzichten, über die der Clip abrufbar ist. „Das Video verletzt in eklatanter Weise die Menschenwürde des Journalisten. IS nutzt die Darstellung von Gewalt als Propagandamittel, dem dürfen wir kein öffentliches Forum bieten. Das ZDF zeigt aus grundsätzlichen Erwägungen der journalistischen Ethik keine Nahaufnahmen von leidenden oder sterbenden Menschen“, erklärte eine Sprecherin.

Auch in zahlreichen Printmedien sollen Bilder aus dem Video nicht auftauchen. dpa-Chefredakteur Sven Gösmann erklärte: „Der unmittelbare Blick auf die Todesangst eines Menschen gehört nicht in das Angebot der dpa.“ Bild Online zeigt allerdings ein Bild aus dem Video, in dem sogar das Messer des Entführers zu sehen ist. Das Gesicht des US-Reporters ist darauf verpixelt. Ähnlich ging bisher RTL vor. Der Privatsender hat Standbilder aus dem Video gezeigt, auf denen das Messer allerdings nicht zu sehen war. Den Kopf des später Getöteten hat man verpixelt. „Wir wollen keine Propaganda verbreiten und das Opfer auch nicht in der erniedrigenden Szene zeigen. Es geht lediglich darum, die menschenverachtende Tat zu dokumentieren", teilte ein RTL-Sprecher mit.

Bei N24 – und somit auch in den Nachrichten von ProSieben und Sat.1 – gab es Ausschnitte aus dem Clip zu sehen. Eine Sprecherin sagte Quotenmeter.de: „Die Hinrichtung von James Foley ist ein grauenhafter Akt der Barbarei und ein massiver Angriff auf unser Wertesystem. N24 hat darüber berichtet und eine kurze Sequenz in diesem Kontext gezeigt und eingeordnet. Dass wir dabei auf Bewegtbilder von der Gräueltat selbst verzichten – sowohl im TV als auch Online – gebieten die Menschenwürde, der Respekt vor dem Kollegen und unser journalistisches Ethos.“

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