Die Kritiker

«Blaubeerblau»

von

Im Rahmen der ARD-Themenwoche „Leben mit dem Tod“ muss sich auch Protagonist Fritjof dem Unausweichlichen stellen.

Story


Fritjof, studierter Architekt und einzig männlicher Angestellter eines entsprechenden Büros, lebt sein Leben eher im Vorbeigehen. Seine große Leidenschaft gilt zu deren Unglück weniger seiner Freundin, als den heimischen Vogelarten, die er mit Körnern vom Frühstücksbrötchen versorgt. Insbesondere seine besorgte Mutter verhindert, dass er sich von seinen Eltern lösen und selbstständig Leben kann.

In Turbulenzen gerät sein ruhiges Dasein, als ihn seine Chefin für Vermessungsarbeiten in ein Hospiz schickt. Er vermeidet jede Konfrontation mit den Sterbenskranken und widmet sich lieber ausgiebig den Außenbereichen der Einrichtung, muss jedoch mit der Zeit erkennen, dass er der beängstigenden Thematik nicht dauerhaft davonlaufen kann und lässt sich intensiver auf die Bewohner des Hospiz ein.

Im Hospiz begegnet ihm sein früherer Klassenkamerad Hannes, der an unheilbarem Krebs leidet. Die Antipathie, die Mädchenheld Hannes und Außenseiter Fritjof seit Schultagen verbindet, scheint zunächst ihre Fortsetzung zu finden. Nach einiger Zeit taut jedoch nicht nur die Stimmung zwischen beiden auf, sondern auch Fridjof, dem durch einen unverfälschten Blick auf den letzten Daseinsabschnitts deutlich wird, dass er sein eigenes Leben neu ordnen muss.

Darsteller:


Devid Striesow («Die Fälscher») als Fritjof
Stipe Erceg («Die fetten Jahre sind vorbei») als Hannes
Nina Kunzendorf («Liebesjahre») als Sabine
Dagmar Manzel («Die Unsichtbare») als Corinna Mühlbauer
Lisa Maria Potthoff («Wer’s glaubt, wird selig») als Marie
Margit Bendokat («Hände weg von Mississippi») als Fritjofs Mutter
Hubert Mulzer («Die Rosenheim-Cops») als Fritjofs Vater

Kritik


«Blaubeerblau», von Rainer Kaufmann nach einem Drehbuch von Beate Langmaack insziniert, besticht vor allem in zweierlei Hinsicht: Durch die gute Besetzung, die von der überzeugenden Leistung Devid Striesows angeführt wird, und die unzweideutige Botschaft, die das Werk vermitteln möchte: Wirklich Leben kann nur, der auch das Sterben als Teil dieses Lebens akzeptieren kann.

Beide Attribute bewirken, dass «Blaubeerblau» einen für deutsche Fernsehfilme überdurchschnittlichen Unterhaltungswert liefert. Die Grundausrichtung der Erzählung, das Thema „Sterben“ mit Sonderbarem und reichlich Zynismus zu umkleiden, lässt zudem viel Raum für ein gelungenes Werk – doch genau an dieser Schwelle scheitert der Film Kaufmanns und muss mit einem Vermerk, sich bemüht zu haben, in die Fernsehgeschichte verabschiedet werden. Denn was gut beginnt, verliert mit fortlaufender Spielzeit deutlich an Intensivität und scheitert schließlich, wieder einmal, an der Vorgabe, um 21.45 Uhr zu Ende sein zu müssen.

Dabei macht die Einführung in Fritjofs leicht aus der Realität entrücktes Leben wenig falsch und lässt dem Zuschauer viel Zeit, sich auf die Gefühlsebene des Protagonisten einzulassen. Zunächst erscheint dessen Verhalten fremd, mit den ersten Szenen seines unfreiwilligen Hospizaufenthaltes wird dem Betrachter jedoch gekonnt vermittelt, dass er selbst kaum in der Lage wäre, die Situation vor Ort und – im eigenen Alltag – besser zu bewältigen.

Dazu trägt auch die sich entwickelnde Beziehung zwischen Fritjof und Hannes bei; die Dialogszenen zwischen beiden Darstellern gehören zu den Höhepunkten des Werks. Die Eröffnung zu vieler Nebenschauplätze verhindert indes, dass das gute Zusammenspiel den nötigen Entfaltungsraum erhält. So beschäftigt Fritjof nicht nur die Arbeit im Hospiz, sondern auch eine kriselnde Beziehung, die Aufdringlichkeit seiner Eltern, die sich abzeichnende Unzufriedenheit mit der eigenen Arbeitsstelle und eine nie gänzlich aufgegebene, aber bis dato stets unerwiderte Zuneigung zu Hannes' Schwester aus Jugendtagen.

Hinzu kommt, dass die humoristische Untermalung der Thematik sich zu selten von schlichtem Klamauk unterscheiden lässt. So verliert die Darstellung von Tod und Sterben deutlich an Natürlichkeit und damit an Wirkung auf den Zuschauer. Das ist bedauerlich, bietet das interessante Konzept des Films doch gerade die Chance, unaufdringlich auf diese Thematik einzugehen. Als Mittel, die inhaltliche Auseinandersetzung für den Betrachter einfacher zu gestalten, wäre der Einsatz schwacher Wortspiele nicht notwendig gewesen.

Dennoch bleibt «Blaubeerblau» sehenswert, auch wenn es sich schlussendlich um zu leichte Kost handelt. Die Rahmenbedingungen des Drehbuchs, der Darstellerriege und der Besetzung hinter der Kamera hätten die Möglichkeit geboten, mehr aus dieser Idee zu machen.

Das Erste strahlt «Blaubeerblau» am Mittwoch, den 21. November 2012, um 20.15 Uhr aus.

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