Hingeschaut

Alles etwas anders: «Eine wie keine» endet

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Bei täglichen Serien sind Inhalt und Quote eng miteinander verbunden. Grundy Ufa schaffte es bis zum Schluss nicht, die breite Masse in den Bann der Hotel-Soap mit Marie Zielcke zu ziehen. Eine Bilanz eines eigenwilligen Projekts.

Die letzte Klappe fiel schon vor Wochen, am Freitag endet nun auch die TV-Ausstrahlung der Sat.1-Daily «Eine wie keine», die rund 40 Folgen eher zum Finale kommt als eigentlich geplant. Im April wurde das Aus bekannt – zu niedrig waren die Quoten bis dahin. Verschiedene Rettungsmaßnahmen fruchteten nicht. Die Serie, die Geschichten im und um das Hotel Aden erzählte, war möglicherweise zu speziell. Einige Sätze, die Creative Producer Jonas Baur zum Serienstart im Quotenmeter.de-Interview verlauten ließ, haben sich inzwischen als Fehleinschätzung herausgestellt.

Es sind Sätze wie „Vor allem jetzt, wo wir mit «Eine wie keine» eine neue Daily Soap starten, habe ich mich auch immer wieder gefragt, was man anders machen kann“ oder „Wichtig ist aber – und das unterscheidet uns von anderen Formaten – dass für Manu ihr Sohn Daniel immer an erster Stelle steht. Eine stärkere Bindung als die zwischen Mutter und Kind gibt es nicht.“ Die Soap mit Marie Zielcke wollte anders sein – sie spielte in der Welt der Reichen und Schönen und schon anfangs viel zu selten da wo Hauptfigur Manu eigentlich herkam. Das war den Machern aber auch bewusst - Baur betonte im Interview sogar, dass niemand vom Team eine Serie machen wolle, die schon fünf Mal in ähnlicher Form zu sehen gewesen sei.

Erste Marktforschungen im Winter bestätigten dann: «Eine wie keine» hat in der Tat ein Problem – die Serie läuft bei Frauen mittleren Alters einigermaßen ordentlich, kommt beim jungen Publikum aber nicht gut an. Für junge Frauen boten sich viel zu wenig Identifikationspunkte: Sie können kaum etwas anfangen mit den Sorgen einer Mutter, bei der das Wohl des Kindes noch vor der großen Liebe steht. Jonas Baur masakrierte mit diesem innovativen Ansatz also einen Teil der Romantik; und um nichts anderes geht es in Dailys, die nach Telenovela-Prinzip aufgebaut sind. Um bei jungen Zuschauern an Boden zu gewinnen, verpflichteten die Macher Model Eugen Bauder und Ronja Peters, die mit ihren Figuren Mo und Jana für neuen Wind sorgen sollten.

Dann aber passierte etwas ganz Eigenartiges: Es schien als ob die Autoren sich zum Ende hin überhaupt nicht mehr um irgendwelche Marktforschungen und Wünsche des Senders gekümmert haben. Man könnte fast meinen, sie hätten ihr komplett eigenes Ding durchgezogen seitdem das Aus von «Eine wie keine» feststand. Anders macht es keinen Sinn, dass Figur Jana nach anfänglicher großer Geschichte gegen Ende zur Stichwortgeberin verkam – und das trotz großartiger schauspielerischer Leistung der jungen Ronja Peters.

Die Geschichten rund um die jungen Darsteller wurden wieder deutlich zurückgefahren; wie bereits vermutet stand beispielsweise Sophia Thomalla gegen Ende der Serie wegen anderer Verpflichtungen kaum noch zur Verfügung – einen guten Ersatz hatten die Macher nicht parat. Sie gingen fortan wieder ihren ganz speziellen Weg, erfanden ein Phantom, ließen das Hotel von einer AG übernehmen, die dann in eine Krise stürzte. Kurzum: Man entfernte sich erneut von Themen, die ein junges Publikum ansprechen könnten – es war ja schließlich sowieso schon zu spät.

«Eine wie keine» wurde von einer Vielzahl von ehemaligen «Verliebt in Berlin»-Machern verfasst – und angesichts dieser Eindrücke kommt doch ein Abschnitt aus dem Buch „Die TV-Falle“ in den Sinn. Der ehemalige Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski schreibt darin über eine schwierige Zusammenarbeit mit den Autoren der Telenovela. Auf Seite 67 heißt es: „Als ich wiederholt den großen Erzählbogen für die zweite Staffel einforderte, legten sie beleidigt die Arbeit nieder. Nur schmollend kamen sie zurück, ohne jedoch eine klare Antwort auf die einzig wichtige Frage – das Happyend – zu liefern.“

Bei «Eine wie keine» schien vor allem in den letzten 50 Folgen der Wunsch nach einem besonderen und außergewöhnlichen Kunstwerk im Vordergrund gestanden zu sein – man wollte, wie Jonas Baur schon sagte, eben vieles ganz anders machen. Und da schien es am Ende egal zu sein, welche Ansichten Zuschauer, Senderredakteur oder sonstwer hatte. Ohne Frage fand die Serie bei bestimmten Zuschauerschichten auch Anklang - in diversen Foren war immer wieder zu lesen, «Eine wie keine» sei die beste Daily überhaupt -, die breite Masse konnte man damit jedoch nicht erreichen. Ganz bewusst hatte man sich inhaltlich ein gutes Stück von «Verliebt in Berlin» und «Anna und die Liebe» entfernt und war bis auf wenige Blöcke im Mai nicht bereit, sich diesen Formaten anzunähern, um neue Schichten zu gewinnen. Dass man etwas gänzlich anderes machen will, wird sich übrigens auch im Finale der Telenovela zeigen, welches es in dieser Form so in Deutschland noch nicht gegeben hat.

Die Autoren haben sich mit der Sat.1-Serie also selbstverwirklicht: Nun sind es ja gerade Journalisten, die immer wieder fordern, Geschichten nicht stets zu wiederholen und auch mal etwas Neues, Mutiges zu probieren. Betrachtet man also nur das Werk «Eine wie keine» dann sieht man sicherlich ein Gesamtwerk, das qualitativ mit Ausnahme einiger Plotschwächen in den ersten 70 bis 80 Folgen sehr hochwertig ist. Es traf lediglich nicht den Geschmack eines größeren Publikums: Dass man diesen Fakt nicht beheben konnte und dass die Quoten auch zum Finale hin nicht über den Senderschnitt kletterten, das müssen sich die verantwortlichen Redakteure von Grundy Ufa, Phoenix Film und Sat.1 ankreiden lassen. Ab Oktober geht der Sender nun im Kampf um die jungen Zuschauer einen eindeutigen Weg, der sicherlich mehr den Mainstream im Auge hat. Die neue Soap «Hand aufs Herz» ist an einer Schule verortet – eindeutiger kann man die neue Richtung wohl kaum beschreiben.

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