Die Kritiker

«Hot in Cleveland»

von
Story
Die Autorin Melanie Moretti, die Stylistin Joy Scroogs und die ehemalige Soap-Schauspielerin Victoria Chase sind drei fabelhafte Frauen aus Los Angeles und beste Freundinnen. Ihr Leben ändert sich für immer, als die drei auf dem Weg zu einem Kurzurlaub in Paris einen Zwischenstopp in Cleveland, Ohio einlegen müssen. Während es den etwas reiferen Damen in Kalifornien nicht mehr allzu leicht fällt, das Interesse der Männer auf sich zu ziehen, gelten sie in der Großstadt im Mittleren Westen der USA immer noch als sexy.

Die drei Grazien beschließen in diesem neuen „Gelobten Land“ zu bleiben und fortan sogar unter einem Dach zusammen zu leben – in einem schicken Haus, um das sich die schlagfertige ältere Haushälterin Elka Ostrovsky kümmert, die auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken kann.

Darsteller
Valerie Bertinelli («Café Americain») als Melanie Moretti
Jane Leeves («Frasier») als Joy Scroogs
Wendie Malick («Just Shoot Me») als Victoria Chase
Betty White («Golden Girls») als Elka Ostrovsky

Kritik
In den USA läuft das von Drehbuchautorin Suzanne Martin entwickelte «Hot in Cleveland» schon seit einigen Jahren erfolgreich beim kleinen Kabelsender TV Land. Die Zuschauerzahlen sind zwar mit denen der großen Networks nicht einmal ansatzweise zu vergleichen, doch für einen Sender der dritten oder vierten Reihe beachtlich. glitz* hofft nun auf einen ähnlichen Erfolg in Deutschland, wird die Sitcom um drei verschrobene Kalifornierinnen, die es nach Cleveland verschlägt, hierzulande am werktäglichen Vorabend ausgestrahlt werden.

Das Konzept von «Hot in Cleveland» ist wahrlich nicht neu, denn es ist schlicht eine weitere Inkarnation des „Fish-out-of-Water“-Modells, das so alt ist wie die «Beverly Hillbillies». Amerika ist ein weites Land und äußerst vielseitig – die trendigen Gegenden von Los Angeles, in denen es so viele Botox-Kliniken gibt wie anderswo Supermärkte und der Bürgersteig zum Laufsteg wird, und das bodenständige Ohio im Mittleren Westen der USA, wo Amerika am amerikanischsten ist und das von Bewohnern der Küstenregionen gerne lapidar „Fly-Over“ genannt wird, könnten gegensätzlicher nicht sein.

Erwartungsgemäß bildet das auch nahezu ausschließlich die Basis der Gags, die man in der Serie so verbrät. Ob der Deutsche da im Detail mitkommt, ist fraglich, doch die meiste Angriffsfläche bietet hier nicht einmal der Lebensstil im Heartland, sondern all die Ansichten und Gewohnheiten der exzentrischen Kalifornierinnen. Und die Vorstellungen, die Deutsche und Amerikaner von Los Angeles so haben, decken sich größtenteils. Was dagegen hierzulande befremdlich wirken könnte, ist der typisch amerikanische trockene Humor, den man aus vielen Sitcoms kennt, und der auch vor schweren Themen keinen Halt macht (einen Nazi-Witz gibt es schon im Piloten). Hier sieht man einmal wieder, wie sehr sich die angelsächsischen und deutschen Lustigkeitsvorstellungen doch voneinander unterscheiden.

Die meisten Gags in der ersten Folge zünden, grasen aber pflichtbewusst nur die Oberfläche des Themas ab oder beziehen ihre Punchlines aus den drei völlig überzeichneten und zur Karikatur überspitzten Figuren. Zwei von ihnen können durch ihre sehr talentierten Schauspielerinnen (Jane Leeves, die schon in «Frasier» komödiantische Meisterleistungen abgeliefert hat sowie die Grande Dame der amerikanischen Half-Hour Wendie Malick) zumindest noch etwas Tiefe gewinnen. Doch letztendlich bleiben alle drei Hauptfiguren ein Mischmasch aus den übliche L.A.-Klischees. Am differenziertesten scheint noch Betty Whites Nebenrolle gezeichnet, die gleichsam den schwärzesten Humor aller Charaktere hat.

Die Pilotfolge von «Hot in Cleveland», für die Michael Lembeck Regie führte, liefert solides und in Teilen etwas abgedrehtes Sitcomfernsehen. Differenzierte Charaktere oder innovative Spielereien sucht man jedoch völlig vergeblich. Still: Cleveland rocks.

glitz* zeigt «Hot in Cleveland» ab Mittwoch, 9. Mai 2012, werktags um 19.45 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/56570
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