Die Kritiker

«The Good Wife»

von

Inhalt:


Alicia Florrick ist die Frau des Staatsanwalts Peter Florrick. Als dieser aufgrund eines Sex- und Korruptions-Skandals angeklagt und inhaftiert wird, ändert sich für Alicia alles. Nach öffentlicher Demütigung und Treuebruch fasst sie einen entscheidenden Entschluss: Um für ihre zwei Kinder zu sorgen und ihren Ruf wieder herzustellen, kehrt sie nach dreizehn Jahren in ihren alten Beruf als Prozessanwältin zurück

Darsteller:


Julianna Margulies («Emergency Room») ist Alicia Florrick
Matt Czuchry («Gilmore Girls») ist Cary Agos
Archie Panjabi («Grease Monkeys») ist Kalinda Sharma
Josh Charles («In Treatment») ist Will Gardner
Christine Baranski («Happy Family») ist Diane Lockhart
Graham Phillips ist Zach Florrick
Mackenzie Vega («The Geena Davis Show») ist Grace Florrick
Chris Noth («Criminal Intent», «Sex and the City») ist Peter Florrick
Mary Beth Peil («Dawsons Creek») ist Jackie Florrick

Kritik:


Mit «The Good Wife» gelang CBS in diesem Jahr ein großer Coup: Die Serie ist beim US-Sender der zweiterfolgreichste Neustart – nach der Krimiserie «NCIS: Los Angeles». Sie hübschte in den Vereinigten Staaten die Quoten am späten Dienstagabend auf, sodass es dort für den Broadcaster so gut läuft wie schon eine ganze Zeit nicht mehr. Die Pilotfolge beginnt mit einer Pressekonferenz des Staatsanwalts Peter Florrick: Dieser wird verhaftet – ihm wird ein Sex- und Korruptionsskanal angehängt. Die Ausrichtung der Serie wird sofort klar: Nicht der von Chris Noth verkörperte Charakter steht im Mittelpunkt, sondern dessen Frau Alicia. Sie leidet, denn in diesen Tagen brach für sie nicht nur eine Welt zusammen, sie änderte sich auch schlagartig.

Es folgt ein Zeitsprung – sechs Monate später hat Alicia einen neuen Beruf – nach 13 Jahren Pause ist die Mutter nun wieder im Beruf als Anwältin tätig und kommt zunächst nicht so ganz klar mit der Hektik und dem vermeintlich Berufsalltag. Erzählt wird dies alles aber eher beiläufig, erst nach und nach kann der Zuschauer in die Seele Alicas blicken. Das ist gut gemacht – wenngleich die Autoren Robert und Michelle King in der Pilotfolge nah an leichter Langeweile vorbeischrammten. Knapp zehn Minuten dauert es, bis Alicia sich um ihren ersten Fall kümmert. Sie soll darin eigentlich lediglich die Strategie ihrer Vorgängerin verfolgen – doch Alicia denkt und handelt anders und genau das könnte sie zum Erfolg führen.

Etwas klischeehaft bildet die Serie den typischen Geschlechterkampf ab: Sätze wie „Men can be lazy, women can’t“ mögen zwar emanzipierten Frauen gefallen, sie dienen aber sicherlich nicht dazu, einen differenzierten Blick auf das Leben von Anwältinnen zu bekommen. Dieser Dinge bedient sich «The Good Wife» im Piloten etwas zu oft. Staatsanwalt und Richter lassen die Anwältin nicht zu Wort kommen – Frauen scheinen im Gericht weniger Rechte zu haben. Dieser Konflikt bietet allerdings großes Potential, welches die Produzenten Ridley Scott (unter anderem Macher von «Königreich der Himmel») und Tony Scott («Numb3rs») in der ersten Folge allerdings kaum ausschöpften.

Nicht zu vergessen ist, dass Alicia in ihrem Beruf als Anwältin auch nach wie vor unter den Taten ihres Mannes Peter leidet. Sie wird mit dem Skandal, der ihn letztlich hinter Gittern brachte, stets in Verbindung gebracht – und das sind längst nicht ihre einzigen Probleme. Auch zu Hause sorgt ihre Tochter für Kummer: Dass Alicia damit direkt auf dem Weg in den Gerichtsaal konfrontiert wird, ist eine der Überspitzungen, die man sich im Piloten nicht gewünscht hätte. Die Probleme der geschäftstätigen Mutter, die sich nun alleine um das Wohl der Sprösslinge kümmern muss, sind aber angenehm real – ein Pluspunkt für das Format.

Unverkennbar ist, in welche Richtung der US-Sender CBS mit der Serie gehen wollte: Der Kanal mit den ältesten Zuschauern in der USA hat eine Anwaltsserie geschaffen, die hauptsächlich Frauen über 35 ansprechen soll. Letztlich könnte diese Ausrichtung für ProSieben ein Problem werden - «Grey’s Anatomy» und «Private Practice» richten sich zuvor überwiegend an die junge Bevölkerung. Julianna Margulies zeigt als Hauptdarstellerin, das gut aussehende Frauen auch älter werden können und glänzt damit trotzdem. Eigentlicher Star der Serie ist Chris Noth, der seine Rolle als inhaftierter Staatsanwalt unglaublich intensiv spielt – auch wenn er in der ersten Ausgabe kaum zu sehen ist.

Julianna Margulies könnte man als neue Uschi Glas Amerikas bezeichnen, denn die Thematik ist hierzulande nicht unbekannt: In «Anna Maria» musste Uschi Glas in den 90ern in Sat.1 ihre Frau stehen, als sie sich in der Geschäftswelt ihres verstorbenen Mannes zurecht finden musste – dem vorwiegend älteren Publikum gefiel es. Einen Unterschied gab es aber – und er ist nicht zum Vorteil von «The Good Wife»: Bis auf die erste Sequenz als der Schock über die Enthüllungen noch tief sitzt, zeigt Hauptfigur Alicia kaum Gefühle. Sie wird dargestellt als manchmal überrumpelte, vielleicht auch leicht überforderte Anwältin, die stets Stärke bewahrt und versucht sich durchzubeißen. Schwäche sucht man in den meisten Fällen vergeblich – leider.

Fans von «Für alle Fälle Amy» werden sich in der neuen Serie sicherlich heimisch fühlen, aber auch Frauen, die sich mit ZDF-Romanzen und Telenovelas anfreunden, können Gefallen an der Geschichte um eine Frau haben, die aus einer großen Lebenskrise kommen muss.

ProSieben zeigt die 22 Folgen der ersten «The Good Wife»-Staffel ab Mittwoch, 31. März 2010, jeweils um 22.10 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/40973
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